Überall bunte Fäden und Stoffe!

Was ein Sonntagsspaziergang mit Coffee to go durch den Schlosspark werden sollte, endete im Kunstmuseum Erlangen –  im Loewenichschen Palais, Nürnberger Str. 9 – in einer kleinen Ausstellung mit dem Namen „Konzept Textil II – Stoffwechsel“. Gerade rechtzeitig zur Vernissage stolperten wir die schmalen Holzstufen in die erste Etage empor und wurden oben am Treppenabsatz begrüßt von einem älteren Herrn mit schlohweißem Haar.

Hinter einem kleinen Tisch saßen zwei ältere Damen, den Katalog über die Ausstellungsstücke vor sich liegend. Es war relativ viel los, da oben, es rannten sogar ein paar Kinder durch die wunderschönen Räumlichkeiten mit Stuck an den Decken. Die ausgestellten Bilder selber haben alle das gleiche Thema: Textil, Faden, Stoffe, Farben. Die Umsetzung konnte allerdings ganz unterschiedlich ausfallen: Da fand man am Boden liegende, mit Wollfaden umwickelte Äste; an einer Wand hingen auf Seidentuch gedruckte Fotos von ausgebreiteten Kleidungsstücken, gerahmt von aufgespannten Tüchern, Cord-und Samtstreifen; wieder an einer anderen Wand hatte sich jemand die Mühe gemacht, kleine Reliefe aus Gips mit einem Faden nach dem anderen zu bekleben, um auf diese Weise spannende Muster zu erzeugen. Zwei Ausstellungspunkte gefielen mir aber wirklich: Jemand hatte aus bunten Samststoffen wunderschöne verschlungene Muster geschnitten und damit auf einer großen Fläche die Form von ausgebreiteten, schwingenden Röcken gezaubert. Und in dem großen Raum über dem Backwerk hatte die Künstlerin die weißen Säulen in Jeansbeine gesteckt, aus deren Hosentaschen bunte Tücher quollen. Wer genau hin sah, entdeckte auch die Frau mit der schwarz-weißen Bluse und das Kind im Matrosen-Look.

Vielleicht war das nicht meine Lieblings-Ausstellung und ich hatte absolut nicht das Bedürfnis, die einzelnen Arbeiten zu hinterfragen. Das Thema schien mir zu sehr von und für Hausfrauen gemacht. Andererseits, was gibt es Netteres, als an einem Sonntag Vormittag in eine kleine, feine Vernissage zu stolpern. Im Pressetext der Ausstellung steht: „Der Kontext der textilen Konzepte der fünf Künstler/innen konfrontiert z.T. die gewohnte Sicht- und Denkweise des Betrachters, ohne dabei die stoffliche Sinnlichkeit zu verlieren.“ Und vielleicht gibt es unter unseren Lesern ja Menschen, die wirklich sehr gern mit Stoffen zu tun haben und für die kann diese Ausstellung ein kleines Mekka sein.

Wer sich angesprochen fühlt, oder wer auch einfach mal einen weiteren kleinen Teil der Architektur Erlangens von Innen entdecken will, für den steht die Ausstellung bis zum 2. Dezember dienstags bis freitags 11-18:00 Uhr und samstags, sowie sonntags von 11-16:00 Uhr offen.

Paula Linke

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