Die „Superamas“ waren am 8.5.2013 im Erlanger Markgrafentheater zu sehen
„Theatre“ ist ein visuelles und musikalisches Spektakel: Bunte Musik trifft auf schreiende Bilder, Muammar al-Gaddafi auf Nikolas Sarkozy, Fiktion auf Realität. Die „Superamas“ provozieren, schockieren und unterhalten mit ihrer Aufführung. Mit Erfolg. Ein Bürgerkrieg in Belgien? Eine Frau als türkische Präsidentin? Tanzende Politiker? All das ist möglich, und noch vieles mehr.
Scheinbar harmlos eröffnen verhüllte Bauchtänzerinnen zu orientalischer Musik das Fest des Spottes und der Übertreibungen. Nach und nach fallen die Hüllen, bis sie halbnackt tanzen. Ein Wissenschaftler steht daneben und referiert über Sexualität. Riesengroß wird ein Gemälde aus der Renaissance an die Bühnenwand projiziert: Salome, die für Herodes tanzt. In der biblischen Geschichte verlangt sie dafür den Kopf von Johannes dem Täufer. „This story is a warning of what happens when women get what they want“, kommentiert der Wissenschaftler zynisch.
Bürgerkrieg in Belgien
Ausschnitte aus Fernsehberichten werden gezeigt. Auf der Bühne entsteht eine unmögliche Talkshow-Situation: Der Emir von Katar sitzt neben einer fiktiven türkischen Präsidentin. Daneben der israelische Präsident Ariel Sharon, der seit sieben Jahren im Koma liegt. Und Nikolas Sarkozy, der paradoxerweise als einziger gegen einen Militäreingriff im belgischen Bürgerkrieg ist. Noch skurriler wird es, als Gaddafi im Zuschauerraum erscheint und proklamiert: „We have to save our Belgium friends.“ Die Rettungsmission wird als 3-D-Computeranimation gezeigt, in der ein Gaddafi-Avatar den belgischen König erschießt. Lapidar ertönt die Stimme eines zweiten Avatars: „It’s all okay, colonel. You did your duty.“ Es herrscht Frieden. Politiker tanzen mit schönen Frauen zu orientalischer Musik. Der Emir von Katar lobt Gaddafi: „You’re like Rembrandt with a grenate.“
Ist das absurd, kritisch, lustig oder verrückt? Wohl eine Mischung aus allem. Bunte Scheinwerfer, Computerspiele, Fernsehberichte und Videoclips – mit multimedialen Mitteln zeigen die „Superamas“ völlig andere, teils absurde Perspektiven. Viele Statements werden als offene Fragen in den Raum gestellt: Dass Politiker lügen, dass Medien nur über Krisen berichten, dass die Gesellschaft oberflächlich ist. Richtig oder falsch? Das muss jeder für sich selbst beantworten.
Patricia Achter