Semesterferien! Und schon bald wieder vorbei. Also die letzten Wochen nutzen und montags immer mal zum Studententag ins Manhatten gehen – oder donnerstags in die Lammlichtspiele. Denn hier kostet der Spaß nicht so viel wie in den großen Kinos und es laufen oft die besseren Filme (außer man steht ausschließlich auf Blockbuster). Oft. Nicht immer. Hier ein Überblick über die aktuellen Tops und Flops des Independent-Kinos. 4. „Starbuck“von Ken Scott, Lammlichtspiele:
Süße Idee, unterhaltsam umgesetzt, gegen Ende zu sehr „tränendrüsendrückend“, zu viel Gruppenkuscheln. Das waren meine Gedanken nach dem Kinobesuch. Süße Idee deshalb, weil es um einen vertrottelten Mittdreißiger geht, der eine Mission erfüllen muss, bevor er wirklich ein verantwortungsvoller Vater und Partner sein kann und weil er feststellen muss, dass seine vor einigen Jahren im großen Stil gespendeten Samen 533 Kindern ins Leben verholfen haben, von denen nun 142 das Geheimnis um die Identität ihres Erzeugers, der nur unter dem Namen „Starbuck“ bekannt ist, lüften wollen. Was tun? Der Frau seines Lebens kann David Wozniak nicht erzählen, dass er sich in Zeiten des Geldmangels einen nach dem anderen runtergeholt hat – sie findet diesen Kerl, diesen „Starbuck“, von dem alle reden, widerlich, ja, geradezu pervers. Gleichzeitig interessieren ihn die Persönlichkeiten dieser vielen Kinder schon. Und so zieht er los, jedes dieser Kinder kennen zu lernen, ihnen bei einigen ihrer Probleme beizustehen und sich zu ihrem Schutzengel aufzuschwingen, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Aber so einfach ist das nicht und David Wozniak (Patrick Huard) muss endlich lernen, Verantwortung zu übernehmen und nicht mehr nur an sich zu denken.
5. „Das Schwein von Gaza“, Sylvain Estibal, Lammlichtspiele :
Was für ein abschreckendes Plakat. Dabei stellt sich der Film als poetisch und intelligent heraus. Man folgt der Geschichte des unbeholfenen Fischers Jafaar, dem nach einem Sturm statt der ohnehin oft ausbleibenden Fische ein vom Transporter gefallenes Schwein ins Netz geht – eine Strafe Gottes vermutlich, denn Schweine gelten in Gaza als unreine Tiere. Das gilt also sowohl für die Palästinenser als auch für die jüdische Bevölkerung. Verzweifelt, auf eine für den Betrachter jedoch urkomische Art und Weise, versucht Jafaar das Schwein auf dem schnellsten Wege los zu werden – doch vergeblich. Letztendlich geht er einen heimlichen Handel ein.
Die herzerfrischende Komödie von Sylvain Estibal zeigt auf kluge und humorvolle Weise die Situation im Nahen Osten. Sie bietet zwar einen sehr idealistischen Lösungsvorschlag, aber abgesehen davon eine Menge von guten Gedankenanstößen.
Zum Schluss möchte ich einen Film empfehlen, der Großes verspricht:
6. „Am Ende eines viel zu kurzen Tages“, Ian FitzGibbon, Manhattan:
„Superhero“heißt das Theaterstück nach einem Roman von Anthony McCarten. Jetzt wurde der Roman von Ian FitzGibbon auf eine spektakuläre und gleichzeitig sensible Art und Weise verfilmt.
Donald (gespielt von Thomas Brodie-Sangster) hat Krebs. Das ist vermutlich nicht mehr zu ändern. Und er hätte auch keine Angst, wäre da nicht die eine Sache, von der er fürchtet, sie niemals erleben zu dürfen: Liebe und Sex mit seiner Traumfrau. Donald ist 15 Jahre alt und hat natürlich genau die gleichen Träume wie alle anderen Jungs in seinem Alter. Aber wer will schon einen von Chemotherapie geschwächten Freund? Scheiße!
Und deshalb flüchtet sich Donald in die Welt des Comics, in der er – der unzerstörbare Superheld – gegen alle fiesen Ärzte und deren heiße Krankenschwestern antreten kann und er der Herr über sein Schicksal ist. Er zeichnet gut, sehr gut, aber bei seinen Eltern stößt er mit seinen anzüglichen Zeichnungen auf Unverständnis. Einem Einzigen gelingt es den Jungen tatsächlich zu verstehen und ihm seine größten Träume zu entlocken: Dr. Adrian King (Andy Serkis). Und dann gibt es da noch dieses Mädchen…
„Am Ende eines viel zu kurzen Tages“ läuft zur Zeit in den manhattan-Kinos ab 18.30 Uhr. Viel Spaß beim Genießen!
Paula Linke