Heimat?

Heimat: Was ist das eigentlich? In diese Frage verwickeln sich Oliver Goetschel, Thomas Witte und Christine Mertens in dem Stück HEIM//WEGE.

Am 23. Januar feierte das neue Stück der Lumpenbrüder Productions die Premiere im Gostner Hoftheater. Das Künstlerkollektiv um Laurent Gröflin und Christian Hansen bringt damit ein, wie auch das Gostner Hoftheater (mit seiner heimeligen Atmosphäre), abgemünztes Stück auf die Bühne.

HEIM//WEGE ist ein fragendes und humorvolles Stück über die Heimat und was sie für den Einzelnen bedeuten kann. Mit viel Humor und einem Augenzwinkern konfrontieren die drei Protagonisten den Zuschauer mit verschiedensten Vorstellungen und Bedeutungen von Heimat. Es werden Geschichten erzählt. Gedanken und Wünsche werden geteilt. Und es wird gestritten.

Dabei kommt dieses Stück mit fast nichts aus. Auf der durch ein Wellblech begrenzten Bühne steht ein Sofa. Dieses wird gedreht und gewendet und doch kommen die drei Protagonisten einfach nicht vom Fleck. Der Zuschauer kann sich köstlich amüsieren, wenn sich die drei SchauspielerInnen umständlich und in den absurdesten Verrenkungen über die Bühne bewegen um „ihren Platz“ zu finden und sich immer wieder neu im Raum zu positionieren. Mit kleinen Metaphern und komischen wie ausdrucksstarken Bildern wird dem Zuschauer Raum gegeben, sich seine eigenen Gedanken über die Heimat zu machen und seinen Assoziationen zu entfalten. Wie fühlt sich Heimat an? Ist Heimat nur eine Utopie? Mal erkennt sich der Zuschauer wieder, mal lässt er sich von philosophischen Ideen berühren oder es reizt ihn sogar zu antworten. Es werden aber auch Tabus in unserer Gesellschaft angerissen. Dürfen wir als Deutsche überhaupt Heimatgefühle haben? Und spielt die Heimat in unserer globalisierten Welt überhaupt noch eine Rolle? Leben wir nicht in einer „grenzenlosen“ Welt in der das Wort Heimat seine Bedeutung schon längst verloren hat? Oder kann es sein, dass das Heimatgefühl gerade dadurch immer mehr an Bedeutung gewinnt? Was bedeutet es, Heimatlos zu sein?

Ein Stück, das Fragen stellt und den Zuschauer sehr spielerisch zum Nachdenken bringt, ihn mitnimmt, in den Bann zieht und unterhält, was nicht zuletzt der Spielfreude der Schauspieler geschuldet ist. Dabei werden Klischees aufgegriffen und zugespitzt, nur um sie dann wieder in unkonventionellen Situationen aufzulösen. Auch lebt HEIM//WEGE von schnellen Stimmungs- und Szenenwechseln, bei denen die Schauspieler immer wieder herausgerissen werden, oder aus satirischen Haltungen in Melancholie verfallen. Der Zuschauer findet sich wieder in einem atmosphärischen Raum, in dem sich Text, Musik und Lichtstimmungen zu einem Ganzen verbinden.

Insgesamt ist HEIM//WEGE eine leichtfüßige und trotzdem vielschichtige Collage, die den Zuschauer mit einem warmen Gefühl und vielleicht ein paar persönlichen Antworten in die „Heimat“ – was auch immer das sein mag – entlässt…

 

Julia Sommerfeld

Wer die Aufführung noch sehen möchte: Hier die weiteren Termine !

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