Das Leben ist … springen!?

@Jochen Quast: Robert Naumann

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Dort hockt Titus. Auf dem Dachfirst, bereit zum Sprung. Wie eine Krähe, geduckt, abwartend. Und bis zum Ende weiß man nicht: Springt er nun oder tut ers nicht?

Die Krähe ist in Jan Sobrie’s Stück etwas Gutes. Sie verschafft dem Jungen für 10 Sekunden Aufmerksamkeit und hüpft nachts unter dem Bett hervor, voll von Träumen und du kannst dir einen aussuchen. Titus wählt immer den gleichen. Und der ist dann wunderschön. Wenigstens der. Denn tagsüber läuft es bei Titus nichts wirklich prickelnd. Ziemlich scheiße sogar.  Sonst bräuchte er nicht springen.

@Jochen Quast: Robert Naumann

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Er ist der Sohn eines Fleischers, geht in psychiatrische Behandlung und schreibt an die Wände seines Zimmers. Vielleicht wird er Schriftsteller. Die sind auch nicht normal. Allerdings: Titus mag seinen eigenen Kopf haben, er mag ein wenig irre sein, zu aggressiv vielleicht. Irgendwo muss die Energie eines Jugendlichen ja hin. Aber erschreckend sind die erwachsenen Menschen um Titus herum! Sie sind so viel kranker. Als Titus das versteht, weiß er plötzlich nicht mehr, ob er wirklich springen soll. Das Leben ist viel zu schön, um zu springen?

Die Krähe – voller Träume – und du kannst dir einen aussuchen. Der vielversprechende junge Schauspieler Robert Naumann (zuletzt zu sehen u.a. in „Faust. Der Tragödie erster Teil.“ und „Ein Sommernachtstraum“, demnächst in „Warten auf Godot“) entführt eine Stunde lang in einen Traum: mit viel Dynamik erzählt er auf einem unglaublich präsenten und spannenden Bühnenbild (Lydia Hofman) die wildesten und abstrusesten Geschichten. Er ist traurig – der Text – und ernst. Doch Jérome Junod (Regie) und Robert Naumann gelingt es, ihm die nötige Spielerei zu entlocken, die es braucht, um ihn zu lieben. Und dann beklemmen die schweren Momente noch mehr.

@Jochen Quast: Robert Naumann

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Es ist spannend zu beobachten, wie selbst die quirligsten 14-Jährigen nach wenigen Minuten ganz still und konzentriert werden. Dieses Stück geht sie tatsächlich etwas an und die Inszenierung beweist es.

Man wacht auf, geht aus dem Theater hinaus und davor sitzt eine Krähe. „Und, welchen Traum wählst du?“

„Titus“ wird dieses Jahr noch am Donnerstag, den 15.Dezember 10.00 Uhr und am 17.Dezember 17.00 Uhr in der Garage aufgeführt.

Paula Linke

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