Für große und kleine Leute

Cover1

Zeichnung: Sophia Weinberger

 

80 Millionen Exemplare von Antoine de Saint-Exupérys Der kleine Prinz wurden schon verkauft. Damit ist es eines der meistverkauften Bücher der Welt. Am 25. Juli liest Schauspieler Peter Kampschulte aus dem Büchlein, während Musikerin Anja Weinberger ihn auf der Flöte begleitet. Von 18.50 bis 21.15 Uhr dauert die Lesung im Bürgersaal der Stadtbibliothek Erlangen.

„Wenn ich euch dieses nebensächliche Drum und Dran […] erzähle […], so geschieht das der großen Leute wegen. Die großen Leute haben eine Vorliebe für Zahlen. Wenn ihr ihnen von einem neuen Freund erzählt, befragen sie euch nie über das Wesentliche. Sie fragen euch nie: Wie ist der Klang seiner Stimme? Welche Spiele liebt er am meisten? Sammelt er Schmetterlinge?“

Nun kommen die Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen. Die Fragen, die man nicht mit Zahlen beantworten kann: Sammelt Peter Kampschulte Schmetterlinge?

 

 

Zugegeben, das verrät er an diesem Abend nicht. Dass sein Lieblingsspiel aber das Schauspiel ist, muss er nicht sagen. Es genügt, ihm zuzuhören, wenn er mit seiner tiefen Stimme spielt. Den kleinen Prinzen spricht er mit hoher Stimme, den Betrunkenen hicksend, den König majestätisch und laut. So erhält jeder Charakter eine eigene, unverkennbare Stimme. Passende Gesichtsausdrücke und Gesten hauchen der Geschichte Leben ein. Er macht große, unschuldige Augen, wenn der kleine Prinz eine Frage stellt und runzelt die Stirn, wenn der kleine Prinz etwas seltsam findet. Dazwischen deutet der Schauspieler auf die entsprechenden Zeichnungen aus dem Buch, die an die Wand projiziert werden. Damit all die großen Leute nichts falsch verstehen.

„Meine Zeichnung stellte aber keinen Hut dar. Sie stellte eine Riesenschlange dar, die einen Elefanten verdaut.“

Künstlerfoto

Peter Kampschulte, Anja Weinberger

Wie angekündigt ist es eine etwas andere Art der literarischen Lesung. Immer wieder macht der Schauspieler Pausen, die mit Flötenklängen ausgefüllt werden. Anja Weinberger spielt Lieder, die Carlo Domeniconi extra für das Buch komponiert hat, und mischt sie mit anderen Kompositionen, zum Beispiel von Dorothee Eberhardt oder Charles DeLaney. Die Musik passt sich an den Text an. Als es inhaltlich um das Treffen des kleinen Prinzen und des Ich-Erzählers in der Wüste geht, entlockt die Musikerin ihrer Flöte lange, tiefe Töne, die an die Weite und Kargheit der Landschaft erinnern. Zwischen den Kapiteln und in Denkpausen webt die Flötistin Töne in die Lesung ein, die je nach Inhalt fröhlich, traurig oder nachdenklich klingen. Immer in den Pausen tritt die Musik in den Vordergrund, nach Sätzen wie diesen letzten:

„Das ist ein sehr großes Geheimnis. Für euch, die ihr den kleinen Prinzen auch liebt, wie für mich, kann nichts auf der Welt unberührt bleiben, wenn irgendwo, man weiß nicht wo, ein Schaf, das wir nicht kennen, eine Rose vielleicht gefressen hat oder vielleicht nicht gefressen hat … Schaut den Himmel an. Fragt euch: Hat das Schaf die Blume gefressen oder nicht? Ja oder nein? Und ihr werdet sehen, wie sich alles verwandelt … Aber keines von den großen Leuten wird jemals verstehn, daß das eine so große Bedeutung hat!“

Die letzten Töne der Flöte verklingen. Sophia Weinberger, die Organisatorin der Lesung, übergibt Peter Kampschulte als Dankeschön eine Rose. Es ist wohl nicht die Rose, die der kleine Prinz umsorgt und gegossen hat. Diese wächst schließlich auf dem Asteroiden B 612, dem Planeten des kleinen Prinzen. Zumindest, wenn das Schaf sie nicht gefressen hat.

Patricia Achter

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