Die Zeiten, in denen die Menschen kulturell herumgeschubst und bevormundet wurden sind vorbei. Heutzutage kann dank Internet jeder seine Meinung in Blogs äußern, eigene Texte verbreiten, Videoclips zeigen und seine CDs selbst zusammenstellen, denn wer hört heute schon noch Charts, die von Plattenfirmen diktiert werden?
Und nun werden sogar die Blockbuster in den Kinos angegriffen: Wie das alles genau funktioniert, erklärt das Zauberwort Crowdfunding.
Was das genau ist, erklärt „Capital C„, How the crowd liberates itself, in einem kleinen Film: „Timmy“ Timon Birkhofer hatte sich im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit für das Phänomen interessiert, das in den Vereinigten Staaten schon länger bekannt ist. Kickstarter heißt eine amerikanische Website, die ausschließlich kreative Projekte fördert, und zwar mit Hilfe seiner Fans. „Hier passiert gerade etwas ganz großes. Und wir wollten dabei sein“, sagt Jan vom Team „Capital C“ begeistert. Er ist Teil einer Gruppe von sechs Leuten, zur Hälfte aus Franken, die Crowdfunding ausprobieren und bekannt machen wollen.
Gerade die weltweite Vernetzung durch Social Media wie Facebook, Myspace und Twitter kommt den Kunstschaffenden zu Hilfe. Sie machen durch Likes und Mundpropaganda die Projekte im Voraus bekannt und entwickeln so eine unaufhaltsame Eigendynamik. Aber noch einmal von vorn.
Nehmen wir an, es gibt eine Band, die gerne eine Platte herausbringen möchte. Sie hat schon einen kleinen Fan-Stamm aufgebaut, aber kein Eigenkapital. Nun geht es also darum, ihr Projekt, also die CD, den Fans so schmackhaft zu machen, dass sie das Geld zusichern, dass die Band veranschlagt hatte, um die CD zu produzieren. Mit einer Frist, wann das Geld zusammengekommen sein muss, kann es losgehen. Als Dankeschön für den spendenden Fan gibt es dann zum Beispiel eine von Hand signierte CD, Konzertkarten oder Backstage-Pässe, das kann die Band selbst bestimmen. So kann man die Banken und deren teure Kredite umgehen, die Musikindustrie auf einen neuen Weg bringen und gleichzeitig intensive Bande zu seinen Anhängern knüpfen.
Konkret ruft das Team von „Capital C“ (C steht für Crowdfunding) mit ihrer Website den „Schwarm“ dazu auf, 80 000$ zu investieren, damit sie einen Dokumentarfilm darüber drehen können. Also ein Film übers Crowdfunding, finanziert durch Crowdfunding. Außer einer Handvoll Bücher hat sich noch niemand intensiv damit auseinander gesetzt, daher der Doku-Film. Das Thema soll, da es aus den Vereinigten Staaten kommt, gleich international gedacht und realisiert werden. „Wir haben bestätigte Interviewpartner auf beiden Seiten des Atlantiks und unsere Unterstützer bei Kickstarter kommen mittlerweile aus mehr als zwanzig verschiedenen Ländern” erklärt Jan. Tatsächlich ist die Liste der zugesicherten Interview-Partner eindrucksvoll:
Der Gründer von Wikipedia Jimmy Wales oder der Design Director der Obama Kampagne sind nur zwei der zahlreichen genannten Persönlichkeiten.
Mit einer Spende von mindestens 1 $ ist man dabei und ab 10$ läuft der eigene Name schon im Filmabspann! Jeder darf mitmachen und jeder darf so viel geben, wie er möchte.
Kommen bis zum 1. Juni 2012 allerdings nicht die angestrebten 80.000$ zusammen, fällt das Projekt aus, das ist das Alles-oder-Nichts-Prinzip. Doch Capital C erfährt große Resonanz, über 200 so genannte „backers“ unterstützen das Projekt bereits, es ist bereits viel Geld versprochen worden, beinahe drei Wochen bleiben, das Ziel zu erreichen. Beinahe drei Wochen bleiben EUCH, Capital C bei ihrem Vorhaben zu helfen. Und dann seid ihr es, die eure Projekte so finanzieren und veröffentlichen könnt!
Der Kulturmäzen seid ihr.
Und hier geht’s zur Website: www.capitalc-movie.com, oder ihr schaut euch Capital C auf Facebook oder Twitter an.
Johanna Meyr
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