Lesen für Karottensaft

P1030050Der Zusammenhang zwischen Lesen für Bier und der Friedrich-Alexander-Universität mag zunächst ähnlich unklar erscheinen wie der zwischen Bier und Karottensaft. Trotz oder gerade aufgrund ungewöhnlicher Verbindungen bereitete die November-Auflage von Lesen für Bier aber definitiv Spaß – und Gast Patrick Salmen befürwortet Verwirrung stiften laut eigener Aussage sowieso.

Der Abend begann ganz offiziell mit einer Begrüßungsrede. Die hielt Götz Hermann Teamarbeit Greiner, der einzige studentische Kandidat für das Amt des Universitätspräsidenten, der gerade mitten im Wahlkampf steckt (Die Wahl findet Ende des Monats statt; zur Homepage des Kandidaten geht es hier). Er mobilisierte für seine einleitenden Worte alle Ressourcen und erläuterte den Zusammenhang zwischen Lesen und der Universität, sowie den Zusammenhang zwischen Bier und der Universität – vollkommen plausibel.

Kühlschrankdiebstahl und Grillsucht

Poetry Slam-Größe Patrick Salmen, dessen Bekanntheit dafür gesorgt hatte, dass die Clubbühne mehr als ausverkauft war, reflektierte einleitend die Aussage „Ich habe eine Axt“, die man schließlich in den verschiedensten Lebenssituationen gebrauchen könne. Er berichtete dann, wie er einen Kaufhausdetektiv geschickt in ein Gespräch verwickeln wollte, als dieser sich wunderte, warum er wohl einen in Alufolie eingepackten Kühlschrank durch das Geschäft richtig Ausgang trug (Er hatte erfahren, dass man so die Diebstahlsicherung überlisten könne). Außerdem outete er sich als Meister meisterhafter Wortspiele (Seekuh – seekuhndär) und forderte dann auch das Publikum zum Rätseln auf, als er kurze Reimgeschichten erzählte, an deren Ende es einen Städtenamen einzusetzen galt. (Bei hohem Schwierigkeitsgrad: Massachusetts als Synonym für „Gottesdienstsandalenpaar“).

Als nach Slam-Einlagen und Begrüßungsrede die eigentliche Veranstaltung begann, drängte sich die Frage auf, ob sie nicht doch umbenannt werden müsste. Die ursprüngliche Idee, dass Lucas Fassnacht oder sein Gast ein Bier trinken, wenn ihr Vorlesen mehr überzeugt als die vom Publikum mitgebrachten Texte (im umgekehrten Fall erhält derjenige ein Bier, der den Text mitgebracht hat) wurde auch diesmal wieder ein Stück weit ad absurdum geführt, da Fassnacht ein Händchen dafür zu haben scheint, zu Lesen für Bier Gäste einzuladen, die kein Bier trinken; oder es besteht ein grundsätzlicher Trend zum Antialkoholismus. Salmen musste nun im Anschluss an Fee, die beim letzten Mal Tomatensaft zu sich nahm (Reflex berichtete), mit Karottensaft Vorlieb nehmen. Dafür nahm er seine ungewöhnliche Aufgabe mit Herzblut in Angriff, amüsierte sich köstlich beim Vorlesen einer (fingierten?) Amazon-Kundenrezension, in der der Verfasser von seiner krankhaften Sucht zum AEG-Grill berichtet, die schließlich auch seine Beziehung zerstört, und drehte am Ende eine Runde durchs Publikum, um herauszufinden, wem wohl der Einkaufszettel zugeordnet werden könnte, den er vorgelesen hatte.

Der kleine FönigP1030056

Fassnacht übernahm die großen Herausforderungen: Die Geschichte vom kleinen Fönig, in dessen Königreich alle Ks durch Fs ersetzt werden, Informationen über Franken aus einem Verbindungsbuch und die Einführung in das Textverarbeitungsprogramm Latex, die hauptsächlich aus kryptischen Formeln besteht.

Verwirrung stiftete also auch das Publikum, das die Texte mitbrachte, und so resümierte Salmen zwangsläufig: „Geiles Konzept, ich glaube, das mache ich dir nach“.

Vera Podskalsky

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