Trendy It-Girls & It-Boy – Blond im Interview

Blond im Interview mit dem Reflexmagazin.
Bild: Ole Steffen.

Blond. Eine sehr symphatische Truppe, die als Indieband mit Las Vegas Glamour die Bühnen des Landes unsicher macht. Stets mit  einer energiegeladenen Show, extravaganten Outfits und einer großen Portion Selbstbewusstsein. Dieses Selbstbewusstsein zeigte sich auch in unserem Interview, in welchem wir mit den dreien, vor ihrem Gig, beim „Unter einem Dach Festival“ im E-Werk in Erlangen, über eine große Vielzahl von Themen sprachen. Wie beispielsweise mehr oder weniger peinliche Showerlebnisse, dem glitzernden Blondfeebacktelefon oder bequeme Isomatten. 

re>flex: Stellt euch doch zum Anfang erst mal vor. Wer seid ihr und welche Rolle in der Band nehmt ihr ein?

Nina: Ich bin Nina und spiele Gitarre und singe.

Johann. Ich bin Johann. Ich spiele Bass, Gitarre, Keyboard und singe.

Lotta: Und ich bin Lotta, und ich spiele Schlagzeug und singe auch.

Nina und Lotta. Ihr seid ja Schwestern. Und ihr kennt Johann seit dem Kindergarten. Wann habt ihr mit der Musik angefangen? Schon von Kindheit an? Und wann habt ihr euch entschieden das professioneller zu machen?

Nina: Also das ist so. Am Anfang war das so ein Kinderspaß, weil wir uns schon so lange kennen. Wir haben im Kinderzimmer ein bisschen Band gespielt und ein bisschen auf Pappe-Instrumenten rumprobiert und so. Und uns irgendwann gedacht:Warum machen wir das nicht ernsthaft? Weil ist eigentlich ganz cool.Und wir sind so Performer. Wir lieben die Bühne. Und dann haben wir irgendwie versucht das ernsthaft zu machen. Und dann hat’s auch Spaß gemacht.

Lotta: Und nach der dritten/vierten Jugendweihe hat man sich gedacht: …

Nina: Eigentlich kann man auch mal cool spielen (lacht).

Lotta: …Eigentlich kann man auch mal auf einer anderen Bühne spielen. Nicht nur vor der Verwandtschaft. Beim 50. Geburtstag oder so.

Nina: Wir haben dann mal probiert wie es funktioniert vor Fremden. Weil das ist ja nochmal was Anderes, als bei der Oma.

Lotta: Die muss das ja gut finden.

Ihr habt zwei Releases. „Blond“ und „Trendy“. Ich würde dann eher auf „Trendy“ (Anm. d. Verf.: Der aktuelle Release) eingehen. Zu „Blond“ habe ich aber trotzdem eine Frage: Bei dem Outro. Die Nummer. (Anm.: Im Outro wird eine Handynummer gesungen).

Nina: Hast du schon mal angerufen?

Nein. Noch nicht.

Nina und Lotta: Hast du dich nicht getraut? (alle lachen)

Nina: Das ist quasi das Blondfeedbacktelefon. Wenn man das anruft dann kannst du uns beschimpfen, uns Lob aussprechen. Einfach alles rauslassen was du uns gegenüber zu sagen hast. 

Lotta: Das ist so ein glitzerndes Telefon in unserer Zentrale.

Nina: Man kann auch anrufen wenn man Liebeskummer hat.

Lotta: Wir sind offen für jede Frage.

Nina: Wir beantworten auch jede Frage.

Lotta: Wir haben die Antwort auf jede Frage.

Nina: Das ist lustig weil manche trauen sich anrufen und sind dann so: „Hallo?“ (imitiert eine unsichere Stimme). Aber die meisten schreiben erst bei WhatsApp. Weil schriftlich ist ja einfach.

Lotta: Kann ja jeder. 

Zu „Trendy“. „Spinaci“ ist der erste Song auf einem Release, der komplett auf Deutsch ist. Vorher war alle auf Englisch. Habt ihr jetzt vor öfter Songs auf Deutsch zu machen oder wollt ihr eher beim Englischen bleiben?

Lotta: Wir haben uns eigentlich eher überlegt das halb-halb zu machen. Weil beides macht Spaß und es gibt eben verschiedene Themen die man besser auf Englisch ausdrücken kann, und welche die man besser auf Deutsch ausdrücken kann.

Nina: Wir sind halt lustiger auf Deutsch. Natürlich. Das ist unsere Muttersprache. Da können wir unsere superkrassen Jokes auspacken.

Johann: Denken wir zumindestens (alle lachen)

Nina: Wir sind halt vielleicht im Englischen wie im Deutschen sehr unlustig (alle lachen). Wir denken, dass wir lustiger sind im Deutschen. Deshalb bleiben wir schön bei so einer Mischung. 

Also die deutschen Songs dann eher humorvoller / lustiger

Johann: Ich würde das jetzt auch nicht so festlegen.

Lotta: Über ernste Themen kann man dann so im Englischen sein Herzblut besser reinlegen. Und das klingt im Deutschen immer so meh. 

Johann: Manche Sachen kann man halt im Deutschen besser ausdrücken. Wenn man irgend so einen Witz singt. Da kann man das halt im Englischen schwer rüberbringen.

Johann: Wir haben halt auch kein englischsprachiges Publikum.

Nina: Wir bleiben aber auch bei 50% englisch damit wir uns den internationalen Markt freihalten können.

Johannes: Müssen wir uns freihalten.

Nina: Weil ich will vielleicht irgendwann mal in Amerika so ne Tour spielen (alle lachen).

Es geht ja in dem Song um ein peinliches Erlebnis. Welches war euer peinlichstes Erlebnis in einer Show?

Lotta: Da ist schon viel passiert. Aber peinlich ist halt auch so ne Sache. Ich hatte so ein Erlebnis wo sich beim Spielen die Bass Drum wegbewegt hat und mein Bein wurde immer länger. Und ich war so Hilfe, Hilfe. Und meine Bass Drum ist immer weiter weggewandert. Das war für mich sehr peinlich. Aber ich glaube das ist nicht sehr vielen aufgefallen.

Nina: Es ist immer peinlich wenn die Stimme so verkackt. So richtig in ein Krähengeräusch hineinrutscht. Aber ich habe immer Angst dass ich mich mal einpinkel live (alle lachen).

Lotta: Das ist aber bis jetzt nicht passiert und ich glaube nicht, dass das passieren wird.

Nina: Aber ich habe echt jedes mal Angst, dass ich mich einpinkel. Weiß auch nicht warum.

Nina: Johann dein peinlichstes Erlebnis?

Johann: Noch kann ich mich da an nichts erinnern.

Nina: Mal gestolpert?

Johann: Irgendwann flieg ich bestimmt richtig mal auf die Fresse (alle lachen).

Lotta: Wir haben mal im Ilses Erika gespielt. Das war ganz klein und voll. Und um Platz auf der Bühne zu sparen haben wir die Mikrofonständer in den Publikumsraum gestellt. Dann hat eine getanzt, ist gegen das Mikrofon gestoßen und hat das Nina übel krass gegen die Zähne geschlagen.

Johann: Und ich habe der Nina schon mal schön mit meinem Bass auf den Kopf gehauen.

Nina: Genau. Hat den Bass aufgesetzt und dann so bumm (macht die Situation nach).

Nina: Aber das finde ich nicht peinlich. Das ist Rock n Roll.

Johann: Das ist Show.

Ich habe mal ein paar Livevideos angeschaut. Ihr geht generell sehr selbstbewusst, und It-Girl – um auch nochmal auf den Song einzugehen (alle lachen) – und It-Boy mäßig in die Show. Seid ihr denn schon an dem Punkt, wo ihr sagt ihr seid jetzt It-Girl / It-Boy und zufrieden mit dem?

Nina: Das ist ne geile Frage. Die ist wirklich cool. It-Girl / It-Boy sind wir ja sowieso nicht, weil wir einfach noch nicht die krassen Influencermädels sind, die einen perfekten Livestyle vorzeigen können.

Johann: Noch nicht (alle lachen).

Lotta: Noch sind wir nicht gesponsert.

Nina: Wir sind da eher das Negative dazu. Aber es ist halt zum Beispiel schon cool wenn du in der Stadt rumläufst und dich jemand anspricht. Oder du merkst dass jemand hinter dir tuschelt: „Guck mal, das sind doch die von Blond“. Mir schmeichelt das sehr. Weil es eben auch nicht so krass viele sind dass es nervt.

Lotta: Zählt das zu It-Girl? Ich weiß gar nicht.

Nina: Das was ich gerade gesagt habe? Ja das zählt zu It-Girl. Erkannt und angesprochen werden? Ja hallo.

Lotta: Jaaaa. (imitiert eine It-Girl Stimme) (lacht).

Nina: Letztens hat eine – und dass passiert immer häufiger, dass Mädels oder Jungs fragen, woher denn unsere Klamotten sind – gefragt: Hey woher ist denn der Mantel?“.

Lotta: Wir hatten das so krass. Wir hatten da nen Foto in unserer Story gehabt, wo wir früh aufgestanden sind, da haben wir irgendwo gepennt. Und da hat einer geschrieben: Hey ich wollte dich mal fragen: Wovon ist die Matratze?“.

Nina und Johann: Die Isomatte (alle lachen).

Johann: Der war so: „Ist die Isomatte bequem? Die will ich mir auch kaufen.

Lotta: Und der Johann war so: „Joa man kann gut drauf schlafen“ (alle lachen).

Lotta: Und das war krass, da haben wir uns echt so gedacht okay.

Nina: Wir wussten die Firma leider nicht mehr, deswegen war es sinnlos (lacht).

Lotta: Falls uns ne Isomattenfirma sponsern will (lacht).

Nina: Vielleicht kommt irgendwann Jack Wolfskin auf uns zu, und wir kümmern uns um so Outdoorsachen (alle lachen).

Nina: Abgekommen vom Thema.

Aber ne lustige Geschichte hattet ihr zu erzählen. 

Bei „Schmusi“ habe ich mir noch ne Line rausgeschrieben. I know your friends will be your end“. Das kam ja oft. Bezieht sich auf schlechte Freunde / falsche Freunde. Das Ganze ein bisschen abstrahiert: gibt es Menschen die sich abgewendet haben, weil sie blöd finden was ihr jetzt macht?

Nina: Ne. Also wir sind sehr friedlich. Treten im Namen der Liebe auf. Und wir wollen eigentlich das uns alle mögen und so.

Lotta: Und wenn uns jemand nicht leiden kann, dann ist das auch nicht schlimm. Wir haben einen ganz stabilen Freundeskreis der uns gut den Rücken stärkt und der ist ziemlich gut so, deswegen haben wir immer etwas, auf das wir uns ganz gut fallen lassen können, wenn jetzt mal die Hater kommen. Aber sonst haben wir niemanden so verloren. So richtig.

Johann: Zum Glück (alle lachen).

Lotta: Wir sind eher näher zusammengekommen. In den harten Zeiten muss man dann zusammenrutschen (lacht).

Nina: Wieso auch? Ist doch cool Musik zu machen.

Lotta: Ich mag das nicht so wenn ihr jetzt live spielt (lacht).

„Dont bug me“. Ich hatte beim Hören das Gefühl, dass der Song ein Statement setzt gegen diese Stereotypisierung und das „Mädchen sein sollen“. Seht ihr euch da als Instanz / Musiker auch ein bisschen im Auftrag dafür zu sprechen?

Nina: Also jetzt nicht im Auftrag. Wir wollen jetzt nicht rausgehen und eine riesige Message verbreiten. Aber es ist schon wichtig, dass man sich dazu äußert. Wir sind halt Mädchen die Musik machen, was leider jetzt nicht so oft der Fall ist. Deswegen ist unser persönlicher Auftrag, wenn der wäre, auch mal Mädchen dazu animieren Musik zu machen. Das es viel mehr Frauen in der Musikwelt gibt. In dem Song geht’s auch darum, dass es halt viele Mädchen gibt, die sich sagen lassen wie sie zu sein haben. Das gibt’s auch bei Jungs, aber mir als Mädchen ging das im Speziellen so: Das gehört sich nicht als Mädchen. 

Lotta: Oder so, das hatte ich letztens erst: „Du hast aber einen männlichen Händedruck. Und ich war so: „Was ist denn ein männlicher Händedruck? „Na so ein starker. Als ob ich dann meine Hand so in die Hand gleiten lassen würde (ahmt nach).

Nina: Das nervt einfach. „Weil du weißt doch, dass das total dumm ist.“ 

Lotta: Und deshalb packt man das in einen Song. Und dann stößt jemand mal drauf.

Nina: Aber jetzt nicht so als Message direkt vor den Kopf geklatscht.

Lotta: Versuchen das versteckt an die Leute weiterzugeben und in ihr Hirn zu pflanzen. Mit unserer Musik.

Vielen Dank für das Interview.

Nina: Gerne doch.

Blond im Interview mit dem Reflexmagazin.
Bild: Ole Steffen.

                                                                                     Das Interview führte Nico Hilscher

Tourdaten, weiterführende Informationen über den Künstler, Merchandise, sowie die aktuelle EP „Trendy“, findet ihr auf der offiziellen Seite von „Blond“, sowie der Facebookseite von „Blond“.

 

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