In diese Zeit würden Wille and the Bandits gerne zurück, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Das erzählte Bandgründer Wille am Dienstag, den 31.03., in der Kofferfabrik Fürth. Und an Rockgrößen dieser Zeit erinnert auch ihr Rock mit Blues-, Latin- und Folk-Elementen: Man meint Anklänge an Led Zeppelin und Pink Floyd herauszuhören. Außerdem weiß man nie so recht, mit welchem Song einen die drei Zottelköpfe als nächstes überraschen; ob ruhiger, langsamer oder richtig derber Rock-Hymne. Und dabei wirken Will, Mat und Andy auch noch total lässig. Große Bühnenshow mit viel Rumgehüpfe abziehen? Nee… Haben sie auch gar nicht nötig.
Kann man auch von Rockmusik eine Gänsehaut bekommen? Ja, definitiv ja! Das schafften die drei Briten mehrmals. Die kehlige, rauchige Stimme des Sängers geht einem gerade in Momenten, in denen sie fast „pur“ zu hören ist, durch und durch. Wille nuschelt, presst die Worte eher heraus – aus seinem tiefsten Inneren, so hat man das Gefühl. Es überläuft einen ein wohliger Schauer, wenn man sich darauf einlässt. Und genau deshalb erreicht einen die Musik von Wille and the Bandits. Dazu dann die groovigen, erdigen Beats von Schlagzeug und Percussion und der E-Kontrabass – eine ganz andere Kombination. Wille leitet das Publikum mit seiner offenen, lockeren Art ganz entspannt durch den Abend und initiiert so unter anderem Fürths ersten Gospel-Chor. Alles in allem ist es ein Abend, an dem man sich einfach etwas zurücklehnen kann – obwohl die Musik durchaus tanzbar ist.
Gemeinschaftliche Individualität
Jedes der drei Bandmitglieder ist für sich genommen absolut einzigartig und unverwechselbar, jeder bringt seinen eigenen Stil mit ein. Und doch sind Wille and the Bandits eben nicht Wille AND the Bandits, sondern eine Einheit, eine Band. Keiner stiehlt dem anderen die Show, jeder kann für sich alleine bestehen, aber gemeinsam sind sie unschlagbar. Auch als Trio sind die Briten individuell, alternativ – ein bisschen anders eben. Und damit passen sie irgendwie perfekt zur Fürther Kofferfabrik als „(Sub)kulturmanufaktur“. Dass die Jungs extrem vielseitig sind, zeigt sich nicht nur in ihren Songs, sondern auch darin, dass jeder von ihnen mindestens zwei Instrumente spielt – die natürlich während des Konzerts und sogar während der Songs ständig gewechselt werden.
Pour me another drink before I dry
Mal in typischer Rockermanier, mal im Einsatz für das flutgeplagte Cornwall – die drei Briten sind auch hier vielseitig. Mit manchen ihrer Songs schaffen sie sogar so eine Dramatik, wie man sie sonst nur aus Filmen kennt, wenn gerade alles schief gelaufen ist und der Protagonist im strömenden Regen steht. Dieses Gefühl allein durch Musik heraufzubeschwören ist nicht einfach; das schaffen Wille and the Bandits nur dadurch, dass sie alle mit ihrem Herz voll dahinter stehen und ihre Gefühle über die Musik transportieren können. Der Daily Telegraph hat wohl recht, wenn er schreibt, Wille and the Bandits wären „one of the best live acts in the country“. Das Fürther Publikum war jedenfalls so begeistert, dass die britische Band sogar zweimal für eine Zugabe wieder zurück auf die Bühne kam. Alles in allem kann man sagen, dass man seinen Dienstagabend nicht besser hätte verbringen können. Wille and the Bandits sind 100% außergewöhnlich, aber immer 100% mitreißend.
Sabine Storch