XI. Benedikt XVI liest Ratzinger ’69

Wobei er das gar nicht gern hat, wenn wir uns über seine Bücher hermachen. Dabei riechen die doch so herrlich! Besonders die alten, die er noch unter eigenem Namen herausgegeben hat, ohne K. wie Kardinal und ohne Stempel des Heiligen Offiziums. Am liebsten ist mir ein Buch von 1969, ‚Das neue Volk Gottes‘. Der Einband ist so abgewetzt wie eine ausgewaschene Jeans, die Seiten sind so geschmeidig wie Samt. Kein Mensch könnte sich damit in den Finger schneiden. Weiterlesen

X. Der Abend ist gerettet

Sein Bauernhof liegt auf der anderen Seite der Alpen und ist heute ein Museum, und statt dem Fernglas brauchte der Ratzinger ein Taschentuch. Er tröstete sich mit „Wenigstens die Dogmen bewacht jetzt der Kalifornier.“ Seinen Kardinalspurpur hat er ja recht billig bekommen, der Kalifornier. Schnell mal 40 Seiten Ratzinger auf 4 Seiten Levada gekürzt und mit dem Titel „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre etc.“ vorgelesen – so lautet die Kurzfassung von DOMINUS IESUS. Die Welt konnte sehen: Ein neuer Mann ist da, zu sagen hat er nichts neues, das aber effizient, wozu die ganze Aufregung. Nebenbei, was hatte der Kalifornier für ein Glück: Bei der Pressekonferenz hat die Sonne geschienen! Weiterlesen

IX. Sehnsucht nach dem Himmel

Fußball war mehr eine Angelegenheit für den vorherigen Chef, den eiligen Vater, damit konnte man die Sympathien des Volks gewinnen, besonders in Barcelona oder auf Schalke, naja selbst der eilige Vater konnte nicht überall dabei sein. Neben Fußball interessieren sich ja die meisten Leute für alles was Schlagzeilen macht, also für Ketzereien und Verbrechen. Davon hatte das zwanzigste Jahrhundert, was die Kirche betrifft am wenigsten zu bieten. Nachdem es vorbei ist, stören sich die meisten daran, dass es überhaupt noch Dogmen gibt, und für die Kirche interessieren sich immer weniger Leute. Weiterlesen

VIII. In den Tiefen des Vatikan

Weil noch kein Feierabend zu erblicken war, holte er pflichtgemäß Eimer und Lappen und Essigreiniger und staubte die Supplementskisten ab, die nach und nach und seit dem Konzil in einer Nische kisten- und waschkörbeweise gestapelt worden sind. „Die Interpretationen machen mehr Arbeit als das Essentielle.“ sagte er stets. Er muss es wissen, denn er war ja dran beteiligt, am Konzil und seiner Interpretation. „Es hilft alles nichts“, dann nahm er sich ein Herz und den Lappen und das Putzmittel „all die ganzen Missverständnisse müssen doch mal bereinigt werden!“ und rückte murmelnd gegen das alphabetisch geordneten nachkonziliaren Interpretationen vor. Weiterlesen

VII. Der Ratzinger-Katzen-Pakt

Wir träumen von den Dächern, doch unsere Karriere begann im Keller. Ganz tief unten im Vatikan, wo kein Fremder hinkommt, und fast kein Tageslicht, da halten sie die Dogmen in Schach. Dort ist unser Ratzinger praktisch auf die Katz’ gekommen, vor ungefähr 30 Jahren. Als junger Mann war er beliebt, erfolgreich, hatte einen Professoren-Lehrstuhl inne und wurde – ohne als Weihbischof gedient zu haben – gleich zum Erzbischof befördert, praktisch vom Katheder direkt auf die Kathedra von München und Freising, größtes Bistum in Bayern. Doch viele Fronleichnamsprozessionen durch Münchener Prachtalleen konnte er nicht feiern, denn kurz danach kam der Appell aus Rom: Weiterlesen

VI. Die Nachfolgeregelung

Als seinen Nachfolger dort, im Heiligen Offizium hat der Ratzinger William Joseph Levada engagiert, letzte ausgeübte Tätigkeit Erzbischof von San Francisco. Also hat der Mann schon Sonne im Leben gesehen und einiges erlebt. If you’re going to San Francisco… wer träumt dabei nicht von Sachen, die nicht ganz erlaubt, aber dort problemlos praktiziert werden? Weiterlesen

V. Mittagessen mit Verspätung

Wir müssen zahm sein und kratzen dürfen wir nicht, denn seine Hände braucht er für seine Arbeit. Wir sind seine Privatsphäre und seine kleinen Helfer hier und da. Horch, Sara! Ruft da nicht jemand die Treppe herauf: „Es gibt Fressen“? Hurtig sind wir hinuntergaloppiert! Beim Essen konnten wir ihm allerdings nicht helfen. Vor dem Tischgebet schaute der Sekretär (mit Küchenschürze) auf seine Uhr, Ratzinger sagte: „Es hilft nichts, sonst wird es ja kalt.“ Sehenswert war, wie der Ratzinger mit 1 ½ Händen bei erhöhter Unfallgefahr – „Passen Sie auf Ihren Verband auf. Die Sauce!“ Weiterlesen

IV. Das Ratzinger-Verfahren: Samtpfotentest & Presseschau

Im zweiten Examen wird die Tauglichkeit für die päpstliche Arbeit geprüft. Es ist einfach. Du wirst auf einen Tisch gesetzt, vor dir liegt ein Buch. Die Aufgabe besteht darin, das Buch aufzuschlagen, vollständig durchzublättern – deshalb heißt er Samtpfotentest – und wieder zu schließen. Selbstverständlich darf kein Eselsohr hinterlassen werden. Danach kommt ein zweites und drittes Buch. Wegen der Chancengleichheit, und die muss weltweit gewährleistet sein, ist das erste Buch ein aktueller Bestseller, ein Roman oder Sachbuch, üblicherweise 90g-Papier, gebunden mit Schutzumschlag. Beherrschung von Kapitelanfang, Seitenzahlen, fertig. Weiterlesen

III. Das Ratzinger-Verfahren: Der Geschicklichkeitstest

„Was soll’s, wir sind im Paulusjahr. Der hat sich auch nicht drum gekümmert, ob er eine gute Presse hat.“ Sprach’s und ließ die Zeitungen liegen und ging ins Haus. „Wie gut, dass wir die Katzen haben.“ Dann hat er uns gestreichelt, aber hungrig wie wir waren, haben wir uns nicht wirklich über die Zutraulichkeit gefreut. „Tobias, Sara, was meint ihr? Heute Abend grillen wir! Und ihr Katzen sollt auch was davon haben!“ Weiterlesen