Maschinengewehre frei Haus

Bild: Warner Bros.

David (Miles Teller, links) und Efraim (Jonah Hill) liefern frei Haus  Bild: Warner Bros.

Hangover-Regisseur Todd Phillips schickt Miles Teller und Jonah Hill als aufstrebende Waffenhändler ins Kriegsgebiet. Dabei konzentriert er sich allerdings mehr auf lustige Schmuggel-Geschichten als auf die wahren Schrecken des Krieges, sodass seine War Dogs etwas zahm geraten. -Trotzdem lohnt sich der Film.

David (Miles Teller) ist Anfang zwanzig und arbeitet als Masseur für reiche Rentner in Miami. Auf der Suche nach neuen beruflichen Perspektiven trifft er eines Tages auf einen Freund aus Kindertagen – den zwielichtigen Efraim (Jonah Hill). Der ist inzwischen unter die Waffenhändler gegangen und liefert seine Ware in alle Krisenregionen der Welt. Sein bester Kunde sind die US-Streitkräfte, die für ihre Nahostmissionen alle Waffen brauchen, die sie kriegen können. Ehe er sich versieht sitzt David in einem ramponierten Laster, um eine Ladung Gewehre nach Bagdad zu schmuggeln.

Zwei Schurken, kein Polizist

Regisseur Todd Phillips hält sich dramaturgisch bis ins Detail an die bewährte Sympathischer-Schurke-gegen-die-Regierung-Formel. Wie zuletzt in The Wolf of Wall Street – und vor zehn Jahren im Waffenschieber-Klassiker Lord of War – eröffnet er seinem abgebrannten Protagonisten eine einmalige Geschäftschance, lässt ihn ein halb-legales Unternehmen aufziehen und die Regierung an der Nase herumführen. Zwischendurch kommt es zum Ehestreit mit seiner Frau, die hinter die geheimen Machenschaften gekommen ist und sich mit dem Kind aus dem Staub machen will. Kurz scheint alles verloren, bevor es dann – jaja, Spoiler – doch halbwegs gut ausgeht. Nachdem alle drei Filme auf wahren Ereignissen beruhen, kann man den Drehbüchern hier keine zu großen Vorwürfe machen. Das Leben neigt dazu, sich zu wiederholen.

Interessant ist immerhin, dass eine zentrale Figur der anderen Filme hier fehlt. In Phillips‘ Welt gibt es keinen aufrechten Cop, der den Schurken immer haarscharf auf den Fersen ist. Stattdessen bekommen es die Waffenhändler mit einem Raum voller feister Generäle zu tun, die sich nicht darum kümmern woher ihre Munition stammt, solange der Preis stimmt. So sehen wir die Ereignisse immer nur durch die Augen von David – und während der den ganzen Film über Sympathieträger bleibt rutscht sein Geschäftspartner mehr und mehr in die Rolle des größenwahnsinnigen Kriminellen.

Waffenschieber in FSK 12

testen-die-ware

Die War Dogs testen die Ware Bild: Warner Bros.

Seine Darstellung des schmierig-durchgedrehten Efraim macht Jonah Hill zum unbestrittenen Star des Films. Als besonderern Kniff kann er die Rolle des liebenswerten Chaoten, die er über die Jahre kultiviert hat, diesmal als abgebrühten Soziopathen spielen. Eine Mischung die erstaunlich gut funktioniert und für die lustigsten Szenen des Films sorgt. So schickt Efraim manisch kichernd Waffen ins Kriegsgebiet und gibt dabei – je nach Geschäftspartner – den gläubigen Juden oder den christlichen Patrioten.

Hill ist dann auch der einzige, der regelmäßig um sich schießen darf – natürlich immer nur zu Testzwecken. In seiner FSK 12-Welt lässt Phillips seine Protagonisten zwar von Zeit zu Zeit zusammengeschlagen und von osteuropäischen Gangstern in den Kofferraum sperren, die echten Gräuel des Krieges werden aber ausgeblendet. Bei Schmuggelfahrten quer durch die irakische Todeszone hätte man den Zuschauern etwas mehr zutrauen können.

Simon Lukas

War Dogs läuft aktuell im Cinecitta‘ in Nürnberg.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.