Kämpfen in Schieflage

Fotograf: Ralf Lang

Foto: Ralf Lang

Sie warten, wie lauernde Tiere liegen sie da, angespannt, mit gestreckten Gliedern. Langsam bewegen sie sich im Schlaglicht, graziös wie ein Chamäleon. Vielleicht gerade auf die Welt gekommen, oder in der Berufswelt angekommen, jedenfalls befindet man sich schnell in einem Hamsterrad. Es dreht sich und man läuft mit, bei jedem Scheitern steht man wieder auf. Wo wartet der ersehnte Chefposten, hinter der nächsten Kurve? Wie hoch ist der Berg, den man dafür erklimmen muss? Es gibt unterschiedliche Arten, aufzusteigen, doch alle scheinen unsicher. Letztendlich sieht man  seinem eigenen Absturz zu. Wie menschlich gewordene Steine des Sisyphos kämpfen sich die drei Tänzer für REST – bad for the bones in der Tafelhalle nach oben, um doch nie anzukommen.

Foto: Ralf Lang

Die internationale Truppe aus der Schweiz (Noëmi Wagner), Polen (Robert Przybyl) und Franken (Tina Essl) tanzen unter der Regie von Sebastian Eilers. Der Regisseur und Choreograph macht in seiner aktuellen Produktion des SETheaters auf gegenwärtige Probleme aufmerksam. In seinem aktuellen Tanztheaterstück zeigt er den Teufelskreis des Arbeitsalltags.

Wie die Tiere im Versuchslabor setzt er seine Tänzer auf eine drei mal fünf  Meter große Fläche, die in unterschiedlich schiefe Winkel kippt (Bühnenbild: Jörg Brombacher). Findet sich kurz ein Gleichgewicht, gerät die Welt auf ein Neues aus den Fugen. Anfangs kämpft jeder für sich selbst, bis sich doch jemand findet, in dem man sich selbst wieder findet – oder ist es wieder nur ein Kampf gegeneinander?

Und das alles zu wahrer Horrormusik (Musik: Blixa Bargeld, Alva Notooder) bedrückender Stille, nur Keuchen oder das Quietschen blanker Haut auf hartem Boden. Wäre der absurde Wahnsinn nicht hin und wieder durchbrochen von Humor, wäre es nur schwer zu ertragen, das ständige Gebot des „weiter, weiter!“. So läuft man der Videoprojektion zum Beispiel wie ein störrischer Esel einer Karotte nach.

SETheater2

Foto: Ralf Lang

Die anderen Videoprojektionen sollen das bewegte Bild auf der Bühne unterstützen, es hätte sie aber nicht gebraucht. Die ausdrucksstarken Tänzer wirken von selbst. Manchmal bekommt man den Eindruck, das Stück funktioniert mit nur zwei Tänzern besser, robbt eine der drei bei den Paartänzen nur verzweifelt am Boden herum. Die Dreierkonstellation wird oft nicht klar. Wettgemacht wird das in einer Szene, in der sich eine Tänzerin Socken und Handschuhe anzieht und sich so kaum auf der schiefen Ebene halten kann. Sie klammert sich an das Pärchen, das ungerührt weiter Standard tanzt. Wer hilft wem und warum, wenn eine Situation brenzlig wird? Hängen wir nicht alle aneinander?

Ein Abend, über den man noch länger nachdenken kann, wie man sich in der harten Berufswelt positionieren würde. Oder hat man überhaupt eine Wahl?

Weitere Termine:
Sa, 9.3.2013, 20:00 |
So, 10.3.2013, 20:00

Tafelhalle, Äußere Sulzbacher Str. 62, 90491 Nürnberg.

Johanna Meyr

2 Gedanken zu „Kämpfen in Schieflage

  1. Hi Elkie,

    Why so? Is there something you have to understand as an audience, or isn’t it rather an open story? Where anyone can find any message?

    What was it that you found strange?

    I’m happy for a discussion, if you like.

    Regards,
    Johanna Meyr

  2. A strange criticism?

    I receive this criticism as a record of the person understands no aspect of contemporary dance!
    I wonder what would the critics Tence sp.Piny Bausch said today?

    Regards, tja I feel wonderful after watching this dance!
    Bravo for dancers and choreographers!

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