Diesen Sommer fand nun schon zum 10. Mal Süddeutschlands größtes Open-Air-Festival für elektronische Musik statt. Jedes Jahr treffen sich zwischen Herzogenaurach und Puschendorf rund 20.000 Besucher und feiern gemeinsam auf dem Open Beatz Festival die Liebe zur elektronischen Musik. Leider wurde das 10-jährige Jubiläum aber von einem tödlichen Unfall überschattet.
Schon während der Anreise kann man es erahnen – Open Beatz ist etwas Besonderes: Raus aus der Stadt, hinaus aufs Land. Denn die Location ist umgeben von Wäldern, kleinen Seen und Getreidefeldern und selbst Puschendorf ist einen kleinen Fußmarsch entfernt. Die Natur ist fest eingebunden in das Festivalgelände und trägt auch maßgeblich zu der unbeschreiblichen aber zauberhaften Atmosphäre bei. Gekonnt werden die zwei kleinen Weiher zwischen Main Stage und Lake Stage in Szene gesetzt und bieten mit den Spiegelungen der Lichteffekte besonders in den späten Abendstunden schöne Fotomotive. Längst kein Geheimtipp mehr sind der Magical Forest und der Goa Garden. Beide Stages befinden sich im direkt angrenzenden Waldabschnitt und bestechen durch das, man ahnt es schon, magisch wirkende Bühnendesign.
Die Zone III liegt auf der anderen Seite des Waldes, ist aber schnell über einen kleinen Weg zu erreichen aber nur mit Vorsicht zu betreten. Denn die Stage ist als kontaminiertes Reaktorgelände angelegt. Zur Reinigung am Besten gleich in den Pool springen! Neu dieses Jahr ist Club Dome, welches ein riesiges kuppelartiges Zelt ist, in dem mitten in der Natur Club-Feeling genossen werden kann. Zur Ruhe kommen kann man nicht nur bei den Handylade-Stationen und Food-Trucks auf dem Festival-Gelände sondern auch auf der Camping-Area, die mit einem Supermarkt, einem Badeweiher und weiteren Freizeitaktivitäten lockt.
20.000 Menschen pilgern jeden Sommer zum kleinen beschaulichen Ort Puschendorf. Die Festival-Verrückten lockt es nicht nur aus der Metropolregion Nürnberg-Fürth-Erlangen an, nein im Gegenteil. Aus ganz Deutschland kommen Leute um die gemeinsame Liebe zur elektronischen Musik zu feiern. Sogar über die Landesgrenzen hinaus lernt man Menschen kennen. All diesen Leuten ist es zu verdanken, dass in den letzten Jahren eine gigantische Bewegung zum Laufen gebracht wurde. Eine Bewegung, deren Fortbestand vor Allem durch eine allgemeine Feel-Good-Stimmung auf dem Festival-Gelände und der Camping-Area und den tausenden Menschen voller Vorfreude getragen wird.
Opening
Klar, er war der Star am ersten Abend und mit Sicherheit auch das Highlight, auf das alle sehnlichst gewartet haben und gespannt waren: Alan Walker. Die allgemeine Anspannung, ein nervöses Kribbeln und grenzenlose Vorfreude bestimmten den Donnerstagabend. Vor Alan Walker heizten natürlich noch andere geile und sehenswerte Acts die Crowd entsprechend ein. Salvatore Ganacci – wirklich verrückter DJ – sorgte mit einigen urkomischen Aktionen für Stimmung. Gigo’n’Migo präsentierten ihre neue Single und die diesjährige Festival-Hymne All We Need bevor es an der Zeit war für die spektakuläre 20-minütige Opening Show.
Wie fast schon üblich bei derartigen Eröffnungs-Acts wurde das gesamte Licht der riesigen Main Stage zu Beginn gedimmt, nur ab und an erhellten blitzartige Laser die Bühne und die Menschenmenge. Praktisch auch schon Gang und Gebe zog zunächst eine tiefe und magische Männerstimme während treibenden Bässen die Leute in Ihren Bann ehe es mit Geigen, einem Klavier, Trompeten und Rührtrommeln richtig wild wurde. Das Feuerwerk erhellte den Nachthimmel, die Lasershow flackerte immerzu und die Musik ließ die Herzen der Menschen höherschlagen.
Fast fließend war der Übergang und Alan Walker stand plötzlich auf der Bühne hinter dem DJ-Pult. Natürlich war hob er sich Faded als finalen Song seines Sets auf – es war der krönende Abschluss des Openings. Nahezu niemand stand mehr still. Und wenn jemand stillstand, stand er still mit geschlossenen Augen und verloren in der Musik da und wippte innerlich mit. Noch lange hallte der letzte Beat nach und trotzdem konnte man schon die ersten Leute auf der Camping-Area wahrnehmen, die die erste Nacht zum Tag machten.
EDM für alle
Jeder kommt bei Open Beatz auf seine Kosten. Alle Geschmäcker der EDM-Szene werden bedient: Vom entspannten Downbeat im Magical Forest über Deep House, Techno, oder Psy-Trance bis hin zu Goa und fetzigen Hardstyle-Beats bei der Zone III. Grundsätzlich ist es natürlich auch möglich sich einfach irgendwo auf dem Festival-Gelände einen Platz zu suchen und sich von der Musik treiben zu lassen – egal welche es gerade ist oder wo man sich befindet.
Closing
Bei Temperaturen von 30 Grad (sicherlich auch höher) war der Samstag perfekt dafür geeignet braun zu werden oder am Pool die Seele baumeln zu lassen. Neben schattigen Plätzen war deshalb auch eine nasse Abkühlung sehr willkommen – entweder im Badeweiher, dem Pool neben der Zone III oder dem eigenen kleinen Planschbecken auf der Camping-Area. Allgemein war das Wetter dieses Jahr sehr festival-freundlich und war auch sicherlich ein Grund für die allgemein gute Stimmung.
Bevor das Festival mit einer fulminanten Licht-, Feuer- und Lasershow beendet wurde ging es auf allen Stages noch ein letztes Mal heiß her. Mausio, Quintino, Bassjackers (sehr geiler Act), Bassarmy B2B, Coone, Will Sparks und Oliver Heldens heizten am finalen Abend auf den verschiedenen Stages die Menschenmassen noch ein letztes Mal auf. Genauso fulminant wie die Opening Show war auch ohne Frage die Closing Show. Doch auch das schönste Festival hat auch ein Ende: Das letzte Pulver wurde verschossen und unter sternenklaren und wolkenlosen Himmel ging das Open Beatz Festival 2019 zu Ende. Es wurde praktisch in den Sonnenuntergang hineingetanzt und die letzte Nacht mit unzähligen Menschen genossen.
Seht auch in unseren folgenden Artikeln, was das Open Beatz 2019 sonst noch zu bieten hatte.
Tödlicher Unfall
Aus noch bisher ungeklärten Gründen fiel am Samstag, dem letzten Festival-Tag, in den frühen Abendstunden ein Festival-Besucher aus einer Gondel des Riesenrads „The View“. Der Mann, der extra aus Kolumbien angereist war, wurde umgehend vom direkt neben dem Festival-Gelände stationierten Rettungsdienst behandelt und per Krankenwagen ins Krankenhaus transportiert. In der Nacht erlag er dann dort seinen Verletzungen.1
Das Festival wurde nicht unterbrochen – nur die Lake Stage war für einige Stunden gesperrt, wohingegen der Betrieb des Riesenrads nicht weiter fortgesetzt wurde. Die Stimmung danach war auch nicht unbedingt schlechter, weil die meisten das Unglück nicht direkt, sondern erst mit Verzögerung mitbekommen haben. Man konnte nur vermuten, was geschehen war. Ein Fremdverschulden wird derzeit noch ausgeschlossen. Mögliche Konsequenzen für das nächste Jahr werden erst nach den polizeilichen Ermittlungen diskutiert.2
Von Sebastian Schroth
1 Vgl. Kronau, Matthias: Tödlicher Riesenrad-Unfall bei Open Beatz: „Ein mulmiges Gefühl“, in: https://www.nordbayern.de/region/hoechstadt/todlicher-riesenrad-unfall-bei-open-beatz-ein-mulmiges-gefuhl-1.9130465 (Stand: 21.07.2019, Onlinefassung vom 29.07.2019).
2 Vgl. Christgau, Marion / Schmitt, Nicole / Svitil, Annika: Riesenrad-Unfall: Einzelheiten zum Ermittlungsstand, in: https://www.br.de/nachrichten/bayern/open-beatz-festival-unfallopfer-stirbt-nach-sturz-aus-riesenrad,RWqhLfl (Stand: 23.07.2019, Onlinefassung vom 27.07.2019).