Die Band „The Strumbellas“ gastierte am 26.07.2017 im „E-Werk“ in Erlangen aufgrund ihrer aktuellen Deutschlandtour. Spätestens seit ihrem Hit „Spirits“ sind sie auch hier den meisten ein Begriff. Wir trafen die zwei Mitglieder Isabel und David, um mit ihnen über ihren aktuellen Erfolg, Booklets und nächtliche Tourereignisse zu sprechen.
re>flex: Ihr seid ja eigentlich eine große Band. Da aber nur zwei vor mir sitzen, würde ich euch gerne fragen, welche Rolle ihr in der Band übernehmt?
Isabel: Ich bin Izi. Ich spiele Violine und Synthesizer.
David: Ich bin Dave. Ich spiele Keyboard und mache den Backup Gesang.
Als ich euer Album gehört habe ist mir aufgefallen, dass es einen großen Gegensatz gibt. Die Lyrics sind eher negativ eingestellt, wohingegen die Melodien fröhlich sind? Wie kommt es dazu?
David: Ich habe dazu eine Theorie. Und die geht so: Meine Theorie ist, dass Simon, unser Leadsänger, die Songs alleine daheim in seinem Schlafzimmer, wo es dunkel und deprimierend ist, schreibt. Aber dann bringt er die Songs zu uns mit. Wir sind alle Freunde, und machen gerne Musik zusammen und wir spielen gerne Musik. Und so ist eine gewisse Spannung in den Lieder zwischen dem Alleinsein und dem Zusammensein. Und das reflektiert den Gegensatz zwischen den traurigen Lyrics und der glücklichen Musik.
Also seid ihr nicht an dem eigentlichen Schreibprozess, also den Lyrics, beteiligt, sondern ihr macht nur die Musik?
David: Mit Beidem, also mit den Lyrics und der Musik, kommt Simon auf uns zu. Er kommt also mit einer großer Portion Nuggets (Anm. d. V.: Im Sinne von Gold Nuggets) und wir arbeiten das zusammen dann aus.
Heutzutage, wenn man sich CDs in Deutschland kauft, sind die Booklets im Inneren nicht unbedingt etwas Besonderes. Meisten enthalten diese nur Bilder der Künstler. Eures enthält aber die Lyrics aller Songs. Das hat mir sehr gut gefallen. Warum habt ihr euch für diesen Weg entschieden? Weil euch Lyrics wichtig sind?
Isabel: Wir mögen das auch. In Kanada, also in Nordamerika, haben die meisten CDs gar kein Booklet mehr. Und als wir die CDs für hier produziert haben, sagte unser hier ansässiges Label, dass wir hier ein Booklet haben müssen. Die Möglichkeit ein Booklet mit Lyrics zu haben brachte uns echt Freude. Weil die CDs, die wir besaßen als wir jung waren, auch so waren. Und ich liebe es die Lyrics zu lesen, weil die Lyrics ein großer Bestandteil der Musik und wichtig sind. Was insofern einen logischen Schritt darstellt. Und gerade für Hörer, deren Muttersprache nicht Englisch ist, und die somit möglicherweise nicht Alles beim ersten Hören verstehen, ist das eine gute Möglichkeit die Musik wertschätzen zu können.
Für mich ist es auf diesem Weg auch einfacher. (alle lachen)
Ein Song heißt „David“. Wer ist David? (Isabel und David lachen)
David: Simon schrieb diesen Song über mich. In einer Nacht auf der Tour war ich traurig und ich kam zu ihm um mit ihm darüber zu reden. Er war müde und wollte schlafen gehen und sagte: „Nein, nein. Ich muss schlafen“. Also bin ich weggegangen. Und ich glaube im Nachhinein hat er einen Song darüber geschrieben. Einen Song, der davon handelt, deinem Freund helfen zu wollen. Also handelt er von einer lebensechten Geschichte.
Ihr benutzt oft das Wort Freunde. Also gehe ich davon aus, dass ihr eine große Familie seid. Im Prinzip lebt ihr doch gerade den Traum? Ihr seid ja Unterwegs mit euren Freunden, macht Musik und kommt in der Welt herum.
Isabel: Wir sind sehr glücklich, dass wir die Möglichkeit dazu haben. Wir sind seit acht Jahren eine Band. Und wenn wir unterwegs sind, treffen wir manchmal Bands, in denen sich die Mitglieder untereinander nicht mögen, und wir fragen uns dann: „Wie könnt ihr das machen und warum macht ihr das, wenn ihr nicht befreundet seid und keine Familie seid?“ Weil ich sehe diese Leute öfter als meine eigentliche Familie. Und deshalb muss man sich gegenseitig respektieren, Spaß haben und sich mögen. Für mich ist das so ein großer Teil des Jobs.
In letzter Zeit hattet ihr einen großen Erfolg zu vermelden. Eure Single „Spirits“ erreichte in den USA, Belgien, Deutschland und Frankreich Gold. Und in Italien und eurem Heimatland Kanada sogar Platin. Wie hat sich das für euch angefühlt und hat dieser Fakt etwas für euch geändert?
David: In Kanada sind wir bereits seit achteinhalb, beziehungsweise neun, Jahren eine Band. Und somit hatten wir die Möglichkeit unsere Fangemeinschaft möglichst langsam aufzubauen, was toll war. Und dann kam ein Album in den USA und Europa sehr gut an, was zu einem schnellen Fanzuwachs führte. Und das war auch toll. So kommt das Beste aus beiden Welten zusammen.
Ist das eure erste Tour in Deutschland?
Isabel: Dies ist unsere dritte Tour. Wir haben in dieser Location schon einmal gespielt, aber in dem kleineren Saal. Das war 2014, also vor unserer Single „Spirits“. Und Deutschland war das erste Land, in dem wir auf eine Tour außerhalb Nordamerikas gingen. Wir waren zwei Wochen hier und es war wirklich wundervoll. Es ist echt toll wieder hier zu sein. Wir waren schon einige Male davor wieder da. Zum Beispiel waren wir in Frankreich auf Tour und auf einen Abstecher in Köln. Also mal hier und mal da für eine Show. Es sind vier Shows in Deutschland, was echt schön ist.
Nach eurem großen Erfolg? Was sind eure Zukunftspläne? Ein neues Album?
Isabel: Im Moment arbeiten wir tatsächlich an einem neuen Album. Wir sind noch im Anfangsstadium und müssen noch entscheiden welche Songs wir nehmen wollen, und in welche Richtung wir gehen wollen. Und es ist noch sehr früh. Wir denken also an die nächste Platte.
Ihr habt zwar gesagt, dass ihr in den Schreibprozess nicht so involviert seid, aber ich würde die Frage trotzdem gerne stellen. Der Ich-Erzähler beschäftigt sich mit vielen Gedanken, und so hab ich mich gefragt, ob die Musik eine Art Ablass für euch ist?
David: Ich glaube schon. Und ich denke Simon würde schon zustimmen. Musik hilft seine inneren Dämonen zu bekämpfen und manche dieser dunklen Gedanken oder Geister aus dem Kopf zu bekommen. (Anm. d. V.: Geister heißt auf Englisch spirits (wie die gleichnamige Single der Band)).
Ich denke wir sind so ziemlich am Ende angekommen. Vielen Dank für das Interview. Wollt ihr euren deutschen Fans noch etwas mitteilen?
Isabel: Wir freuen uns, dass wir wieder hier sein können. Und wir lieben es in Deutschland zu spielen. Auch in dieser Location. Wir sind glücklich hier zu sein.
Das Interview führte Nico Hilscher
Tourdaten, weiterführende Informationen über die Band, sowie Merchandise und das aktuelle Album „Hope“, findet ihr auf der offiziellen Homepage von „The Strumbellas“.