Igel, Kichererbsenragout oder doch lieber Leber?

Patricia Achter, das neuste Mitglied der re>flex-Redaktion, war beim Poetry Slam im E-Werk!

Nicht jeder ist Fan der Band „Blumentopf“. Vielleicht sind deswegen so viele Zuschauer am 16. Dezember zu dem von Jan Siegert moderierten Poetry Slam ins E-Werk gekommen. Bei dem Dichterwettstreit ist fast alles erlaubt – ob satirische, poetische oder improvisierte Texte. So unterschiedlich der Slam, so unterschiedlich die Teilnehmer. Nur eines haben sie gemeinsam: Jeder hat acht Minuten Zeit, das Publikum von sich zu überzeugen.

 

Special Guest Nikita Gorbunov leitet mit „wunderschönen“ oder gar „romantischen“ Liedern den Poetry Slam ein. Ihm folgt der erste Teilnehmer Nils Frenzel, der mehrere Texte in den acht Minuten unterbringen will. Das gelingt zwar nicht ganz, aber die Zuschauer sind begeistert. In einer makabren Geschichte erzählt er beispielsweise, wie er einen Igel platt gefahren hat. Sein Fazit: Bei Sommerreifen wäre das Abkratzen schneller gegangen. Mit einem völlig anderen Text tritt Frank Klötgen an. In dem Gedicht bringt er Charlotte Roche mit der Finanzkrise in Verbindung – denn seltsamerweise erscheint immer dann ein neues Buch von ihr, wenn es wieder eine Krise gibt. Einem Feuerwerk an Wortspielen folgt die Erkenntnis: „Der Finanzsumpf ist ein Feuchtgebiet.“ Es wird viel gelacht bei seinem Vortrag, wohingegen Ingo Winters anschließender moralischer Text eher nachdenklich macht. Seine kurzen Briefe an Frauen, Männer, Politiker und andere sollen zeigen, was in der Welt schiefläuft.

 

Markus Berg beschreibt in einer fiktiven Erzählung seine Odyssee vom Supermarkt zum Biergarten: Google Shit View warnt ihn unterwegs vor einem Hundehaufen und seine Mutter überwacht ihn mit der Facebook-Childhood-App. Kritisch, aber auf lustige Weise, wird von einer technisierten Zukunft erzählt. Im starken Kontrast dazu steht Linn Penelope Micklitz‘ schwermütiges Gedicht von einer kaputten Beziehung. Ein (Ex-)Paar beschuldigt und beleidigt sich. Es gelingt dem nächsten Teilnehmer Bumillo aber sehr schnell, die Zuschauer mit dem Text „Kichererbsenragout“ wieder zum Lachen zu bringen. Er erzählt von einem Studenten, der in der Mensa eine Kommilitonin erblickt. „Mit einem Dolch kann man jemanden erdolchen, kann man mit einem Blick jemanden erblicken?“, fragt er sich.

 

Als Nächstes stellt Sven Kemmler eine innovative Idee vor: Er will Computerspiele für Senioren einführen, z. B. „Alter Ego-Shooter“. Die Gegner in dem Spiel sind „Jüngere, die cooler sind als du“. In Alex Burkhards Vortrag spielen Computerspiele keine Rolle. Er zeigt sich als Motivationstrainer, der für seine Rede über die „Anatomie des Erfolgs“ begeisterten Applaus erntet. Mit feinsinnigem Humor bringt er verschiedene Körperteile im Text unter („Gehn Sie Leber was trinken!“).

 

Schließlich berichtet Denise Anhölcher von einer etwas anderen Beziehung. Die Protagonistin liebt einen Mann, der sie nicht liebt. Und als er mit anderen Frauen zusammen ist, macht sie für ihn mit ihnen Schluss – und zwar buchstäblich: Sie bringt sie um. Der schwarze Humor kommt gut an, doch am Ende gewinnt Alex Burkhard, der ein grandioses Finale hinlegt. Sein Thema: Cliffhanger im realen Leben. Worum es dabei geht?

 

Ende.

 

Patricia Achter

 

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