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Am Donnerstag (14.2.) läuft in den Manhattan-Kinos „Willkommen in der Bretagne“ an und in den Lamm-Lichtspielen „Quellen des Lebens“. Am Di (19.2.) 19:00 Uhr kommen zu diesem Anlass die Darsteller Kostja Ullmann und Wilson Gonzalez Ochsenknecht zum Gespräch ins Lamm. Na, wenn das nicht was ist? Nicht vergessen: Studententag (5 Euro) ist montags im Manhattan und donnerstags im Lamm.
Willkommen in der Bretagne – ein Film von Marie-Castille Mention-Schaar, u.a. mit Chatherine Frot, Firmine Richard, Mathilde Seigner
Die Bretonen werden im Allgemeinen als eigenbrötlerisches rauhes Völkchen abgestempelt. Sind sie das? Während der vielen Zelturlaube an der bretonischen Küste, die ich als Kind mit meinen Eltern gemacht habe – meist in der Nähe von Le Guérande und Le Croisic – haben sich diese Voruteile niemals bestätigen lassen. Ihre rauhe Küste und der frische Wind des Altantiks mögen ein wenig auf sie abgefärbt haben. Ein wenig wortkarg sind sie, aber nicht immer mürrisch, sondern ausgesprochen herzlich. Im Grunde unterscheiden sich die Bretonen nicht wesentlich vom Rest Frankreichs. Das würden sie aber gern: Jahrzehnte lang schon fordern sie Frankreich gegenüber ihre Unabhängigkeit, vielleicht kommt daher der Ruf der Eigenbrötlerei.
In solch einen bretonischen Ort in der Provinz, nach Carhaix – ziemlich weit im Norden, von Paris aus kurz vor Brest – wird die Personalmanagerin Catherine geschickt, um die Rentabilität eines Krankenhauses zu überprüfen. Catherine, gespielt von der wundervollen Catherine Frot („Die Köchin und der Präsident“) , ist mit allen Voruteilen über die Bretagne behaftet, die Pariser über den Rest Frankreichs haben. Ihre erste Frage an den Taxifahrer ist eine Feststellung: „In der Bretagne regnet es viel, nicht wahr?“ Vermutlich hat sie sich vorher bei Wikipedia schlau gemacht und herausgefunden, dass es zwei brühmte Söhne der Stadt gab: „Den ersten Granadier“ und „einen bekannten Antiquar“. Kein Wunder also, dass man sie in Carhaix auch mit kritischen Augen betrachtet. Aber über das Bowling, eine Sportart von der sie niemals gedacht hätte, dass sie ihr jemals Spaß machen könnte, findet sie drei Freundinnen: Mathilde, Firmine (beide Hebammen) und Louise. Als Personalmanagerin ist es jedoch Catherines Aufgabe, mehr Effizienz zu erreichen und als es daraum geht, im Krankenhaus Personal zu entlassen, fällt die Wahl auf die Entbindungsstation. Kurz darauf wird in Carhaix gestreikt (und das beruht sogar auf wahren Begebenheiten) und Chatherine entscheidet sich für einen Kampf an der Seite ihrer Freundinnen: Gegen Profitmaximierung und soziale Missstände.
Laut den Kritiken sprüht dieser Film vor Eneregie, hauptsächlich wegen seiner Hauptdarstellerinnen, unter denen auch Firmine Richard („8 Frauen“, „Zusammen ist man weniger allein“) ist. Auf den Zuschauer warten freche Diologe, eine große Portion Witz und wahrscheinlich auch ein paar Scherze über die Bretonen und die Pariser. Ein neuer Film a lá „Willkommen bei den Sch’tis“.
Quellen des Lebens – ein Film von Oskar Röhler, u.a. mit Jürgen Vogel, Moritz Bleibtreu, Meret Becker
Mit einer großen Anzahl an deutschen Filmstars besetzt, hat Röhler ein Familienepos geschaffen, von dem man hofft, dass es die Deutschen bemerken. Denn was gibt es spannenderes als eine fesselnde Familiengeschichte? Im Film mag der Enkel nicht vor einem großen Ohrensessel sitzen und dem Großvater andächtig lauschen, das nicht: Der Film erzählt von jeder Generation in einer eigenen Episode. Der Film an sich ersetzt also hier die beflügelnde Fantasie eines neugierigen Enkelkindes. Aber genau so und nichts desto trotz wird hier ein Stück deutscher Geschichte erzählt: angefangen bei dem Kriegsheimkehrer Erich Freytag, der mit einer Gartenzwergfirma am Wirtschaftswunder teilnimmt, weiter gesponnen mit dem Dichter Klaus und letztendlich dessen Sohn Robert, der sich während der Zeit der freien Liebe in das Mädchen Laura verliebt. Im „Cloud Atlas“ hieß es immer wieder: Alles ist verbunden. Und damit waren verschiedene Welten, verschiedene Jahrhunderte gemeint. Aber es ist viel einfacher. Schon der kleine Kreis einer einzigen Familie hat so viele Geschichten zu erzählen, dass er Stoff für mehr als ein Buch hergeben würde. Vielleicht, und das wäre meine Hoffnung, kann dieser Film als Anregung dazu dienen, in der eigenen Familie mal wieder ein wenig zu forschen. Die meisten Kinder haben das gemacht: Opa, wie hast du Oma kennen gelernt? Aber haben wir damals schon alles gefragt und vor allem alles verstanden? Würden unsere Fragen heute genauso ausfallen wie die vor 10 oder 15 Jahren? Und die Antworten?
Einen Kommentar zum Darstellerbesuch von Kostja Ullmann und Wilson Gonzalez Ochsenknecht findet ihr hier.
Paula Linke
Das „Morgen läuft an…“ von letzter Woche findet ihr hier und das „Morgen läuft an…“ von folgender Woche hier.