Jugend forscht!

Tagtäglicher Graus eines jeden Studenten

Wer sagt eigentlich, dass das Engagement über die Pflichten hinaus nach der Schule aufhören muss? Eben. Und wer hat schon mal bei der Recherche zu Hausarbeiten keine Widersprüche in der Sekundärliteratur entdeckt? Ja, eben. Ich persönlich musste beim Ableisten der Pflichtlektüre (vor allem für Buchwissenschaft!) teilweise mehrere Tipp- oder Rechtschreibfehler pro Seite in Kauf nehmen, die auch bei wechselnden Autoren oder geringerem Umfang nicht weniger wurden. Ist es normal, dass Einführungstexte nicht redigiert werden oder ist das in Ordnung, solange die Aufsätze „nur“ für Studenten sind? In dem Umfang, der mir untergekommen ist, sind solche Formfehler sowohl ungewöhnlich als auch unangebracht, gerade wenn es um die Aneignung von Fachwissen geht, egal für welches Publikum die Inhalte gedacht sind.

Aber darüber kann man hinwegsehen, immerhin entstehen ja keine sinngemäßen Veränderungen oder gar Verfälschungen. Doch auch die Aussagen mancher Texte strotzen nur so von offensichtlichen Widersprüchen, sind unzureichend belegt oder völlig unverständlich geschlussfolgert. Auch Wissenschaftler machen Fehler, sie sind ja schließlich auch nur Menschen. Und kein Gesetz der Welt schreibt eine bestimmte Qualifikation vor, die es erst erlaubt, wissenschaftliche Texte beurteilen zu können. Wenn ausreichend Kenntnis über ein bestimmtes Themengebiet vorausgesetzt werden kann, spricht nichts dagegen, als Student nicht auch mal gestandenen Experten etwas entgegenzusetzen. Natürlich sollte man sich ausreichend Zeit für die sorgfältige Recherche nehmen, den eigenen Text im Gegensatz zu manchen Veröffentlichungen mindestens zwei-, wenn nicht dreimal Korrektur lesen, um Formfehler zu vermeiden und sich Feedback von einem Dozenten holen, um das Selbstvertrauen in das eigene Wissen bestenfalls zu stärken oder sich schlimmstenfalls von seinem Vorhaben abbringen zu lassen.

Tagtäglich bekommt man während des Studiums vermittelt, wie wichtig es ist, dem Vorgesetzten kritisch gegenüber zu stehen und kein Fachwissen unreflektiert aufzunehmen. Widerworte sollten unseren Lehrkräften also nur recht sein, sofern sie besser fundiert sind als die Werke, denen sie gelten. Und bloß keine Angst davor, für die eigene Meinung wiederum selbst zerfleischt zu werden. Das wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin passieren, denn die Forschung gleicht vielmehr einem blutigen Schlachtfeld als einem harmonischen Nebeneinander verschiedener Ansichten. Doch solange die eigenen Aussagen den Kriterien wissenschaftlichen Arbeitens entsprechen und sachlich bleiben, sage ich: Nur Mut, students for science!

 

Christina Tittus

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