Einmal arglos an einem Blumengeschäft vorbeiflaniert, bemerke ich: Hier hat wohl Eros zu viele Pfeile verschossen.
Wie, heute ist der 14. Februar, na und? Richtig, ich habe natürlich einen der für Floristen und Chocolatiers ökonomisch wichtigsten Tage vergessen. Den Tag des Märtyrers Valentin. Tod durch Enthauptung. Wie romantisch!
Da esse ich doch gleich im Andenken einen Teller Nudeln mit schwarzer Soße. Das machen nämlich
die Südkoreaner zwei Monate später, wenn sie heute leer ausgegangen sind. Noch ein bisschen Pfeffer?
Einfühlsamer gedacht kann man belegen, dass die Beliebtheit des viel genannten Valentinstags auf ein Gedicht des englischen Schriftstellers Geoffrey Saucer zurückgeht, „Parlament der Vögel“, aus dem 14. Jahrhundert.
In dem Traumgedicht will ein Dichter etwas über die Liebe lernen und wird im Schlaf zum Garten der Liebe geführt. Dort balzen gerade die Vögel, die Tauben in ewiger Treue, dem Kuckuck ist dann doch die Liebe mit wechselnden Partnern lieber.
Zurück in die Wirklichkeit: Kein Wunder, dass Deutschland rosarot sieht, kam doch der Trend aus den Vereinigten Staaten höchstpersönlich, in Form der Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg; sie beschlossen einen Valentinsball zu feiern, und das in der mittelfränkischen Hauptstadt Nürnberg. So ging es los und weiter bis heute, wo einem unschuldigen Bürger die Augen übergehen vor lauter Zuckerzeug in Herzchenform. Nebenbei: Der Druck den Partner fürs Leben zu finden, also den Prinzen auf dem Schimmel, die immer fröhliche und hübsche Haus-Karriere- und Ehefrau, mit der man knuddelige Kinder haben kann, steigt dabei nur minimal. Da fällt mir doch die hübsche Werbung von Dating-Seiten („Den kultivierten Partner finden Sie nur hier!“) ein, die da lauten: „Ich suche eine Frau, mit der ich Cicero lesen kann. Im Original.“
Diese ganze Traurigkeit kam wohl vom großen Teich zu uns herüber geschwappt, oder was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen, sehr geehrter Herr Walt Disney? Mit Ihrem „Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage!“, wen wollen Sie damit im 21. Jahrhundert, der Zeit der Trennungen und Scheidungskinder noch beeindrucken? Leider immer noch zu viele.
Es regt sich allerdings auch schon Protest unter den Wutbürgern: So wird sich auf facebook in exklusiven Kreisen nur noch Happy Horny Werewolf Day gewünscht.
Dies sei das echte heidnische Fest, das ganz viele dreckige und nicht-jugendfreie Handlungen mit einbezieht. Tiefdunkel statt rosarot.
Ich gehe jetzt eine Kerze anzünden. Für den Märtyer Valentin.
Mit freundlicher Unterstützung von de.wikipedia.org
Johanna Meyr
Sehr geehrter Herr Eros Valentin,
herzlichen Dank für das Interesse an meinem Artikel und den Hinweis. Zugegeben, dieser Aspekt war mir unbekannt. Vielleicht sollte die Blumenindustrie ebenfalls verstärkt darauf aufmerksam machen.
Des Weiteren danke ich für den Hinweis der Rosen aus „ökologisch verantwortlicher Quelle und auch unter Fair-Trade-Aspekten“, denn ein einfacher Rosenkauf kann auch anders ausgehen als erhofft:
http://bit.ly/wCFmT3
Noch einen schönen Abend am Tag der Verliebten!
Mit freundlichen Grüßen,
Johanna Meyr
Liebe Frau Meyr,
leider haben Sie zu erwähnen vergessen, weshalb der gute St. Valentin hingerichtet wurde: fürs Verheiraten verliebter Paare nämlich, genauer gesagt von Paaren, bei denen der Mann Soldat war und dem es deshalb eigentlich untersagt war, sich emotional zu binden – aus Mobilitätsgründen, nehme ich an. Das ganze Fest kann also auch als pazifistisches Statement (Make Love Not War!) gegen das kontemporäre Mobilitätsparadigma gelesen, darüber hinaus jede für St. Valentin gekaufte Rose als Aufbauhilfe gesehen werden (so sie denn aus ökologisch verantwortlicher Quelle und auch unter Fair-Trade-Aspekten verantwortungsvoll erstanden wurde).
Herz(!)lichst,
Eros