Seit meine Pilotfolge veröffentlicht wurde, ist die Zeit wie im Flug vergangen. Weihnachten steht bereits vor der Tür und wir fügen uns dem bequemen menschlichen Gemüt, einen warmen Unterschlupf zu suchen. Was würde sich also besser eignen, als ein kleines gemütliches Café im Herzen Erlangens zum Interviewort zu küren?
Es soll ein entspanntes Treffen werden. Mein Gegenüber nippt immer wieder an der Teetasse und ich genieße einen warmen Cappuccino, während ich ihm das Konzept der Daydreamer Serie erläutere: Mein Interviewpartner eröffnet völlig anonym seine Gedankenwelt im stressigen Universitätsalltag und ich, nun ja, ich veröffentliche es.
Also, dann geht es los:
Sam Sniper: Du studierst nun bereits etwas länger an der FAU. Möchtest du, dass die Leute wissen, was du genau studierst?
Unbekannter: Ach, das ist kein Problem! Ich studiere Theater- und Medienwissenschaften und Philosophie im Nebenfach. Man kann also sagen, ich plane Taxifahrer zu werden. lacht
Ich möchte einen kleinen Einblick in deinen Kopf bekommen. Was genau schwebt dir vor, wenn du zwar körperlich in der Uni anwesend, jedoch geistig abwesend bist?
Puh, pauschal kann man das nicht so genau sagen. Am Abend freue ich mich jedoch, nach Hause zu kommen. In der Uni ist halt manchmal das Datenvolumen im Kopf aufgebraucht und man starrt nur noch ins Leere.
Wie sieht diese Leere aus?
Ich schaue aus dem Fenster und denke an nichts besonderes.
Bist du bei einer bestimmten Vorstellung? Man kann doch nicht an Nichts denken.
Wenn ich so recht überlege…hmm…Es gibt Momente, da stelle ich mir vor, dass Musik mein Leben untermalt. In letzter Zeit läuft oft Joy Division in meinem Kopf.
Ich muss jetzt leider zugeben, dass ich die Band nicht kenne. Was ist das für eine Musikrichtung und gab es in letzter Zeit einen bestimmten Song, der dich auf deinem Wege verfolgt hat?
Das ist kein Problem. Joy Division spielt Postpunk und der letzte Song in meinem Kopf war Insight.
Mit Songs verbinde ich meistens persönliche Erfahrungen. Warum schleicht sich also gerade dieser Song immer wieder in deine Ohren?
Er löst eine gewisse Melancholie aus, bei der ich meine Gedanken schweifen lassen kann. Dann verbinde ich mit diesem Song die Entfernung zu alten Bekannten, welche sich aufgrund meines Studiums und den Lauf der Zeit ergeben hat.
Wünschst du dir die alten Zeiten mit ebendiesen Leuten zurück oder warum fühlst du gerade Melancholie ?
Man entwickelt sich weiter und das ist gut. Es sind nicht die Zeiten und Ereignisse, die ich mit den Leuten verbinde, vielmehr die Leute selbst. Man sollte sich das nicht szenarisch vorstellen, wie in einem Musikvideo. Es ist mehr eine Gefühlsregung.
Sind es bestimmte Personen, die diese Gefühlsregung auslösen?
Nein, das ist nicht an einzelne Person gebunden.
Wie würdest du diese Vorstellung einordnen?
Du darfst das nicht falsch verstehen. Der Grundton ist melanchonisch und positiv zugleich. Es ist eine Art von Nostalgie, die mich hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt.
Ziehst du ein philosophisches Fazit aus dem Interview?
Kennst du dieses Spiel, wo man Zitate falsch zuordnet?
Wie bereits Nietzsche sagte: Das Leben ist hart ohne Oberlippenbart. grinst
Es war schwierig bei diesem Menschen die innere Gefühlswelt herauszufiltern. Was in diesem Interview schriftlich ausgespart wurde, waren die vielen „Ehms'“ und „Ähs“, die noch mindestens drei Seiten hätten füllen können. Genau dieser Aspekt hat mich stutzig gemacht: Wie oft weichen wir ernsten Fragen mit Scherzen aus?
von Sam Sniper