
So sieht ein glücklicher Skydiver aus: Max Vieweg genießt seinen wahr gewordenen Kindheitstraum und das sieht man ihm auch an!
Die Michaelis-Kirchweih in Fürth ist nun rum. Wenn mich Freunde auf türkisch fragen was das sei, ist das erste was mir einfällt ein „Luna Park“. Dabei meine ich weder den Vergnügungspark in New York, noch den russisch-französischen Film oder ein Hallenstadion in Buenos Aires. Aber zurück zum Thema: Ich habe einen Fallschirmspringer auf der „Kärwa“ getroffen, der bereit war ein Interview zu geben – und nein, er war dabei weder in einem Kettenprater noch in einem Breakdance. Den Flow den er hatte, als er von seiner Leidenschaft sprach, kann nicht einmal das teuerste Fahrgeschäft bieten.
Für alle Freunde des Adrenalin-Kicks: Vorsicht, der Beitrag könnte euch schon bald Flügel verleihen!
Wie bist du zum Fallschirmspringen gekommen?
Das Fallschirmspringen war schon immer ein Kindheitstraum von mir. Ich hatte schon immer den Drang nach etwas Außergewöhnlichem/Extremen, die Suche nach Adrenalin und etwas Besonderes zu machen. Als ich dann mit dem Studium fertig war und einen Job hatte, habe ich mir nun diesen Traum erfüllt. Ich habe mich informiert, wo man in meiner Gegend die Ausbildung machen kann und sie dann gleich in der nächsten Saison angefangen.
Kannst du beschreiben wie sich das Springen für dich anfühlt?
Oh das ist schwierig in wenigen Sätzen zusammenzufassen bzw. dieses Gefühl in Worten auszudrücken – ich glaub dafür muss man es schon selbst mal machen bzw. gemacht haben. Einfach ausgedrückt fühlt sich an wie „schweben“ – den freien Fall bekommt man in dem Sinne gar nicht so genau mit. Für mich beinhaltet das Fallschirmspringen aber weitaus mehr als nur „sich fallen lassen“. Das Fallschirmspringen beinhaltet ja das Packen des Fallschirms vorher, die Zeit im Flugzeug, der Exit (Abspringen) bis zum freien Fall selbst und die Schirmfahrt, die alle für sich eine eigene Emotion bei mir auslösen. Das geht über Konzentration, Anspannung, bis hin zum Sich- vollkommen-frei-fühlen, die Sorgen mal zu vergessen und – die Hauptsache – Spaß im freien Fall und in der Luft zu haben. Es kickt mich einfach ungemein, im freien Fall fühle ich mich einfach frei und lerne das Leben anders zu schätzen.
Wann und wie war dein erster Sprung für dich?
Meinen ersten Sprung werde ich wahrscheinlich nie vergessen. Der war dieses Jahr Ende April. Ich war sehr aufgeregt, zumal das gleich mein erster Sprung überhaupt war und ich vorher NICHT Tandem gesprungen bin. Trotzdem habe ich mich sehr sicher gefühlt. Zuvor hatte ich eine zwei-tägige Theorie Ausbildung, in dem man die wichtigsten Inhalte für den ersten Sprung am „Boden“ lernt, sodass beim tatsächlichen Sprung so gut wie nichts schief gehen kann. Da ich dieses Gefühl, wie schon gesagt, nicht kannte war ich innerlich sehr nervös und angespannt, habe mich dennoch richtig auf den Sprung gefreut. Hierbei muss man erwähnen, dass man in den ersten Sprüngen mit zwei Lehrern an der Seite aus dem Flugzeug springt und man einiges zu tun/zu beachten hat, sodass für negative Gedanken gar keine Zeit ist. Es gibt zudem Sicherheit und somit war dann der erste Sprung, genauso wie ich ihn mir vorgestellt hab und ich hab danach sofort gemerkt: „Yes! Das wird genau mein Sport“ 🙂
Wie oft gehst du Fallschirmspringen?
So oft wie möglich!!!!!! Es ist ja leider ein Sport, der von (schönem) Wetter abhängig ist, und das kann einem manchmal schon einen Strich durch die Rechnung machen, aber ich stecke da momentan so viel Zeit und Energie wie möglich rein. Wenn es sich ermöglicht gehe ich während der Saison einen Tag am Wochenende springen.
Was hört man beim Sprung? Luftrauschen?
Ja, genau so kann man es sich vorstellen. Während dem Sprung hört man ein sehr lautes Rauschen. So laut, dass es unmöglich ist, sich im freien Fall zu unterhalten oder gar mit Worten zu kommunizieren. Jeder hat bestimmt doch schon mal auf der Autobahn die Fenster aufgemacht. Wenn man das jetzt bei ca. 200km/h macht hat man so ungefähr eine Vorstellung davon.
Hast du manchmal Angst dass etwas schief gehen könnte?
Angst habe ich keine. Ich denke, wenn man Angst davor hat, dann ist das nicht der richtige Sport für einen bzw. dann sollte man nicht aus einem Flugzeug springen. Ich habe sehr großen Respekt davor und ich bin mir bewusst, dass jederzeit etwas schief gehen kann. Solche Gedanken habe ich auch ziemlich häufig, sei es unter der Woche daheim oder auch direkt am Platz. Ich gehe vor jedem!!! Sprung meine Notfallprozeduren durch und prüfe meine „Griffe“ (mit denen ich den Hauptschirm abtrenne und die Reserve ziehe), damit im Fall der Fälle alles glatt läuft und nichts schief geht. Es gibt dann einen Moment im Flugzeug, in dem ich das nochmals durchspiel, sämtliche negativen Gedanke wegdrücke und mich anschließend vollkommen auf den Sprung freue! Ich hab ja immer einen Reserve-schirm bei mir.
Wie lange dauert so ein Sprung?
Mit dem Flugzeug dauert es ungefähr 15-20 Minuten, bis wir auf Absetzhöhe sind. Der freie Fall dauert ca. 60 Sekunden und die Schirmfahrt so zwischen 5-10 Minuten. Es ist, wenn man auf die Uhr schaut, also ein relativ kurzes Vergnügen.
Wie kann man das selbst mal ausprobieren und worauf sollte man sich einstellen?
Entweder macht man einfach mal einen Tandemsprung oder den „First- Jump-Kurs“. Beides kann man bei uns beim Fallschirmspringerclub Neustadt/Aisch absolvieren. Der „First-Jump-Kurs“ beinhaltet die Theorieausbildung, sowie den ersten Sprung. Dabei kann man sich mal einen ersten Eindruck vom Fallschirmspringen verschaffen. Dies bieten wir, wie auch die reguläre Ausbildung, i.d.R. zwei Mal im Jahr an. Tandem kann man bei uns während der Saison jedes Wochenende machen – es empfiehlt sich aber, sich dafür bei unseren Tandemmastern anzumelden und einen Termin zu vereinbaren. Auf was man sich einstellen kann? Natürliche auf das Geilste, was man im Leben machen kann – mit viel Spaß und der ordentlichen Portion Adrenalin.
Danke für das Interview!
Bilder: Stefan Ruhl; Beitrag: Nursel Esma Ayar
Nett mal was von so ner „Spartensportart“ zu lesen. Aber bisschen durchgedreht muss man wohl schon sein um sowas mitzumachen.