Das Licht geht aus, es wird langsam dunkel. Die Redakteurin kuschelt sich in ihren roten Sessel und blickt erwartungsvoll auf die Leinwand vor ihr. Sie ist aber nicht einfach nur mal so im Kino, nein. Am 1. Juli hat Ki’ta:so wie jedes Semester zum traditionellen Kurzfilmabend eingeladen. Und diesmal hat sich die Gruppe Großes vorgenommen: Sie warten mit zwei ganzen Kurzfilmtagen auf, in denen einiges passieren soll: Neben einem Podiumsgespräch am Freitagabend wurde die Sanduhr aufgestellt: In 24 Stunden sollten zwei Filmteams mit von Ki’ta:so gestellter Ausrüstung jeweils einen Kurzfilm drehen und schneiden. Die Bedingung: Drei Begriffe müssen verwendet werden, nämlich: „Deja-vu“, „Taschenlampe“ und der Satz: „Tu das nicht“. Die meisten Filmemacher haben damit schon Erfahrung, denn viele Wettbewerbe laufen ähnlich.
So sind die meisten Filme, die am Kurzfilmabend gezeigt werden, entweder eine Abschlussarbeit oder für einen Wettbewerb produziert worden. Die Filmemacher kommen aus der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg, aus der Filmhochschule Ansbach, aus der Friedrich-Alexander-Universität, oder doch extern. Die Genres der Filme reichen weit: Animationsfilme, Thriller, Comedy, Musikvideos, Werbespots oder Dokus, die manchmal nur wie eine aussehen, aber gar keine sind:
Alisa Wimmer hatte sich zum Beispiel überlegt, wie sie ihre Urlaubsvideos mit Meer- und Großstadtaufnahmen weiterverwenden könnte: Also hat sie einfach ein paar Spielzeuggiraffen überdimensional groß in die Filme geschnitten, eine philippinische Künstlerin dazu erfunden, Tula Leemes, und schon war die Mockumentary fertig. Damit gewann sie mit „Tulas Leemes“ dann auch gleich den 4. Platz. Martin Kießling ging da konventioneller an die Arbeit: das Ende einer Beziehung ist ein immer wieder gerne genommenes Thema und damit gewann „Kalte Asche“ auch den 5. Platz. Doch damit nicht genug: Der Regisseur trat mit zwei Filmen an und ging mit zwei Preisen nach Hause! In „Mein grüner Daumen“ konnte mit dem Überleben der Grünpflanze der Freundin gerade noch die Beziehung gerettet und der 2. Platz ergattert werden.
Experimenteller ging es in dem Film „Pavor“ zu: Die Menschen in Gasmasken und die im Wald stehende Holzkiste lösen Beklemmung aus? So hatten sich das auch Alina Kalass, Ingo Polster und Alisa Wimmer gedacht. Sie haben sich gegenseitig von ihren Ängsten erzählt und die dann visualisiert, damit gewannen sie den 3. Platz.
Den ersten Platz machte der Animationsfilm „Durchgebrannt“: Er erzählt von der tiefen Freundschaft zwischen einer zerfledderten Motte und einer tapferen Glühbirne. Vierzehn Monate lang saßen Thomas Schienagel und Michael Haas an der Produktion und das hat sich auch gelohnt.
Alles in allem wieder ein spannender Kurzfilmabend, grandios moderiert von Katharina und Rüdiger.
Wer den Abend gestern verpasst hat, hat heute noch mal die Chance: um 15:15 Animationsfilme, um 16:30 Dokus, ab 18 Uhr Best-Of und danach die Präsentation der beiden 24-Stunden-Filme, alles im Manhattan-Kino. Viel Spaß!
Johanna Meyr