Der Samstag beim diesjährigen Poetenfest war wetterbedingt eine Pilgerschaft ins Ungewisse. Eine der wenigen Veranstaltungen, die am vorgesehenen Ort stattfinden konnten, ist die Ausstellung „Druck & Buch“ im Foyer unter dem festen Dach des Schlosses. Wer bibliophil ist und Kaufkraft besitzt, könnte wie vorgeschlagen in krisensichere Wertpapiere investieren. Eine Auswahl auf dem Weg zum nächsten Event.
Die officin albis von Werner Niebel aus Garching bietet Raritäten an wie wie die Werke des vergessenen Poeten und Malers August Kapisch (1799-1853). Er hat im preußischen Heer gedient und neben Gedichten und Bildern auch ein Patent für einen Reiseschnellofen hinterlassen, der im Siebdruck gut rüberkommt.
Kasia Lewandowska von Orange-Medien aus Ingolstadt hat eine „Ich bin“ – Serie in Digitaldruck angefertigt, mit Gedichten von 50 Autoren auf erlesenem Papier, z. B. J.W. v. Goethes Gingko biloba.

Kasia Lewandowska ist vielseitig: Neben Grafik und bildender Kunst spielt auch die Musik eine große Rolle für sie
Eine Besonderheit, da sie mehrere Kunstarten kombinieren, sind Mini-CDs deren Musik von Gedichten inspiriert ist, die handgedruckt auf dem Begleitheft erscheinen, zum freundlichen Preis von 5 Euro das Stück. Ein Beispiel sind japanische Haiku von einem zeitgenössischen Dichter. Lewandowska reist viel, wobei sich oft ein musikalischer Auftritt, eine Ausstellung oder eine Kombination daraus ergeben.
Rolf Lock aus der Papierstadt Düren zwischen Köln und Aachen fertigt kalligraphische Unikat-Bücher an, meistens Einzelstücke für Sammler: Ein großes Leporello mit einem Gedicht des persischen Dichter Hafis aus dem 13. Jahrhundert (siehe Bild) oder ein Seepferdchen-Gedicht, in dem die Buchstaben sich auf dem Papier wie Seepferdchen verhalten.
Annette Vogel macht in ihrer ‚Vogelpresse‘ in München Arbeiten wie den Typozoo, Postkarten mit Tiermotiven, die aus Grundformen des Bleisatzverfahrens entstehen. Ihre ‚Bewegungsmelder‘ genannten großformatigen Alben kombinieren zu einem Text eine grafische Umsetzung, alles in Handarbeit. So bringt es ein Auszug aus dem „Versuch über den geglückten Tag“ von Peter Handke auf 190 Euro.
Ebenfalls Tiere, in figürlicher Darstellung mit geeignetem Gedicht gibt es in den Mini-Leporellos von der Schriftsetzermeisterin Christa Schwartztrauber, ebenfalls aus München zu entdecken.Seit über 20 Jahren setzt sie ihr handwerk traditionell und experimentell fort.
Johannes Häfner vom ICHverlag Häfner+Häfner in Nürnberg hat eigentlich ein Heimspiel, aber ein wirklicher Vorteil ist das für das Brüderpaar nicht. Sie bieten Malerei, Grafik, traditionellen Buchdruck und Skulpturen an. „Auswärts“, bekennt Johannes Häfner lakonisch, „ist das eine andere Welt“, was die Nachfrage betrifft. Er legt allein in Deutschland 40.000 km im Jahr zurück um Messen und Galerien zu besuchen. Ausstellungen hatten sie unter anderem auch in Taipeh und Dubai. „In Nürnberg ist das anders.“ Auch heute erwarte er eine Kundschaft, und wenn sie nicht kommt, „treffe ich sie auf der Frankfurter Buchmesse.“ Wenn man bedenkt, dass die Kunstwerke auch irgendwann irgendwo hergestellt werden müssen, eine erstaunliche Gelassenheit.
Thomas Werner
Das sieht alles total spannend aus! ich war immer nur da, als es so überfüllt war.. Da hab ich mich drum gedrückt. Das ist dann doch eine schöne Alternative als selbst dorthin zu gehen!