Martin Beyer schuf mit „Alle Wasser laufen ins Meer“ einen gut recherchierten Roman über den Dichter Georg Trakl. Trakls Werke sind anspruchsvoll, von manchem als „schwere Kost“ empfunden. Martin Beyer ist es in seinem Roman gelungen, die Komplexität von Trakl, dessen Hang zur Schwermut und die Entstehungsgeschichte einiger Gedichte spannend lesbar aufzuzeichnen. Der Leser taucht ein in das Leben der untergehenden K&K-Monarchie, fühlt die Sehnsucht einer aussichtslosen Liebesgeschichte, erlebt die Besessenheit und den Schaffensdrang eines sich oft unverstanden fühlenden und ewig suchenden Dichters. Martin Beyer rekonstruiert gewissenhaft das Leben von Georg Trakl. Mit psychologischem Gespür beschreibt er Trakls Selbstzweifel, Ängste, Gedanken und Entscheidungen. Es scheint, als habe Trakl Beyer zu seinem Biographen bestimmt. Besonders berührend ist Beyers Feingefühl und Bedachtsamkeit, um objektiv und ohne Verurteilung Georgs tiefe Liebe zu seiner Schwester Grete zu beleuchten. Weiterlesen