RATATATA … BOOM!
So ähnlich klingen die Vorbereitungen rund um die Heinrich-Lades-Halle in Erlangen – wenn man sie in Comic-Sprache übersetzen würde. Es fehlt natürlich noch die Zeichnung von schuftenden Festival-Helfern, die Zelte und Bänke aufbauen; die alles dafür tun, dass am nächsten Wochenende der 16. Internationale Comic-Salon Erlangen stattfinden kann.
Comics sind nur für Kinder? Weit gefehlt! Seit der Festival-Gründung vor dreißig Jahren hat sich einiges geändert. „Damals war das noch Kinderkram“, sagt Anke Steinert-Neuwirth, die Leiterin des Kulturprojektbüros Erlangen. „Die Comics sind heute schon lange nicht mehr verpönt.“ Sie haben sich weiterentwickelt. Es ist keine Seltenheit mehr, dass gesellschaftliche und politische Themen aufgegriffen werden. Nach dreißig Jahren ist der Comic-Salon keine Szene-Veranstaltung mehr, sondern ein Event für die breite Masse. Zwischen dem 19. und 22. Juni wird es fast unmöglich sein, durch Erlangen zu gehen, ohne etwas von dem Festival mitzubekommen. In der ganzen Stadt verteilt, vor allem entlang der Fußgängerzone, befinden sich die Veranstaltungsorte. 30 Ausstellungen, über 400 Künstler und etwa 150 Aussteller sind dort zu finden.
Comics über den Ersten Weltkrieg
Besonders in den Mittelpunkt rückt Festivalleiter Bodo Birk die Ausstellungen zum Ersten Weltkrieg, der vor 100 Jahren begann. „Landschaft des Todes – Jacques Tardi und der Erste Weltkrieg“ und „Den Krieg im Blick – Künstler an der Front“ heißen die beiden Ausstellungen zu dem Thema. Es sind zwei verschiedene Blickwinkel auf den Krieg: Einmal aus der Sicht des Nachkriegskindes Tardi, einmal aus der Sicht von Künstlern, die den Krieg selbst erlebt haben – wie Otto Dix oder Jean-Émile Laboureur. „In Frankreich und Deutschland ist die Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg graphisch sehr ähnlich“, bemerkt der historische Leiter des Festivals, Hans-Diether Dörfler.
Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich
Der Comic-Salon zeigt aber nicht nur Kriegscomics. Dieses Jahr wird „Max und Moritz“ 150 Jahre alt. Die Zeichnungen von Wilhelm Busch, dem „Urvater des Comics“, wie Bodo Birk ihn nennt, werden im Stadtmuseum gezeigt. Der Festivalleiter hebt auch die Ausstellungen von Anke Feuchtenberger, ATAK und Émile Bravo hervor – für letzteres stellt Siemens, einer der Sponsoren, den Himbeerpalast zur Verfügung. Unter den vielen Sponsoren ist auch die Kommunikationsagentur Birke und Partner, die den Graphic Novel-Autor Matthias Lehmann als Artist in Residence beherbergt. Er zeigt sein aktuelles Projekt „Karl Kling“, gewährt Blicke hinter die Kulissen und veranstaltet einen Workshop.
Es gibt noch viel mehr zu sehen: Messestände von Verlagen, Künstlern und Agenturen. Eine Comic-Börse mit Klassikern und Raritäten. Hochschulen, die im Jungen Forum ihre Arbeiten präsentieren. Workshops im Comic-Zeichnen. Diskussionen, Künstlergespräche und Lesungen. Comics von Kindern und Jugendlichen aus Erlanger Schulen, die im Frankenhof ausgestellt werden. Filme über Comics, die in den Manhattan-Kinos und den Lamm-Lichtspielen gezeigt werden. Herausragende Künstler, die mit dem Max und Moritz-Preis geehrt werden.
Die Veranstalter erwarten etwa 25.000 Besucher. Wer vom Comic-Fieber erfasst ist, findet schon jetzt in Erlangen erste Ausstellungen: Zwölf Schaufenster in der Erlanger Innenstadt wurden von Teilnehmern des Jungen Forums gestaltet. Der Comic-Salon hat begonnen.
Patricia Achter
Öffnungszeiten: Donnerstag, 19.06., 12-19 Uhr Freitag und Samstag, 20./21.06., 10-19 Uhr Sonntag, 22.06., 10-18 Uhr Eintritt für das Festival: Dauerkarte: 24 Euro / erm. 16 Euro Tageskarte: 9 Euro / erm. 6 Euro Tageskarte Familien-Sonntag: 9 Euro / erm. 1 Euro Weitere Infos hier