„Quo vadis Gostenhof“ – Gostenhof lebt!

Volk, Staat, Freiheit, Demokratie, Identität. Kein leichtes Unterfangen, sich mit diesen  sehr starken Themen auseinanderzusetzen. „Quo vadis Gostenhof“ jedoch besticht mit der angenehmen Atmosphäre des Spielortes (Gostner Hoftheater) und kleinen Szenen mit einem ausgewogenen Mix aus Ernst, Leichtigkeit, Tragik und Humor. Ein kleiner Einblick in die Aufführung.

Mit ihren Szenen entführen die Macher in andere Gedankenwelten und finden dafür immer wieder neue Formen der Darstellung. Und oft sind die Texte so schön, dass man sie am liebsten mitschneiden und immer wieder anhören möchte, wie das Hörbuch zum „Kleinen Prinzen“. Wunderschöne Geschichten werden einem da erzählt, spannende Perspektiven aufgemacht und viele Wahrheiten ausgesprochen. Fast schon ein wenig zu viele, um sie sich alle durch den Kopf gehen zu lassen. Aber der Eindruck von etwas sehr Lebendigem und Innovativem bleibt. Und Gostenhof scheint wirklich der beste Ort für eine solche Art des Theaters zu sein.

Irgendwann geht das Gefühl dafür verloren, was auf dieser Expedition durch das Viertel schon einfach zur Gegend und ihren Farben, Geräuschen und Menschen gehört oder noch zur Performance. Eines steht fest: Man bekommt während einer solchen Aufführung eine ganz andere Wahrnehmung für die Dinge, die einen umgeben. Wenn man sich nicht sicher ist, was echt ist und was gespielt, dann gibt man plötzlich jedem Detail eine unglaubliche Bedeutung. Wie durch die Augen eines Kindes.

Als mein Kollege Manuel Weißhaar und ich am Freitag, den 06.05. die Aufführung besuchten, lief für die kurze Zeit von zwei Stationen ein dreijähriges Kind in unserer Gruppe mit. Wir hatten es wohl an der Station von „Salz und Pfeffer“ aufgesammelt. Schon dort hatte es gesessen und irgendwann erstaunt gerufen: „Das ist Quatsch. Das ist Quatsch, was der Mann da macht!“ Und: „Da werden doch die Hände dreckig. Haben die Waschlappen?“ Auf dem weiteren Weg lief es vorn, sehr an dem Mann interessiert, der da mit Kreide auf den Gehweg malte und von Freiheit sprach. Unglaublich entrüstet war es, als er einen Strich an die Hauswand machte und dazu der Option Raum gab, ungehorsam zu sein. „Das darf man nicht,“ sagte es. Es gibt nichts Schöneres, als kleinen Kindern beim Nachdenken zuzuhören. Und es passte so gut! Einerseits wurden wir selber angehalten, die Dinge mal wieder aus einer anderen Perspektive zu betrachten und Fragen zu stellen und andererseits war da dieses kleine Kind, das ganz ehrlich seine eigenen Fragen stellte. Was für eine Bereicherung.

Und außerdem ist ein Kind auch immer wieder ein Anlass, sich zu unterhalten. Denn auch darum geht es: Sich auszutauschen darüber, was man gesehen hat und was man erlebt. Vielleicht kennt man sich (viele der Zuschauer kamen aus Gostenhof selbst), vielleicht aber auch nicht. Und dann ist es so nett, miteinander ins Gespräch zu kommen. Auch wenn es nur um Kleinigkeiten geht.

Spielerisch und phantasievoll war der Abend mit alle seinen Stationen, jede Sequenz für sich ein Traum. Die Lumpenbrüder Productions und ihr Team haben auf diese Arbeit viel Zeit und Energie verwendet und die haben sich auf jeden Fall gelohnt. Und es lohnt sich, die Aufführung zu besuchen! „Quo vadis Gostenhof“ kann ich Ihnen nur sehr empfehlen. Informationen über weitere Termine und die Anfahrt finden Sie unter www.gostner.de .

Viel Spaß!

 

Paula Linke

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