Es ist wieder soweit! Am Donnerstag, den 13. März, wird das 19. Filmfestival Türkei/ Deutschland in der Tafelhalle eröffnet. Auch dieses Jahr werden prominente Gäste erwartet. Mario Adorf wird als Hauptdarsteller den Eröffnungsfilm Der letzte Mentsch präsentieren. Ehrenpreise werden unter anderem die türkische Schauspielerin Hülya Koçyiğit und der deutsche Regisseur Edgar Reitz für sein Lebenswerk erhalten. Die Veranstaltung gehört mittlerweile zu den bedeutendsten interkulturellen Veranstaltungen Deutschlands und findet auch internationale Beachtung.
Vom 13. bis zum 23. März wird ein anspruchsvolles Programm geboten. Zahlreiche türkische und deutsche Filme werden gezeigt und konkurrieren in verschiedenen Kategorien um den 1. Preis. Die Juries der Wettbewerbe sind mit renommierten Filmschaffenden aus Deutschland und der Türkei besetzt. Veranstaltet wird das Filmfest von dem eingetragenen Verein InterForum Kunst & Kultur — Nürnberg international e.V. und dem Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg. Die Veranstalter sehen im Medium Film die Chance, ein breites Publikum zu erreichen. Sie setzen sich zum Ziel, „den Kulturgruppen verschiedener Abstammung mit den ästhetischen und informativen Mitteln des Kinos eine gemeinsame Plattform des Diskurses zu schaffen. Es will Kulturvermittlern aus beiden Kulturkreisen neue Anregungen geben und den Austausch und die Zusammenarbeit unter den Filmschaffenden beider Ländern fördern“ (Festivalhomepage 09.03.14, 18.32Uhr).
Zuletzt wurde in den Medien von den finanziellen Schwierigkeiten des Festivals berichtet, die nach dem Ausstieg des größten Sponsoren, der Robert-Bosch-Stiftung, entstanden. Trotz der cineastischen und kulturellen Bedeutung des Events fehlen den Veranstaltern beinahe 60 000 Euro für die Umsetzung des Programms. Dabei entstehen für das Festival „nur“ Kosten von 250 000 bis 300 000 Euro, weil es hauptsächlich von Ehrenamtlichen organisiert und umgesetzt wird. Bei vergleichbaren Veranstaltungen, so Festival-Leiter Adil Kaya in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk, müsse man eine halbe Millionen veranschlagen. Kaya bemühte sich bereits im letzten Jahr um eine bessere Finanzierung, bislang leider ohne Erfolg. Er würde gerne die Stadt Nürnberg und den Freistaat Bayern noch mehr in die Pflicht der Bezuschussung nehmen, da diese schließlich einen großen Image-Gewinn durch das Filmfest erfahren. In der Tat: Kaya erhielt 2010 die Bürgermedaille der Stadt Nürnberg, man wurde nicht müde, ihn für seine Leistungen zu loben, bezeichnete ihn als „Nürnberg-Botschafter“. Generell schmücken sich Kommunen und Länder gerne und oft mit dem Nimbus des Kreativen und Vielfältigen, diese Termini werden geradezu inflationär im Rahmen des Städte-Marketing gebraucht. Sollten diejenigen, die von den Akteuren der Kulturlandschaft profitieren, nicht auch ihren Beitrag zu deren Arbeit leisten? Adil Kaya muss nun selbst mit einem persönlichen Darlehen für das diesjährige Festival einspringen, da eine kurzfristige Absage einen großen Imageschaden verursachen würde. Danach droht dem Filmfest die Pleite.
Verfolgt man Online-Kommentare von Lesern der Nürnberger Nachrichten, so scheinen sich manche Franken kaum um dieses Kulturevent zu scheren. Sie fragen sich, wen das überhaupt interessieren solle. Und die Veranstalter sollten doch bitte selbst zahlen! Was denkt ihr darüber? Darf man ein solches Format an regionalen Dimensionen messen?
Eröffnungsgala: Do., 13. März, 19 Uhr, in der Tafelhalle, Äußere Sulzbacher Straße 60-62 in Nbg.
Eva Poll