Lauwarme Nächte, gelungene Filme und ungewöhnliche Locations – das ist die perfekte Zutatenkombination des Mobilen Kino e.V., um allen, die nicht oder noch nicht in den Urlaub geflogen sind, den Sommer zu bereichern. Deshalb berichten wir in den nächsten Wochen von unterschiedlichen Veranstaltungsorten, damit ihr euch einen Überblick über die Auswahl verschaffen könnt.
Am Montag, den 6. August, öffnete das historische Pellerhaus in Nürnberg, welches seit 2012 Sitz des Deutschen Spielearchivs Nürnberg ist, am vierten ausverkauften Abend in Folge seine Glastüren, um die Besucher zum Thriller Wind River zu laden. Es ist eines von insgesamt dreizehn ungewöhnlichen Filmspielorten im Raum Erlangen – Nürnberg – Fürth, welcher im Rahmen des Sommernachtfilmfestivals zeitweise zum OpenAir Kino umfunktioniert wird.
Der Film wird im Innenhof des Gebäudes abgespielt, in welchem noch die Wärme des Tages hängt. Wer mag, darf sich eines der grünen Sitzkissen greifen, die im Vorraum ausliegen, damit die Plastikstühle bequemer werden. Neugieriges Tuscheln tönt zwischen den geschichtsträchtigen Wänden, welche kunstvoll Richtung Abendhimmel wachsen und von bunten Farbspielen beleuchtet werden. Um 21 Uhr erlöschen die Lichter und pünktlich zum Schlag der benachbarten Egidienkirche beginnt die Vorstellung. Nach der Werbung, die vor allem aus Trailern anderer Filme besteht, einer kurzen Anmoderation und einem Kurzfilm startet der eigentliche Grund des Besuches: Wind River.
Die momentane Hitzeperiode sorgt für einen langen, lauen Abend, der unter dem Sternenhimmel, der sich über dem Innenhof erstreckt, keine Jacken nötig macht. Im Kontrast zu diesem Wetter steht die ewige, einsame Eiswüste, die im Film Showplatz eines grausamen Verbrechens wird. Ein vergewaltigtes Mädchen wird barfüßig und erfroren im Schnee gefunden, nachdem sie zuvor in der Dunkelheit sechs Meilen durch die gnadenlose Eiswelt gerannt ist. Die Jagd nach den Tätern beginnt, wobei die Charaktere glaubwürdig unter Beweis stellen müssen, dass nur die, die Stärke zeigen, überleben. „Wölfe töten nicht Rehe, die kein Glück haben – sie töten die Schwachen.“
Mit der Spannung senkt sich auch die Dunkelheit über die Location. Der Flair des alten, besonders wirkenden Gebäudes, das im Inneren an ein Disneyschloss erinnert, ist spätestens zur Hälfte des Films vergessen, da der Thriller von Taylor Sheridan die schöne Kulisse durch seine ernsten Themen in den Hintergrund rücken lässt. Alle starren gespannt auf die große Leinwand, welche die einzige Lichtquelle während der Vorstellung darstellt, und lassen sich von der etwas düsteren Stimmung einhüllen.
Obwohl die Plastikstühle und Bierbänke nicht mit den bequemen Kinosesseln mithalten können, sorgen die besondere Atmosphäre unter freiem Himmel und die Sommerluft für eine schöne Abwechslung. Das Pellerhaus bietet eine tolle Örtlichkeit für einen angenehmen Filmeabend im Freien, ob mit einem ernsten Film wie Wind River oder beispielsweise Donnerstag mit der Liebeskomödie Zwei im falschen Film. Das wird auch der letzte Film unter freiem Himmel im Pellerhaus sein, bevor Interessenten auf die vielen anderen Standorte des Sommernachtfilmfestivals in Nürnberg, Fürth und Erlangen zurückgreifen können. Genauere Informationen dazu finden sich auf der Homepage der Veranstaltung.
von Nicole Geier und Alicia Kohl