Der Tod lauert überall. Da verwundert es nicht, dass er auch ein universelles Thema ist. So könnte nahezu jede wissenschaftliche oder künstlerisch-kulturelle Disziplin den Tod in sein Ressort aufnehmen. Doch das alleine war nicht das interdisziplinäre Ziel des Journalisten Bartholomäus Grill. Sein Buch Um uns die Toten. Meine Begegnungen mit dem Sterben bringt den Leser zum Nachdenken über den Tod und den bietet dazu sowohl einen phänomenologischen als auch individuell-autobiographischen Umgang damit. Beides scheint sinnvoll zu sein, da doch keiner diesem Untersuchungsobjekt entfliehen kann.
Archiv des Autors: Philip J. Dingeldey
Rap für Radikale
Einen ganzen Tag lang Rap und Hip Hop auf einem Festival in Nürnberg – wie ist das nur auszuhalten? Eigentlich sehr gut, auch oder gerade wenn man kein Fan für konventionellen Mainstreamrap ist. Vielleicht lag es auch daran, dass ich ausnahmsweise einmal gut gelaunt war, wohl eher aber daran, dass es sich um das linksrevolutionäre und internationalistische Unspoken Words-Festival im Stadtteilzentrum Desi handelte. Denn ja, Rap kann und muss auch mal politisch sein.
Hybrid der Freundschaft

Cover zu Ostende. 1936: Sommer der Freundschaft von Volker Weidermann (Urheber und Quelle: Verlag Kiepenheuer & Witsch)
Der Ort schien fern vom Krieg und von den deutschen Ungerechtigkeiten; kein Wunder, dass sich hier, im belgischen Ostende, im Sommer zahlreiche deutsche Schriftsteller für den Urlaub einfanden. Doch 1936 waren viele von ihnen auf der Flucht und verbrachten einen fiebrig-resignativen Sommer in Ostende als Exilschriftsteller, die ums Überleben und gegen Nazideutschland kämpften. Daraus hat Volker Weidermann, der Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ein sachkundiges, hybrides Buch geformt – Ostende. 1936: Sommer der Freundschaft.
Vom Ende der Privatsphäre
Als die frühe Römische Republik wieder einmal von Unruhen heimgesucht wurde, ernannten die Römer – wie es das politische System vorsah – einen Diktatoren, und, so die Erzählung, dies sei ein Cincinnatus gewesen, der die Republik abermals stabilisierte und sich danach als Bauer zurückzog. Darum hat sich Edward Snowden, den wir bei re>flex als Volkshelden tituliert haben, auch diesen Namen als Pseudonym zugelegt, als er erstmals in Kontakt mit Glenn Greenwald trat und schließlich später mit diesem den NSA-Skandal aufdeckte. Der freie Journalist und Anwalt Greenwald hat nun ein Buch über Snowden, die NSA und die amerikanischen Medien und Politiker geschrieben – Die globale Überwachung.
Ins Netz gegangen

Scharf angeschossen – Fußball auf dem Feld der Ehre (Foto: Awaya Legends https://www.flickr.com/photos/awaya/2717850130/sizes/m/in/photostream/)
Da ging es aber ganz schön ab, die letzten Tage in unserem re>flex-Magazin. Vor zwei Tagen veröffentlichte ich meinem Essay Faschistoider Fußball. Das hat in unserem Magazin erfreulicherweise eine hitzige, öffentliche Diskussion ausgelöst. Denn die provokante These des Artikels war, dass das Phänomen Fußball faschistoide Elemente aufweist, was ich primär belegt habe, anhand der Faktoren Patriotismus, gekoppelt mit einem Hypernationalismus, und totalitären Zügen durch den Massencharakter, der Abslouheit des Fußballs und dem sakralen Warenfetisch, der um das Produkt herum generiert wird. Widerspruch ist da ja eigentlich schon vorprogrammiert. Eine Erwiderung von Philip J. Dingeldey
Faschistoider Fußball
In Kürze beginnt wieder einmal der größte Zirkus der Welt – nämlich die Fußball-Weltmeisterschaft (WM) –, und die Deutschen sind schon ganz aus dem Häuschen. Überall findet man jetzt Fanartikel, über Schmuck, Halsbänder, Fußbälle, Schminke – freilich alles in den deutschen Nationalfarben. Selbst Produkte, die auf den ersten Blick nichts mit Fußball zu tun haben, versuchen mit dem WM-Etikett ihre Umsätze, meist erfolgreich, zu maximieren. Das nennt sich dann Fußballfieber.
Komprimierte Absurditäten
Seine Stücke gehören in den Grundkanon der europäischen Literatur des zwanzigsten Jahrhundert. Seine Stücke drücken Absurdität, Atheismus, Desillusionierung und Existenzialismus aus. Seine Stücke wirken oft abwegig und sinnlos – und genau dahinter verbirgt sich der Sinn der Absurdität des Daseins. Die Rede ist natürlich vom irischen Schriftsteller Samuel Beckett, der 1969 den Literaturnobelpreis erhielt und seine meisten Werke in Englisch und Französisch verfasste. Jedoch kennen die meisten nur sein Drama Warten auf Godot – und vielleicht noch Endspiel. Das möchte der Suhrkamp Verlag ändern, indem er Becketts kurze Stücke in einem Band herausgegeben hat.
Sterbehilfe für Nerds

Cover zu Das unerhörte des Leben des Alex Woods von Gavin Extence (Quelle und Urheber: Limes Verlag).
Ein Meteor bricht durch ein Hausdach und trifft einen kleinen Jungen am Kopf. Der Junge, der überlebt, aber nach einer Komaphase an Epilepsie leidet, hilft später einem alten Mann beim Sterben. Denn vom Überleben und Sterben handelt der Roman Das unerhörte Leben des Alex Woods Oder: Warum das Universum keinen Plan hat, verfasst vom britischen Autor Gavin Extence.
Einzigartigkeit Poesie?!
Die Welt als Wille und Vorstellung. So lautet der Titel des philosophischen Hauptwerkes Schopenhauers. Schon jener deutet implizit auf die Bedeutung der Kommunikation hin. Man macht sich die Welt Untertan, indem man sie in begreifbare Schemata zwingt – den Willen und die Vorstellung. Dazu braucht es jedoch die Sprache als Medium, erstens, als Schema für den Menschen, um zu begreifen; zweitens, um dies anderen kundzutun; und drittens, um auch das soziale Umfeld zu schematisieren. Darauf greift auch Hamann – anschließend an Aristoteles – zu, wenn er meint, ohne Wort gäbe es weder Vernunft noch Welt. Die Vernunft ist zunächst das, was uns vom instinkthandelnden Tier unterscheidet, die Reflexionsfähigkeit. Dies drückt sich in unserem verbalen Hauptkommunikationsmittel aus. Fraglich bleibt natürlich, ob uns dies zum politischen Wesen macht.
An der Liebe vergangen
Einen heiteren, spannenden, aber auch banal-stereotypen Roman hat der schottische Autor John Niven mit straight white male vorgelegt. Niven hat schon mehrere erfolgreiche Novellen und Romane geschrieben und lebt in der Nähe von London. Mit seinem neuen Buch präsentiert er eine beißende Satire über Hollywood und den britischen Literaturbetrieb.