Bücher auf Rezept?!

Bild: Rogner & Bernhard

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Gibt es nicht? Sollte es aber! Die Literatur als Seelenapotheke. Was im ersten Moment vielleicht seltsam klingen mag, erscheint nach dieser Lektüre mehr als nur plausibel. Immer noch skeptisch? Na dann auf ins Detail.

Andrea Gerks Sachbuch gliedert sich in drei Hauptbereiche mit jeweils sechs bis sieben Unterkapiteln. Dabei setzt sie sich mit den folgenden Thematiken en détail auseinander:

1. Krisen, Krankheit, Krieg – Lesen hilft?!
Dieser Block behandelt die Wirkung von Literatur auf Menschen in Krisensituation aller Art. Hier wird deutlich, dass Bücher dem Leser eine schier unendliche Anzahl an Möglichkeiten eröffnen. Man kann eine Auszeit von der Realität nehmen und sich in ferne Länder oder gar Galaxien entführen lassen. Oder man holt sich Rat für alle möglichen und unmöglichen Lebenslagen. Man kann sich aber auch einfach von den Protagonisten zutiefst verstanden und damit nicht mehr so einsam fühlen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Biblio- oder Poesietherapie? In Großbritannien und den U.S.A. sind diese Therapieformen übrigens bereits weit verbreitet und auch anerkannt. All das und noch viel mehr ist möglich, durch die Literatur.

2. Gehirn, Geist, Gesundheit – Lesen belebt!
Dieser zweite Block beschäftigt sich mit den neurologischen, psychologischen und physischen Aspekten des Lesens. Was passiert in unserem Körper wenn wir Literatur konsumieren und was wenn nicht? Wie verarbeitet unser Gehirn die Informationen, welche Stoffe werden freigesetzt und wie werden daraus sogar am Ende Emotionen? Alles Bereiche, die noch nicht vollkommen erforscht sind; damit bleibt es also auch hier weiter spannend.

3. Kriminelle, Klosterschwestern, Künstler – Lesen befreit!
Im dritten und letzten Block bekommt der Leser außerdem noch einen tiefen Einblick hinter diverse Kloster- und Gefängnismauern. Hier wirkt das Lesen als Befreiung des Geistes. Geistliche finden dank der Literatur zum Beispiel zu sich selbst und ihren spirituellen Führern. Inhaftierte bekommen durch das Lesen eine Möglichkeit dem Gefängnis zu entfliehen, denn die Gedanken sind frei. Das alles wäre nicht möglich, gäbe es keine Bibliotheken und die Menschen, die sich für sie engagieren! Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um die eigene Hausbibliothek oder eine staatliche Einrichtung handelt; sie sind die Seelenapotheken durch alle Zeiten.

Dieses Buch macht Spaß!

Das Konzept ist mit Sachverstand und Humor umgesetzt. Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise, nicht nur durch die verschiedenen Zeitalter und sozialen Schichten, sondern auch durch die Geschichte des Lesens und des Lesers an sich. Dabei spielen Andrea Gerks literarische Patienten eine große Rolle, genau wie ihre zahlreichen Interviewpartner. Diese geben nämlich preis, welche Bücher für sie persönlich besonders wichtig sind oder waren. Die Autorin selbst streut ebenfalls immer wieder eigene Leseerlebnisse mit ein. Dadurch schafft sie eine persönliche Verbindung zum Leser, welche dem Ganzen Lebendigkeit verleiht und das allgemeine Verständnis der Materie fördert.
Wer jetzt neugierig geworden ist: wie wäre es denn mit einer selbstverordneten Bibliotherapie?!

Carmen Käuflin

Andrea Gerk: Lesen als Medizin – Die wundersame Wirkung der Literatur
Rogner & Bernhard
342 Seiten
ISBN: 978-3-95403-084-2
Preis: 22,95 €

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