Töten – ein Diskurs

Das Kunstpalais in Erlangen lädt ein vom 31.03. bis zum 17.06.2012, ein tabuisiertes, aber ebenso gegenwärtiges Thema unter die Lupe zu nehmen. In elf Räumen begegnet der Besucher verschiedensten Herangehensweisen an den Gegenstand des Tötens. Die Künstler entwickeln auf individuelle Weise eine Sprache für das Unaussprechliche. So nutzt Parastou Forouhar die Symbolik des Schmetterlings und lädt diese mit Bedeutung auf. Umso näher man dem Mosaik aus bunten Schmetterlingen kommt, desto mehr Gewalt und Grausamkeit offenbaren sich. Gleichzeitig verweist sie mit dem Symbol des Schmetterlings auf ihre eigene Geschichte und die ihrer Eltern, iranische Oppositionspolitiker, die 1998 in ihrem Haus ermordet wurden. Schmetterling, das ist die Bedeutung von Parwaneh, dem Namen ihrer Mutter.

In der Ausstellung wird gesellschaftliche und persönliche Relevanz vereint. Hier nimmt die Kunst direkten Bezug auf die Realität und bedient damit nicht nur einen künstlerischen und ästhetischen Anspruch, sondern schafft neue Anreize für einen gesellschaftlichen Diskurs. Andererseits werden die Grenzen der Kunst ausgelotet. Was darf die Kunst und was nicht? Wie bei der Arbeit No Fun von Eva und Franco Mattes, bei dem ein Selbstmord auf der Internetplattform Chatroulette fingiert wird.

Die verschiedenen Arten des Tötens werden durch die Thematisierung von Krieg, Selbstmord, Killerspielen oder Attentaten mithilfe visueller, klanglicher, sprachlicher oder auch materieller Gestaltung dargestellt und reflektiert. Dabei spielen die Künstler sowohl mit dem Schock als auch mit der Stille. Es wird ein ungewohnt direkter Blick auf das Töten gewagt, ohne jedoch den Zuschauer in die Position eines Voyeurs zu zwingen. Er wird gefesselt, ohne die Distanz zu dem Thema gänzlich zu verlieren.

Die Ausstellung bietet dem Besucher ein intensives Erleben. Sie zeigt sich ergreifend, unvermittelt und schockierend. Auf kreative Weise wird ein Thema bearbeitet, dem sich wohl keiner entziehen kann. Es bleiben eindrucksvolle Klangmomente und Bilder. Eine interessante, abwechslungsreiche und eindringliche Ausstellung – auf jeden Fall einen Besuch wert.

Julia Sommerfeld

Ausstellung Töten
31.03.2012-15.06.2012
Kunstpalais Erlangen
Begleitprogramm (externer Link zu einer PDF-Datei)

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