Die spinnen doch, die Philosophen

ZweizeilerApollon spielt Schach. Kallikles sieht aus wie Nero. Sophokles, eine Mischung aus Wikinger und Asterix, stellt fest, dass die Griechen spinnen.  Protagoras trägt Brille, Hut und raucht einen Joint. Klingt absurd, ist aber so passiert, und zwar vergangenen Dienstag im E-Werk, als Lucas Fassnacht und Kilian Wilde ihr philosophisches Bilderbuch Zweizeiler vorstellten.

Mit Performance-Buchpräsentation könnte die Veranstaltung wohl angemessen überschrieben werden:  Während Lucas Fassnacht sprach, zeichnete Kilian Wilde gleichzeitig am White-Board: Live-Kunst vom feinsten und zudem ein Weg, der Schwierigkeit zu begegnen, ein Bilderbuch vorzustellen. Aber das, was Lucas Fassnacht sprach, stammte gar nicht aus dem Buch. Nach einer Poetry Slam-Einleitung, in der die einleitend beschriebene Schachszene stattfand, setzte er sich, ganz Student der Altphilologie, an den Tisch und las Originaltexte sämtlicher Philosophen. Lebendig wurden die Denker dann dank Kilian Wilde, der ihre Köpfe zeichnete, sie aus Langeweile aber dann zunehmend auch nicht mehr wie seriöse Philosophen aussehen ließ.

Allerdings ließen auch die Originaltexte an deren Seriosität zweifeln, relativierten die Absurdität der eingangs erwähnten Darstellung der Denker, und bewiesen, dass Philosophen, „sich auf einem schmalen Grat zwischen Philosophie und Wahnsinn bewegten“, wie Lucas Fassnacht formulierte. Besonders sind hier die Gesetze des Pythagoras zu erwähnen: Nicht gegen die Sonne urinieren, solle man, außerdem Bohnen meiden. Ob nun Pythagoras wirklich, wie von Fassnacht beschrieben, umkam, weil er bei einer Verfolgungsjagd vor einem Bohnenfeld stehen bleiben musste, konnte nach Lesung der Gesetze nicht mehr entschieden werden.

Eben beschriebene Szene findet sich auch in Zweizeiler. Begleitet von folgendem Text: „Hütet euch, sage ich euch, meine Schüler, vermeidet die Bohnen. Wenn ihr ein Bohnenfeld seht, macht einen Bogen darum“.  Den Inhalt des Buches stellen nämlich Verspaare zu fassnacht geändertverschiedenen Philosophen dar, allesamt verfasst als Distichen, dem Standard-Metrum der Antike. Diese und viele andere Informationen zu Entstehungsprozess und Verfasser erhielten die Zuschauer bei der Präsentation ebenfalls und nahmen quasi aktiv an der Performance teil. Nach jedem philosophischen Text gab es eine Fragerunde à la Wer wird Millionär?, die wiederum durch eine Frage aus dem Publikum eröffnet wurde. Als Belohnung für richtige Antworten gab´s das zugehörige Philosophen-Bild und ein  kostenloses Exemplar von Zweizeiler – einem Buch, das sich auf ganz untypische Weisen mit Philosophie auseinandersetzt, das hat die Präsentation überzeugend gezeigt.

Vera Podskalsky

 

Ein Gedanke zu „Die spinnen doch, die Philosophen

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