Mr. Hurley und die Pulveraffen, das ist eine symphytische fünfköpfige Folkband aus dem karibischen Osnabrück, welche sich ganz und gar dem Piratentum gewidmet hat. Im nicht so tropischen November trafen wir die Crew, um über eine von Piraten geprägte Kindheit, der aktuellen Platte „Leviathan“ und dem aktuellen Zeitgeist zu sprechen.
re>flex: Hallo und danke dass ihr euch Zeit für das Interview genommen habt.
Mr. Hurley und die Pulveraffen: Gerne, gerne.
Dann würde ich erst einmal mit der Standardfrage anfangen. Könnt ihr euch bitte einmal kurz vorstellen? Wer seid ihr in der Band und welche Rolle übernehmt ihr?
Mr. Hurley: Dann mache ich mal klassischerweise den Anfang. Mein Name ist Mr. Hurley und ich bin Sänger und Gitarrist von „Mr. Hurley und die Pulveraffen“.
Buckteeth Bannock: Ich bin Buckteeth Bannock, und spiele hauptsächlich Akkordeon, auch ein bisschen Klavier und ich gröle auch ein bisschen Frivolitäten ins Mikrofon.
Einäugiger Morgan: Ich bin der einäugige Morgan. Ich bin, wenn man das so nennen will, der Drummer und singe dazu auch.
Pegleg Peggy: Ich bin Pegleg Peggy. Ich mache auch ein bisschen Gesang, und ich bin die Bassistin.
Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann seid ihr Geschwister – sprich ihr seid zusammen aufgewachsen. Die Piratenthematik, die ihr in euren Songs habt. Hat die sich dann auch durch eure Kindheit gezogen? Seid ihr dann damit auch aufgewachsen?
Pegleg Peggy: Welches Kind ist nicht irgendwie mit Piraten aufgewachsen? Das findet man als Kind natürlich sowieso immer cool und wir hatten auch als Kind dieses große Playmobilpiratenschiff und so weiter.
Buckteeth Bannock: Sowohl Playmobil, als auch …
Pegleg Peggy: Lego.
Mr. Hurley: Haben wir gestern noch drüber geredet. Du hast diese Geschichte erzählt mit den Legogoldmünzen aus der Piratenzeit. Die müsste Buckteeth mal ganz kurz paraphrasieren.
Buckteeth Bannock: Stimmt, weil das gibt schon unsere Liebe zum Piratengold wieder (lacht). Wir hatten diese ganzen Legopiratensets und da waren auch diese ganzen winzig kleinen Legogoldmünzen in den Schatztruhen drinnen. Und irgendwann sollten wir unser Zimmer aufräumen, weil da mal Staub gesaugt werden musste. Und das war so die Sache. In unserem Kinderzimmer waren wir zu dritt, und das hatte insgesamt vielleicht so 20-30 Quadratmeter.
Wahrscheinlich eher weniger (lachen). Wahrscheinlich eher 16 Quadratmeter, so 4 auf 4 Meter. Hab mich gerade verrechnet im Kopf. Jedenfalls waren da ungefähr 20 Quadratzentimeter frei und der Rest war mit Lego bedeckt. Dann haben wir halt das ganze irgendwie so in eine Ecke geschoben. Und wir hatten aber panische Angst, dass wir irgendwo einer dieser kleinen Goldmünzen übersehen haben könnten, so dass wir unserem Vater dann das Versprechen abgerungen haben, dass nachdem er Staub gesaugt hat, er nochmal den Beutel aufmacht, ihn durchwühlt und eventuell unsere Münzen wieder raus fischt. Ich bin sicher, dass hat er auch wirklich gemacht (lachen).
Ich habe gesehen, dass diese ganze Bandentstehungsgeschichte auch mit LARP (Anm. d. Red.: Life Action Role Play) zusammenhängt. Habt ihr dann auch Auftritte bei LARPs gehabt?
Einäugiger Morgan: Ja, das ist ein bisschen eine ironische Geschichte. Wir haben die Band ursprünglich, aus diesem LARP heraus, mit dem Ziel gegründet, dass man vielleicht einfach mal kostenlos auf einen LARP, oder einen Mittelaltermarkt drauf kann. Und mittlerweile ist es halt so, dass wir schon so viel mit der Band unterwegs sind, dass wir es schon nicht mehr, oder kaum noch, schaffen privat auf LARPs zu gehen. Aber ja, gerade in der Anfangszeit hatten wir es immer wieder, dass wir einfach durch irgendwelche LARP-Kneipen gezogen sind und da so ein paar Trinklieder zum Besten gegeben haben. Die Zeiten sind leider so ein bisschen vorbei.
Du hast jetzt auch gerade angesprochen, dass ihr viel um die Ohren habt und viel umherzieht. Ihr feiert dieses Jahr 10-jähriges Bandjubiläum. Was ist so der schönste Moment, den ihr in 10 Jahren erlebt habt?
Pegleg Peggy: Das ist schwierig.
Mr. Hurley: Ich glaube da muss man ein paar Highlights nennen. Das kann man nicht auf einen Moment festlegen, da die alle so unterschiedlich sind. Ich kann mich daran erinnern, als wir den ersten „professionellen“ Auftritt gespielt haben und wir das erste Mal ein Hotelzimmer gebucht bekommen haben von einem Veranstalter. Da haben wir uns schon gefühlt wie die gigantischen Rockstars.
Einäugiger Morgan: Die wir heute sind (lachen).
Mr. Hurley: Also das war auf jeden Fall ein gigantischer Moment. Aber natürlich auch sowas wie das erste richtig große Festival. Sowas wie das erste Mal in Wacken zu spielen. Oder vor zwei Jahren der Auftritt auf dem Summerbreeze vor 17000 Leuten, das war auf jeden Fall ein Highlight. Oder klassisch auch die erste CD oder die erste Chartplatzierung. Wir sind mit den letzten beiden Platten sogar in den Top Ten gelandet. Sowas sind natürlich emotionale Glücksmomente im Bandgeschehen.
Dann würde ich doch direkt mal über die aktuelle Platte reden, die gerade noch relativ frisch auf dem Markt ist. Das Intro geht ja relativ langsam und episch los und dann kommt ja nicht der Titelsong des Albums „Leviathan“ sondern erst „Affentotenkopp“, der relativ fröhlich und mehr so in die Richtung „Moshpittrinklieder“ geht. Danach kommt „Leviathan“, der relativ düster ist, mehr ans Intro anknüpft und mehr diesen epischen Überbau hat. Wieso habt ihr euch entschieden, dass von den Songs dann erstmal so aufzuspitten und dann eben nicht „Leviathan“ nach dem Intro?
Buckteeht Bannock: Du stehst uns da viel zu viel Gedanken zu, die wir da reinstecken (lachen). Die Sache ist, dass wir uns normalerweise nicht einen Titelsong, und einen Titel für ein Album überlegen und dann Songs dafür schreiben. Ne, wir schreiben Songs auf die wir gerade Bock haben und schauen dann in welcher Reihenfolge die halbwegs funktionieren, und dann überlegen wir uns welcher Titel für das Album jetzt gut passen würde. Weil wir im Vergleich zu anderen Alben relativ viele düstere Songs drauf haben, haben wir uns gedacht, dass „Leviathan“ als Titel irgendwie wuchtiger, und insgesamt für die Platte passender klingt. „Affentotenkopp“ hätte vielleicht auch funktioniert, aber unser erstes Album hieß ja schon „Affentheater“ und da wäre dann vielleicht ein bisschen Verwechslungsgefahr gewesen. Und im Endeffekt fanden wir „Leviathan“ als Albumtitel passend, aber nicht so als ersten Song auf der Platte.
Pegleg Peggy: „Affentotenkopp“ ist einfach durch dieses „alle Frau und Mann an Deck“ ein schöner Einstieg.
Mr. Hurley: Letztentendes behandelt „Affentotenkopp“ eine Bandvorstellung. Wir leiten uns als Band sozusagen ein, und vorher passt das inhaltlich einfach ganz gut als erster Titel.
Eine Zeile, die du gerade angesprochen hast: „Alle Mann und Frau an Deck“. Wenn man jetzt so Piratenzeitalter an sich sieht, war es ja eigentlich so, dass Frauen Unglück bringen an Bord. Ihr habt eine Frau in eurer Band und sagt auch „alle Mann und Frau an Deck“. Also würdet ihr sagen, dass es Teile von Piratentraditionen gibt, die ihr nicht gut findet / die ihr nicht in euren Songs übernehmen würdet?
Einäugiger Morgan: Also erst mal, das war halt selbstverständlich ein Aberglaube. Und es gibt auch historisch überliefert weibliche Piraten, wie Anne Bonny oder Mary Read. Das ist erst mal nichts Ungewöhnliches und von daher eigentlich gar nicht so weit weg. Aber man darf auch nicht vergessen, dass wir keine sonderlich historisch korrekte Band sind (lachen). Sondern wir verkörpern ja eigentlich so ein eher überzeichnetes Ideal von Piraten und ich finde da kann man dann auch etwas modernere und aufgeklärtere Gedanken mit einfließen lassen. Das haben wir ja nicht nur bei Genderdebatten, sondern auch mit anderen politischen Themen ab und zu bei uns mit drin.
Buckteeht Bannock: Wir spielen natürlich viel mit den Klischees, die mit dem Seeräubertum verbunden sind. Aber im Endeffekt sind wir natürlich schon eine Band aus dem 21. Jahrhundert und vertreten schon eher heutige Werte als die von damals. Wenn man aber schon historisch drüber nachdenkt sollte man nicht unerwähnt lassen, dass die erfolgreichste Seeräuberin oder der erfolgreichste Seeräuber alle Zeiten eine chinesische Piratin war: Witwe Cheng. Die hatte wirklich eine riesige Flotte unter ihrem Kommando. Dass Frauen keine Piraten sein können ist ganz großer Unfug.
„In jedem Hafen“ spielt ja auch mit diesem Stereotypen des Machopiraten, der am Ende ja auch einfach von den überlegenen Frauen abgezockt wird.
Über „Scherenschnitte“ würde ich sagen, dass es auch ein relativ politischer Track ist. Wenn ich ihn höre, habe ich das Piratensetting, wie man es beispielsweise aus verschiedenen Medien kennt, vor Augen. Trotzdem musste ich während ich den Song gehört habe an verschiedene Dinge wie Flüchtlinge, die Unruhen in China und Frankreich, usw. denken. Wie kann es sein, dass ein Song, der eigentlich erst mal etwas aus einer vergangenen Zeitepoche beschreibt, immer noch so hochaktuell ist?
Mr. Hurley: Ich habe den Text natürlich bewusst so geschrieben. Das kommt manchmal vor, dass wir unseren Unmut über gesellschaftliche Zustände auch mal in Songtexten Ausdruck verleihen und dann auch mal politische Themen in Songs ansprechen. Dann aber natürlich metaphorisch in diesem Piratensetting gesprochen, in dem wir uns eben bewegen. Wenn man jetzt mal historisch ausholt, waren Piraten eigentlich selten diese glamourösen Robin Hood mäßigen Typen und Helden, die oft in den Medien dargestellt werden. Sondern vor allem waren das arme Menschen, die irgendwie durch die Not gedrungen in die Kriminalität gedrängt wurden. Und genau aus der Sicht einer solchen Person ist ja „Scherenschnitte“ geschrieben. Die unterste Kaste, oder wie immer man das auch nennen mag, an ausgebeuteten Menschen, die den reichen Menschen, sei es beispielweise Gouverneure oder Adelige zu der Zeit, durch die Fenster der weißen Paläste zugesehen haben, wie sie sich auf den Kosten der armen Menschen amüsieren und bereichern. Und der ganze Song erinnert ja auch ein bisschen an die französische Revolution, so ein Feeling vermittelt der ja. Und ich finde es immer noch ganz nett, das sage ich live immer noch dazu, dass wir uns eigentlich bei dem
Song, wenn wir uns den anhören, Gedanken machen können, auf welcher Seite vom Fenster wir im echten Leben eigentlich so sitzen.
Jetzt muss ich leider von diesen schönen Worten wieder ein bisschen weg gehen. Ihr habt in all euren Alben auch immer wieder die Skits drinnen, welche ja auch mehr Hörbuchcharakter haben. Könntet ihr euch vorstellen in diese Richtung mal etwas zu produzieren, zum Beispiel ein Hörbuch für ein jüngeres Publikum?
Buckteeht Bannock: Das wird immer mal wieder angefragt. Was eigentlich nur so als kleiner Gag am Rande gestartet ist, weil wir noch etwas mit unseren Freunden machen wollen, die auch irgendwie auf unserem Album unterbringen wollten. Da kommen jetzt immer mehr Nachfragen, ob wir da nicht mal was Größeres draus machen wollen, weil das ziemlich gut ankommt. Das ist momentan aus Zeitgründen nicht in Planung, aber ich glaube wir hätten wunderbar viel Spaß daran. Also vom Prinzip her: ja. Aber erst mal ist der Fokus natürlich weiterhin auf die Musik gerichtet.
Ich würde dann auch noch kurz bei den Skits bleiben. Kurze Gegenfrage: Wieso haben Piraten jetzt denn eigentlich so lange Haare?
Mr. Hurley und die Pulveraffen (lachen)
Buckteeht Bannock: Das musst du tatsächlich den dunklen Parabelritter fragen(lacht). Der dunkle Parabelritter, ein YouTuber zum Thema Metal, ist ein Bekannter und Freund von uns, und der wollte auch gerne mal bei uns mitmachen und dann haben wir diese kleine Rolle für ihn geschrieben. Und der hat tatsächlich auf seinem Youtubekanal ein Video: „Warum haben alle Metaller lange Haare“ und darauf ist es eine Anspielung. Das heißt, guckt euch dieses Video an, dann habt ihr auch die Antwort auf diese Frage.
„Auf zu neuen Ufern“ ist ein Song, den ich sehr emotional und schön finde. Ich weiß nicht, ob das für euch ein Schmähbegriff ist, wenn ich jetzt sage, dass ist ein Heartbreaksong (lacht), weil es ja mehr als das ist. Wie schafft ihr es, wir sind ja immer noch in einem Setting, in das man sich schwer reinversetzen kann – keiner würde sagen, dass er voll das Piratendasein nachvollziehen kann -, immer wieder diese persönlichen Anknüpfpunkte in Songs zu bringen, dass man sich so abgeholt fühlt?
Einäugiger Morgan: Ich glaube das liegt daran, dass wir alles so ein bisschen karikierend und überspitzt und cartoonhaft haben. Und in diesem konkreten Fall, ist es ja eigentlich ein ganz klassisches Thema aus der Punkmusik, und Popmusik grundsätzlich, das kennt man daher sowieso schon. Und als cartoon-comic-mäßige Piratenband, haben wir auch ein bisschen Punkflair, deswegen können wir uns sowas einfach erlauben und man lässt uns das durchgehen, weil es einfach ein bisschen passt. Warum wir jetzt damit Leute irgendwie abholen? Da machen wir uns nie so große Gedanken zu. Auch der Song ist eigentlich nie aus einem Gedanken entstanden, dass wir damit irgendwie die Leute berühren, ihnen aus der Seele sprechen wollen. Wie so viele unserer Songs war da der Hintergrund: „Hehehe das ist witzig“. (lachen)
Mr. Hurley: Natürlich ist das im Grunde ein emotionales Thema, was irgendwie jeder kennt. Fast jeder hat irgendwann mal eine Trennung hinter sich oder etwas Ähnliches. Tatsächlich ist der Song ja auch sehr beliebt. Ganz viele Leute feiern den sehr ab. Genau darum, weil sie, glaube ich, damit selber Erlebnisse verknüpfen. In unserem Fall ist das tatsächlich, da muss ich enttäuschen, eher einfach nur ein Witz. Das hat keinen ernsten realen Hintergrund. Also niemand von uns wünscht
irgendwelchen Ex-Partnern etwas Schlechtes. Und es ist halt ein emotionales Thema, dementsprechend fühlen sich Menschen davon angesprochen. Wie wir es schaffen, trotz unseres musikalischen oder historischen Kontextes, wie auch immer man es bezeichnen will, auch solche Themen zu verpacken, liegt natürlich daran, dass wir selber riesige Piratenfans sind und tausende Bücher und Filme zu dem Kontext kennen. Dann fallen einem halt manchmal auch zu modernen und privaten Geschichten Metaphern aus dem Seefahrertum ein, die man dann in Songs verbauen kann.
Ihr habt eben auch immer viele Metaphern und Wortspiele. Bei „Leviathan“ ganz am Ende beispielweise eine Reimkette, in der ihr viele Legenden, Sagenfiguren und Figuren aus der Popkultur eingebaut habt und die ich sehr schön durchdacht finde. Und eben generell immer viele Wortspiele zum Thema Piraten und zum Thema Alkohol. Die fallen euch dann auch immer spontan ein? Beim im Bett liegen?
Mr. Hurley und die Pulveraffen (bejahen)
Mr. Hurley: Nicht selten. Also bei mir ist es auch ganz oft im Bett so, wie du gesagt hast, dass ich nachts im Bett aufwache und eine Idee habe. Ein gutes Wortspiel. Ein Witz. Dann lässt mich das nicht los und dann muss ich auch aufstehen und das aufschreiben. Aber tatsächlich ist der Anfang für einen Song nicht selten einfach nur irgendein Wortspiel, das uns einfällt, und wir uns denken, dass man daraus vielleicht etwas machen kann.
Ich habe auch gehört, dass zwei von euch gar keinen Alkohol trinken. Stimmt das?
Pegleg Peggy: Das stimmt tatsächlich. Also Morgan und ich trinken komplett keinen Alkohol. Das ist auch nicht einfach nur ein Scherz. Das Lied „Nüchtern“ zum Beispiel, das singt ja Morgan auch. Ironischerweise kommen danach sehr viele Fans bei Morgan an und wollen ihm Alkohol geben. (lacht)
Einäugiger Morgan: Also dem ist nicht viel hinzuzufügen. Wir trinken keinen Alkohol. Und das haben Leute lange Zeit nicht verstanden und mir nicht geglaubt. Deshalb haben wir irgendwann gesagt: „Okay dann schreiben wir halt einen Song darüber, dann wissen es wenigstens alle“. Das hat nur bedingt funktioniert. Jetzt kommen nur noch mehr Leute an und fragen ob das wirklich so ist. Und dann kann ich jetzt auch hier das sagen, was ich immer sage: „Ja, das ist wirklich so. Denn alle Pulveraffensongs sind komplett wahr und autobiographisch, auch und insbesondere die, die sich widersprechen“.
Dann würde ich jetzt mal zum Ende kommen. Und noch einmal ein bisschen in die philosophischere Richtung gehen, die wir schon eingestimmt hatten. Es gibt da einen Song…
Mr. Hurley und die Pulveraffen: „Blau wie das Meer!“ (lachen)
(lacht). Ich meine „Der Erste Schluck“, der ja schon auch Assoziationen mit aktuellen Themen wie dem Klimawandel weckt. Außerdem habe ich gesehen, dass ihr bei Fridays For Future wart und euch dafür eingesetzt habt. Wie wichtig ist euch dieses Thema und wie versucht ihr da die Leute irgendwie zu instrumentalisieren?
Mr. Hurley: Instrumentalisieren wollen wir da niemanden. Aber das ist uns privat tatsächlich ein Anliegen. Wir beschäftigen uns da schon mit. Und probieren jeder so auf seine Weise da auch im Privaten daran zu arbeiten. Einige versuchen zum Beispiel kein Fleisch zu essen oder auf Plastik so
weit zu verzichten wie es geht. Ich glaube am aktivsten ist der Buckteeth, vielleicht kann er da noch ein bisschen was erzählen.
Buckteeht Bannock: Also ich habe momentan tatsächlich auch einen Text geschrieben. Der Song ist noch nicht fertig und entsprechend noch nicht veröffentlicht, aber den Text habe ich vorab schon mal auf meiner Facebookseite veröffentlicht, als die Bundesregierung mal wieder das Klimapaket noch ein bisschen aufgeweicht hat. Darin geht es dann eben darum, dass der Bug eines Schiffes in Flammen steht und die Offiziere hinten im Heck es aber einfach nicht glauben. Am Ende werden den Offizieren einfach die Mäntel entrissen, damit werden die Flammen erstickt und schlussendlich werden die Offiziere vom Schiff geschmissen. Das ist jetzt ein etwas brachialeres Bild (lachen), dass man zeichnen müsste, aber es ist uns auf jeden Fall ein sehr großes Anliegen und wir versuchen jeder so im Kleinen etwas zu machen. Das ist für uns als Band natürlich nicht immer einfach, da wir mit so einem riesengroßen Bus unterwegs sind, der natürlich auch ständig so einen dicken Dieselmotor am Laufen hat. Ich versuch dann immer einen CO2- Ausgleich zu bezahlen. Ich bin ganz viel an Projekten beteiligt, die auf der ganzen Welt Bäume pflanzen, um das zum Beispiel ein bisschen auszugleichen. Und ich versuche ziemlich viel darüber im privaten Rahmen zu informieren. Ich teile auf meinem Twitterkonto zum Beispiel aktuell jeden Tag eine gute Nachricht zum Thema Klimawandel. Um so ein bisschen Hopepunk-mäßig Hoffnung zu verbreiten. Es ist sehr leicht bei dem Thema komplett zu verzweifeln, aber das glaube ich nicht, dass wir das müssen. Aber es ist halt wichtig dran zu bleiben.
Dann würde ich euch jetzt gerne noch ein Schlusswort geben.
Mr. Hurley: Wenn uns das Schlusswort in Interviews überlassen wird, sagen wir eigentlich immer das gleiche, was wir enorm wichtig finden. Nämlich: Wir bedanken uns bei unseren Fans. Mittlerweile jetzt im 10. Jahr ist es so, dass wir wirklich den kleinen Jungen-/Mädchentraum leben können als Musiker Wochenende um Wochenende ganz Deutschland zu bereisen. Und mittlerweile sogar unseren Lebensunterhalt damit bestreiten können. Für uns war das vor ein paar Jahren ja noch gar nicht vorstellbar. Wir sind jetzt in Nürnberg, sehr weit weg von Zuhause. Wir kommen ja aus Norddeutschland. Und es kommen heute Abend ein paar hundert Leute, die Lust haben unsere Musik zu hören und mit uns eine Party zu feiern. Das ist nicht selbstverständlich und das sollte man sich immer wieder mal bewusst machen, dass es nicht selbstverständlich ist. Darum sagen wir vielen vielen Dank an unsere Fans, Unterstützer und Freunde.
Dann vielen Dank für das Interview.