Heute Party bei Giovanni

Manchmal ist das kleine Schwarze wichtiger als eine Beziehung. Oder aber es schafft die Grundlage zu mehreren. Draufgänger Giovanni ist dieser Ansicht. Er weiß knappe Kleidung bei seinen schlüpfrigen Frauen-Bekanntschaften zu schätzen, nur in das traditionelle Adress-Büchlein passen seine Eroberungen nicht mehr. Deshalb muss Angestellter Leporello (Jörg Eberle) dokumentieren, wenn die Affären nach einer Nacht ad acta gelegt werden.

Mozarts dreistündiges Opernwerk „Don Giovanni“, gekürzt auf etwa die Hälfte, wird zu „Giovanni“. Modernisiert und leicht verändert verfällt der Schwerenöter seiner Leidenschaft, den Frauen. Und sie verfallen ihm reihenweise. Im Experimentiertheater lässt sich das Publikum verführen. Am Anfang klingt es noch etwas dünn, denn ein Klavier, eine Flöte, und zwei Streicher können trotz Können kein Orchester ersetzen. Doch dann gewinnt das Stück allmählich an Kraft. Die Stimmen der Sänger sind bezaubernd. Besonders beeindruckend Nikola Roschitsch, die als Anna ihren toten Vater betrauert. Wieder und wieder. Und dann schließlich Rache schwört. Alles auf Italienisch, denn das ist leichter zum Singen und hört sich auch besser an. Auch Ludwig Fischer als Klischee beladener Latino kann überzeugen. Entweder das, oder der Wein steigt der Damenwelt auf Giovannis Bühnenparty zu Kopf. Kichernd werden vom weiblichen Publikum Komplimente entgegengenommen, bis Giovanni sich mal wieder mit einer Dame hinter die Bühne zurück zieht.

Sexsucht soll ja eine ernsthafte Krankheit sein, wofür der Betreffende keine Schuld trägt.  Leider wissen die anderen Charaktere davon nichts und Giovanni landet für seinen leichten Lebensstil im Feuer. Schade, er war ja so charmant.

Magdalena Naporra

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.