Wie ein Wesen aus einem Moebius Comic steht sie da. Wo ihre Augen sein sollten, ist ein großer Klotz, wie eine VR-Brille. Sie bewegt sich geziert und jedes Mal, wenn sie den Kopf bewegt, ändert sich hinter ihr das das Bühnenbild ein wenig: Was sie sieht, wird in dreieckigen Projektionen auf der Rückwand sichtbar. Die seltsame Kreatur, sie ist eine jener genialen Schöpfungen, eigens für das Projekt Wrongkong Extended geboren – Ein Feldversuch in Sachen Popperformance. Zu sehen noch einmal heute ab 20 Uhr in der Tafelhalle.Mehr als ein Konzert – eine Neuerfindung des Pop versprachen die Vorankündigungen zu Wrongkong Extended. Keine Frage: Cyrena Dunbar hat ein Gespür für die große Show. Wie eine Libelle in der Luft, tanzt sie über die Bühne. Im Vergleich wirken ihre Bandkollegen da ein wenig steif – besonders, wenn sie angetanzt werden. Die Sounds allerdings, die Tommy „Yamaha“ Wurm, David Lodhi, Claus Friedrich und Markus Wurm mit ihrem Klangwerkzeug in die Luft zimmerten elektrisierten nachhaltig.
Mit der Wucht von Gammastrahlung prasselte die Musik von Wrongkong bei der Premiere gestern in den Saal – und schien sich dort zunächst zu verlieren. Wie hypnotisiert saß das Publikum teilweise auf der unbestuhlten Tribüne. Vielleicht aber war es auch einfach überwältigt. Dafür zumindest spricht der anhaltende Applaus am Ende.
Musikalisch war bei der Premiere gestern wirklich alles im Lot. Die Gastmusiker fügten sich geschmeidig in den Sound der Band. Durch Linda Suritsch an der Violine und Hans Fuss am Schagzeug, allen voran aber Roland Horsak mit seiner Trompete erhielten die vertrauten Songs einen letzten Feinschliff, der ihnen unerwartet zu noch mehr Brillanz verhalf.
Umrahmt wurden die märchenhaften Klänge von Licht- und Videospielereien sowie Tanzeinlagen, die im Einzelnen eine fantastische Wirkung entfalten konnten. Was allerdings ein wenig fehlte war ein durchgängiges Konzept. Jeder Song für sich wurde offenbar als dramaturgische Einheit aufgefasst. Auf der Ebene von Licht und Video funktionierte das noch relativ gut. Die Auftritte der Tänzer jedoch erschienen manchmal etwas unmotiviert. Spektakulär darf man die Show trotzdem nennen – Neben den bereits erwähnten Kameras gab es noch eine Vielzahl anderer genialer Einfälle. Etwa das Vertikale Pas de deux von Choreograph Ingo Steiger mit Cyrena Dunbar am Ende des Konzerts.
Den Pop haben Wrongkong mit ihrem doppelten Konzert natürlich nicht neu erfunden – Sie haben aber gezeigt, dass sie bereit sind, für die ganz großen Bühnen.
Wrongkong Extended gibt es heute am 15. Februar noch einmal zu sehen in der Tafelhalle Nürnberg ab 20 Uhr.