Das war es dieses Jahr wieder mit dem Poetenfest. Mittendrin hat das Reflexmagazin ein Interview geführt mit Bodo Birk, dem Hauptverantwortlichen für die Erlanger Festivals. Wie er das Poetenfest bei Regen und Kälte empfindet, worauf er sich dieses Jahr besonders freut, wer bestimmt, welche Poeten kommen, das hat er hier erzählt.
Reflex: Es hat mitten im Poetenfest einen großen Temperatursturz gegeben. Was ist schlimmer, 36 oder 16 Grad?
Birk: Der hätte von uns aus gerne ein paar Tage später kommen dürfen, wir wären gerne draußen gewesen. Das wird jetzt nicht möglich sein. Aber zu große Hitze ist sicher auch der Konzentration nicht gerade förderlich. Das Wetter kanns einem nie recht machen. Zum Glück haben wir die Möglichkeit, innen und außen das Festival zu machen. Ein bisschen fehlt vielleicht die Idylle. Anderseits werden die Bücher dadurch nicht schlechter und morgen haben wir gute Hoffnung dass wir draußen sein können. Wir wollen nicht unzufrieden sein.
Wie viele Zuschauer werden denn ungefähr erwartet?
Das ist leider auch wetterabhängig. 10000 Besucher haben wir eigentlich immer beim Poetenfest. Auch wenn wir bei Regenwetter drin sein werden. Vielleicht erreichen wir unsere Wunschzahl von 12 000.
Auf welchen Programmpunkt freuen Sie sich dieses Jahr besonders?
Das ist ganz schwer zu sagen. Es gibt natürlich welche, auf die ist man etwas stolzer oder es gibt welche, bei denen ist man besonders nervös. Ich bekomme selber natürlich sehr, sehr wenig mit. Ich versuche überall mal reinzuhören, um ein bisschen Gefühl dafür zu bekommen. Aber natürlich heute Abend Liao Yiwu, da sind wir sehr aufgeregt, haben selten einen Gast aus fremden Kulturen beim Poetenfest und da alles richtig zu machen, da sind wir sehr aufgeregt
Die meisten Programmpunkte sind entweder sehr günstig oder ganz umsonst. Wie finanziert sich das Poetenfest?
Birk: Das Poetenfest wir in allererster Linie von der Stadt Erlangen finanziert. Früher war das Poetenfest ganz eintrittfrei. Mit den zunehmenden Veranstaltungen in den Abendstunden, an verschiedenen Spielstätten, mit den zunehmenden Diskussionspodien, die mit mehreren Gästen nicht geizig besetzt sind, wird das sehr kostspielig. Das war irgendwann nicht mehr aufrecht zu erhalten.
Den Kern des Poetenfests sehen wir in der Literaturvermittlung, also Leuten die Gelegenheit zu geben, voll und ganz einige Tage einzutauchen in das Thema Literatur, ohne gleich riesige Kosten zu haben. Das ist schon ganz wichtig fürs Poetenfest und das soll auch beibehalten werden
Die Stadt Erlangen finanziert drei Viertel und der Rest wird finanziert über die Eintrittsgelder, über einen Zuschuss vom Freistaat Bayern, über den umstrittenen Hauptsponsor AREVA und dann mit dem Pinverkauf und dem Verkauf von Programmheften.
Unter welchen Gesichtspunkten werden die Poeten ausgesucht?
In erster Linie ist die Aktualität wichtig. Wir wollen, dass das Poetenfest Herbst-Neuerscheinungen präsentiert, und nehmen aber auch besonders wichtige und besonders erfolgreiche Frühjahrsbücher noch mit ins Programm. Und dann spielt bei der Auswahl der Kreis der Moderatoren eine wichtige Rolle. Verena Auffermann, Wilfried Schoeller, Hajo Steinert, Florian Felix Weih, Dirk Kruse, Maike Albath, Michael Braun, ich hoffe, ich habe niemanden vergessen. Sie sind nicht nur die Moderatoren des Festivals, sondern der Beraterkreis, das Kuratoriumsgremium. Sie machen uns auf Bücher aufmerksam, die sie für besonders interessant und wichtig halten und daraus entsteht dann das Programm. Also Qualität und Aktualität.
Viele Veranstaltungsräume, im Schloss zum Beispiel werden sehr schnell voll. Dann müssen viele am Boden sitzen oder stehen. Was kann man dagegen tun?
Das Schloss ist nur ein Ausweichspielort. Die Orangerie wird derzeit saniert und eigentlich sollen diese etwas vertiefenden Gesprächspodien und die speziellen, aus dem Nachmittagsprogramm etwas hervorgehobenen Buchpräsentationen sind eigentlich in der Orangerie angesiedelt. Die wird hoffentlich, toitoitoi (er klopft auf den Tisch) nächstes Jahr fertig, und dann wird es auch wieder einfacher sein. Erstens ist in der Orangerie etwas mehr Platz als im Senatssaal im Schloss. Aber vor allem hat die Orangerie die Möglichkeit, dass wir Lautsprecher nach draußen stellen, dass wir die Fenster öffnen und dass man bei schönem Wetter davorsitzen kann und zuhöre kann.
Wir versuchen ja, dass das Poetenfest so wirkt, als würde alles etwas zufällig passieren, aber das ist schoneine ganz schöne Logistik dahinter und das wird sich verbessern, wenn wir wieder in die Orangerie gehen können.
Worauf freuen Sie sich denn dieses Jahr am meisten?
Also ganz ehrlich, auf die letzte Veranstaltung (er lacht). Wenn Peter Kurzeck im Markgrafentheater liest, und erzählt, ich höre ihm sehr gerne zu. Ich mag ihn sehr gerne und das wird dann schon ein besonderer Moment sein, wenn es dann geschafft ist. Wenn die Last von einem abfällt und es die erste Veranstaltung ist, die ich dann auch genießen kann.
Vielen Dank für das Interview!
Das Interview führte Johanna Meyr