Wallis Bird-Konzerte bergen die immerselbe Tücke: Spätestens ab dem zweiten Lied wünscht man sich, dass diese die verschiedensten Stimmungen durchlaufende Party nie enden möge. Und falls jemand fälschlicherweise gemeint hatte, die Live-Qualitäten der Irin und ihrer Band hätten durch die Elektro-Einflüsse im neuen Album Architect eingebüßt, dann konnte er sich vergangenen Donnerstag im E-Werk eines Besseren belehren lassen und im Gegenteil eine noch größere musikalische Vielfältigkeit erleben.
Zunächst gehört zur detaillierten Party-Beschreibung allerdings bereits die Vorband, die durchaus Erwähnung verdient: Das aus Franken stammende Elena Jank-Duo, die kleine Version von Elena Jank and the Acoustics, dessen Frontsängerin sich mit sympathischer Verlegenheit sichtlich geehrt zeigte, zu gegebenem Anlass spielen zu dürfen. Musikalisch hochwertiger Acoustik-Pop mit leicht rauchiger Stimme, gegen Ende der Gitarren-Flip von Bassist Michael Kirschner (er entwendete der Sängerin nicht nur das Instrument und spielte es weiter, sondern drehte es auch mehrmals um die eigene Gitarren-Achse) und die Einstimmung konnte als gelungen verbucht werden.
Konzert-Architektur
Die Einstimmung auf einen Abend, den Wallis Bird und ihre Band dann vor auf die Wand gemalter Häuserkulisse in schwarz-weiß als Collage aus unterschiedlichen Alben, Stilen, Atmosphären und unzähligen Instrumenten designte. Das alles in der gut gefüllten, aber nicht überfüllten Clubbühne, sodass zwischendurch ein bisschen ein Wohnzimmerkonzert-Eindruck entstand; besonders dann, als die irische Sängerin River of Paper alleine auf der Bühne performte und, wie so oft auf ihren Konzerten, für emotionalen Tiefgang sorgte.
Gemeinschaftsfeiern
Wohnzimmer sind aber eben auch zum Feiern gemacht und so gab es natürlich „Dancing-Songs“ vom Energiebündel samt zahlreicher Aufforderungen an die Zuhörerschaft mitzusingen. Das wäre ohnehin unabwendbar gewesen, schließlich fiel es schwer, beim unverwechselbaren Sound, der durch Trompete, Melodica und Beatboxen verfeinert wurde, still zu bleiben. Die kurzen Zwischenbemerkungen am Mikrofon, in denen der unverwechselbaren Humor der Künstlerin durchschien, ließen schließlich den letzten Rest einer Grenze zwischen Bühne und Zuschauerraum verschwinden. So erkundigte sie sich nach der Qualität von Aktienbier und informierte darüber, dass der ihr abgestellte Gir des E-Werks aus dem für Nicht-Muttersprachler unaussprechlichen Dechsendorf kommt.
Am Ende ein „Ihr seid so geil“ und die allerletzte Zugabe mit To my bones – und dann war sie leider doch vorbei, die irische Folk-Rock-Jazz-Elektro-Party.
Vera Podskalsky