Französische Präsidentenküche vs. beste Erzählerin seit Forrest Gump – Morgen läuft an…

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Morgen läuft in den Manhattan-Kinos der Film „Die Köchin & der Präsident“ an – mit einer berauschenden Catherine Frot – und in den Lamm-Lichtspielen  erwarten uns die „Beasts of the Southern Wild„. Während der erste Film uns Studenten als Publikum vielleicht nicht wirklich anspricht, tut das der zweite Film schon. Denn wer von uns liebte nicht Forrest Gump und seine herrlich ehrliche Art, die Dinge zu betrachten und zu kommentieren. Genauso eine Erzählerin wir uns in „Beasts of the Southern West“ versprochen, in der kleinen Hushpuppy. Sie ist ein kleiner, riesiger Grund, mal wieder ins Kino zu gehen. Nicht vergessen: Studententag (5 Euro) ist montags im Manhattan und Donnerstags im Lamm.

Die Köchin und der Präsident – ein Film von Christian Vincent, u.a. mit Chaterine Frot und Jean d’Ormesson

Es ist erstaunlich, in welchem Alter Menschen ihr Schauspieltalent entdecken. Der 1925 geborene Jean d’Ormesson war sein Leben lang erst Journalist, dann als Schriftsteller mehrerer Romane  und seit 1950 als Generalsekretär des „Internationalen Rats für Philosophie und Geisteswissenschaften“ in Frankreich bekannt. Mit 87 Jahren stand der gute Mann das erste Mal vor einer Spielfilmkamera. In „Die Köchin &  Der Präsident“ schlüpft er in die Rolle von Francois Mitterand, der sich von der Landküche seiner Köchin Hortense Laborie begeistern lässt und anfängt, mit ihr zusammen in alten Erinnerungen zu schwelgen.

Hortense ist sehr überrascht, als man sie eines Tages bittet, aus der französischen Provinz nach Paris umzusiedeln, wo man ihr eine Stelle als Leibköchin des Präsidenten im Élyssée-Palast anbietet. Gern stellt sie sich dieser Herausforderung und dank ihrer forschen und unkonventionellen Art schafft sie es bald, sich in der Männerdomäne des Palastes zu behaupten. Doch als der Präsident immer öfter in ihre Küche kommt, um dort bei einem Glas Wein und leckeren Gerichten in Kindheitserinnerungen zu schwelgen, taucht ein Neider nach dem anderen auf und so ist es nicht verwunderlich, dass Hortense bald die Nase voll hat und sich lieber in ein Station in der Antarktis versetzen lässt.  Dort trifft sie auf eine junge Reporterin, der sie ihre Erinnerungen aus dem Palast schildert.

Vincent erzählt in erfrischenden, amüsanten Bildern die wahre Geschichte der Leibköchin von Francois Mitterand, der einzigen Frau, die für ihn kochen durfte. Natürlich geht es dabei die ganze Zeit auch um die französische Kochkunst, die Appetit in jedem Zuschauer weckt.

Beast of the Southern Wild – ein Film von Benh Zeitlin, mit Quvenzhané Wallis als Hushpuppy

Fast klingt es nach einer Geschichte wie der in „Big Fish“ oder eben der in „Forrest Gump“; Geschichten, in denen nicht genau klar wird, was der Wahrheit entspricht und was der Fantasie des Erzählers entsprungen ist. Hushpuppy, das kleine Mädchen aus den Südstaaten bindet dem Zuschauer jedenfalls eine ziemlich haarsträubende Geschichte auf: Sie lebt hinter den Deichen, in einem kleinen Ort namens Bathtub, wo es noch die meisten Feiertage auf der Welt gibt. Und die Bewohner wissen noch, wie man Feiertage feiert! Als eines Tages ein großer Sturm eine riesige Flutwelle über die Bayou-Siedlung schwappen lässt und prähistorische Monster aus ihrem langen Schlaf aufweckt, ist Hushpuppy eine der wenigen, die sich dem Unvermeidlichen stellen.

Der Film hat in Cannes die Goldene Kamera gewonnen und wird als „Filmwunder“ gefeiert. Das liegt vermutlich an der Kleinen, aber auch an der interessanten Ortswahl der Bayous rund um New Orleans, wo man Stürme noch mit Partys begrüßt und Verstorbene mit extravaganten Feiern ehrt. Dort haben die Menschen noch eine große Traditionslandschaft und tief in dieser Landschaft ist der Film von Benh T’Zeitlin und seinem Team verwurzelt. Lassen wir uns überraschen. Vielleicht ist dieser Film tatsächlich mit „Forrest Gump“ zu vergleichen und auch wenn man diesen niemals ersetzen könnte, wäre es doch schön, mal wieder einen solchen Film zu sehen ohne immer wieder auf die „Run, Forrest!“-Szenen zurückgreifen zu müssen.

Paula Linke

Das letzte „Morgen läuft an…“ findet ihr hier und das „Morgen läuft an…“ der folgenden Woche hier.

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