Gestern wurde das ARENA-Festival feierlich eröffnet: 25 Jahre künstlerische Befruchtung lautet das Motto im Jubiläumsjahr. Auf Re>flex veröffentlichen wir die Theaterkritiken aus der Festivalzeitschrift SPOTS. Mit Dante Murillo & Editta Braun Company zeigte im Anschluss an die Eröffnungsgala die erste Gruppe ihr Stück, eine Performance über das Ankommen und Fremdsein.
In unserer kunterbunten Welt scheinen die Möglichkeiten grenzenlos. Kommend aus dem warmen Kolumbien sucht Juan im kalten Österreich sein Glück. Konfrontiert mit neuen Vorschriften, Normen und Gepflogenheiten versucht er in seinem neuen Leben Fuß zu fassen. Ein Platz zum Wohnen ist gefunden, alles läuft nach Plan. Doch dann die Wende.
Gepresst in ein vorgegebenes System, welchem er nicht zu entrinnen vermag, beginnt Juan zu taumeln. Ein schleichender Prozess des Identitätsverlusts nimmt seinen Lauf. Tänzerisch beschreibt der Performer Dante Murillo den Ausfall von Körper und Geist bis hin zur Metamorphose in eine affenartige Kreatur. „derzeit wohnhaft in“, eine Inszenierung der Editta Braun Company, springt hin und her zwischen Hoffnung und Resignation. Obgleich die Thematik unter dem Banner der Ernsthaftigkeit steht, gehen keineswegs Witz und Ironie verloren. Dante Murillo vermittelt eben diese Wechselseitigkeit mit befremdlichen, raumgreifenden Bewegungen, mit starker Mimik, mit dem Spiel seiner Stimme.
Eine Soloperformance ohne viel Schnickschnack; die nicht mehr nötig hat, als den Künstler und eine paar Pappkartons, welche mal Wohnfläche, mal Spielobjekte, mal Stolpersteine sind. Alles fügt sich in eine packende Geschichte, die von Aktualität und Brisanz zeugt. Ein tolles Eröffnungsstück des Arena-Festivals, das Lust auf mehr macht.
Ronja Baude