Ist Nostalgie nicht das sehnsüchtige Zurückdenken an jemanden oder etwas, das vergangen ist? Was gäbe es in Zeiten von facebook, e-book und dem wikipedia-Buchgenerator Nostalgischeres als einen Laden voll alter, handwerklich gebundener Bücher, die liebevoll betreut auf neue Freunde warten, die angefasst, beschnuppert und gelesen werden wollen? So ein Laden ist das Antiquariat Der Rabe von Ellinor Lang am Neustädter Kirchplatz. In der Nachbarschaft eines Orthopädie-, eines Friseurgeschäfts und dem Eine-Welt-Laden wirkt das Antiquariat Der Rabe leider noch nostalgischer, weil Frau Lang ihren Laden bald schließt. Seit dem 1. April ist Ausverkauf. In Erlangen gibt es zuwenig Kundschaft für gebrauchte Bücher und für Raritäten, nur drei „manische Sammler“, wie Frau Lang mit dem Blick durch ihre Brille erklärt. Die Leute geben ihr Geld lieber in anderen Städten aus. Studenten und junge Leute bis 30 hingegen „dürfen alles.“ Auf Nachfrage dürfen sie, über die Brille hinweg geblickt, „drei Stunden lesen und ein Reclam kaufen“. Es sei wichtig, dass sich junge Leute überhaupt in eine Buchhandlung gehen trauen, deshalb sieht Frau Lang die Besuche ihrer jungen Kundschaft mehr unter dem pädagogischen Aspekt. Dabei findet man bei ihr oft Bücher, die es nirgendwo anders mehr gibt. Das Spektrum an Themen ist weit gefächert, von großformatigen Kunstbänden bis zur Kiste mit Gedichtheften, von antiken bis zu zeitgenössischen Autoren, Lokalgeschichte, Fachliteratur von ehemaligen Erlanger Professoren bearbeitet… Bücher, die jedes ihre eigene Geschichte erzählen könnten. Oder man fragt Frau Lang, so lange sie noch da ist… was für ein Verlust!
Sie geht zurück nach Hamburg, wo im späten 20. Jahrhundert ihr Antiquariat Der Rabe schon mal existierte. Heute, wo es Links und Apps und URLs gibt, sind Visitenkarten auch etwas nostalgisch, aber praktisch, und schöne Souvenirs.