Gruseliger Ehrgeiz und viel Kunstblut – Macbeth

witches; Foto: Nora Manz

The three Witches; Foto: Nora Manz

Wenn sich grauer Nebel durch alle Ritzen des Experimentiertheaters drängt, weiß man, es ist wieder was los auf der Bühne, diesmal lässt die English Dramatic Society wie zu jedem Semesterende die Puppen tanzen.

Waren die letzten Produktionen hauptsächlich Komödien, sollte es nun eine klassische Shakespeare-Tragödie sein: „Macbeth“. Die große Truppe füllt die 33 (!) Charaktere spielend aus, gibt es doch allein drei Hexen, drei Mörder und vier Boten. Die textnahe Inszenierung unter der Regie von Kirsten Henry bleibt allein schon wegen der prächtigen, hauptsächlich in schwarz-weiß gehaltenen Kostüme (Alexandra Chlepas, Tanja Jacobs, Alexandra Worschech) im Gedächtnis: da waren Kettenhemden zu sehen, Lederharnische und die Hexen trugen einfache rote Baumwollkleider, die ihre animalische Spielweise wunderbar unterstrich. Nur der Mantel, Hut und Aktentasche tragende Rosse (Erik Baumann) wollte da nicht so recht hineinpassen in seinem Beamtenaufzug und wirkte so unfreiwillig komisch.

Macbeth und seine Frau; Foto: Nora Manz

Macbeth und seine Frau; Foto: Nora Manz

Der Zuschauer wusste schon, dass alles ein böses Ende nehmen würde, als er die bereits vom Wahnsinn angelächelte Lady Macbeth (wunderbar gespielt von Alexandra Chlepas) barfuß auf die Bühne schreiten sah. Die ehrgeizige Frau wollte den Thron und sah ihre Chance mit dem militärischen Sieg ihres Mannes Macbeth (Thomas Mulhearn) gekommen, nur schwankte dieser und wollte überredet werden. Seine stets nach hinten geneigte Körperhaltung wies schon früh auf ein Ungleichgewicht hin. Doch die beiden liebten sich, das konnte man nur zu oft beobachten, wenn sie sich in Titanic-Haltung gegenseitig Mut zusprachen. Wer hier die Oberhand hatte, wurde schnell klar. Doch zuvor musste der Schachspielende König Duncan (Francis Henry) zur Strecke gebracht werden.  Die Tat selbst geschah off stage, allerdings kehrten alle, die die Leiche gesehen hatten, bis zum Ellenbogen mit Blut beschmiert zurück, als hätten sie gerade bei einer Kalbsgeburt geholfen. Später ging man dann nicht mehr so zimperlich mit dem Publikum um, da wurden Macduffs drei Kinder und Ehefrau auf offener Bühne erstochen, wie auch Banquo (Alexander Augustin-Bugg) und ein weiterer Gegner Macbeths. Die Hexen

Dinnerparty; Foto: Nora Manz

Dinnerparty; Foto: Nora Manz

rissen im Ausdruckstanz derweil ein Schaf entzwei und wurden von Hecate (Simone Albrecht) mit einem Schlaflied beruhigt. Musikalisch begleitete das Stück Evgenij Zelikman an Gitarre und Klavier.

Der dem Whiskey stark zugeneigte Pförtner (Taufan Halim) ragte heraus, aber auch der alles nieder wälzende und laute Lennox (Laura Pagan) bleibt präsent.

Die schwere englische Shakespeare-Sprache macht es dem Zuschauer nicht leicht, dem Stück zu folgen, wurde doch jedes „hadth“, „thee“ und „thy“ originalgetreu übernommen. Die unheimliche Stimmung wurde jedoch deutlich durch die eingespielten verzogenen Geräusche und die Lichtshow.

Ein gelungener Gruselabend mit Englisch-Lerneffekt. Man darf sich bereits jetzt auf nächstes Semester freuen!

Johanna Meyr

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