Raoul Schrott als ‚writer in residence‘ in Erlangen. ELINAS, das Erlanger Zentrum für Literatur und Naturwissenschaft startet das neu initiierte „Science & Poetry-Lab“ mit einem Workshop zu Lyrik und Physik
„In der Wissenschaft versucht man etwas, das niemand zuvor wusste, auf eine Art zu sagen, die jeder versteht. In der Dichtung verhält es sich gerade umgekehrt.“
Sind Lyrik und Physik wirklich Gegensätze, wie Paul Dirac, britischer Nobelpreisträger der Physik von 1933, pointiert formuliert? Oder lassen sich Überschneidungen der scheinbar so unterschiedlichen Gebiete erkennen und können sie sich nicht sogar gegenseitig bereichern?
Dieser Thematik, der Verbindung von Physik und Lyrik, widmen sich vom 04. – 06. Februar Erlanger Wissenschaftler und Studierende aus Physik und Literaturwissenschaft. Unterstützt werden sie dabei von einem Experten, dem Dichter Raoul Schrott. Der österreichische Schriftsteller ist 2015 als Writer in Residence am ELINAS, dem Erlanger Zentrum für Literatur und Naturwissenschaften der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg eingeladen. Das Emerging-Field-Projekt ELINAS untersucht im interdisziplinären Austausch den wechselseitigen Wissenstransfer zwischen Physik, Literatur und Literaturwissenschaft.
In diesem Rahmen findet nun das Science & Poetry-Lab statt, ein dreitägiger Workshop, bei dem Gedichte über Physik, über Physiker und von Physikern näher in den Blick genommen werden. So verfassten beispielsweise James Clerk Maxwell oder Erwin Schrödinger ganze Gedichtsammlungen. Bekannte Lyriker wie Johann Wolfgang Goethe, Paul Celan oder Hans Magnus Enzensberger haben sich physikalischen Themen gewidmet. Diese Gedichte sollen in einer kommentierten Anthologie im Berliner Verlag deGruyter veröffentlicht werden.
Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg bietet die perfekte Kulisse, um sich zwischen Teleskopen und Winkelmessern mit Astronomie, Kosmologie oder Mechanik und deren lyrischer Verarbeitung zu beschäftigen. Einleitend werden Raoul Schrott und der Literaturwissenschaftler Holger Helbig (Rostock) die Frage „Was ist ein Gedicht?“ aus Rezipienten- und Produzentenperspektive beleuchten. Raoul Schrott wird den Studierenden außerdem am letzten Tag des Workshops unveröffentlichtes Material aus seinem geplanten Epos „Die erste Erde“ präsentieren, um sich gemeinsam mit ihnen und Experten aus den Naturwissenschaften darüber auszutauschen. Auch in den kommenden Semestern sind im Rahmen des Science & Poetry-Lab weitere Veranstaltungen mit Schriftstellern geplant, die hier Anregungen und Expertise bei Werkrecherche und -entstehung erhalten.
Elena Walter und Vera Podskalsky