In vielen Teilen der Welt gehen die jungen Leute auf die Straße. Ob in Chile für freie Bildung, in Israel gegen zu hohe Mietpreise, in Spanien gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Doch längst geht es nicht mehr um ein konkretes Ziel, sondern um eine tolerantere, freiere Gesellschaft.Gegen die Finanzmärkte, gegen die Ohnmacht der Bürger in der Demokratie, gegen alles, was grundsätzlich falsch läuft. Auch auf dem Erlanger Poetenfest ist man mit der ein oder anderen Diskussion auf dieses Thema eingegangen.
Jetzt gibt es in Erlangen jede Woche die Möglichkeit, seinen Unmut kundzutun. Die Gruppe heißt „Echte Demokratie jetzt!“. Etwa 8000 Leute „mögen“ die Initiative deutschlandweit auf facebook. In Erlangen sind es bis jetzt nur eine Handvoll Leute, hauptsächlich Studenten, die allerdings gar nichts mit Politikwissenschaften zu tun haben. Sie haben erkannt, dass auch in unserem Land Vieles nicht mehr passt, deswegen haben sie sich ein Vorbild an Spanien (Democracia Real Ya) genommen. Jeden Dienstag treffen sie sich seit mehreren Wochen entweder auf dem Hugo oder auf dem Schlossplatz, breiten eine Decke aus und laden die Leute ein, sich mit ihnen zu empören.
Ihr Ziel ist es, eine Plattform zu schaffen, um zu diskutieren und zu informieren. Sie wollen einstehen für eine echte Demokratie und gerechtere Gesellschaft, und deswegen haben sie diese Gruppe ins Leben gerufen. Sie sind beinahe schon ein gewohntes Bild auf dem öffentlichen Platz, schließlich haben sie sich kurz nach dem 15. Mai gegründet, als in Spanien die Großproteste begannen und in einem großen Camping weitergingen. Echte Demokratie Jetzt! in Erlangen bekommt von den Passanten hauptsächlich positive Kritik für das, was sie machen. Die Gruppe findet den Austausch mit den Erlangern gut, alle lernen voneinander und können so herausfinden, wie die Gesellschaft ein bisschen besser werden könnte. Eingeladen ist jeder, es soll kein studentisches oder ausschließlich politisches Treffen sein. Sie diskutieren zum Beispiel über die hohen Renditen, die sich die Banken in die Tasche stecken, über die Privatisierung der Wasserwirtschaft in Fürth, über machthungrige Großunternehmen, die die Wirtschaft lenken.
Manche von ihnen wollen global etwas ändern, andere eher lokal arbeiten. Sie zählen viele weitere kleine Initiativen auf, die sich alle etwas zur Aufgabe zu machen. Sie sind offen gegenüber Vorschlägen, wie sie sich bekannter machen, wie sie etwas ändern können.
Wer sich dafür interessiert, wer etwas ändern oder sich informieren will, sollte sich Dienstag abend ab halb sieben, sieben in der Stadt aufhalten. Wer will, findet dort die echte Demokratie bestimmt.
Johanna Meyr