Bäume, Landschaften und Menschen – mit diesen Motiven beschäftigen sich in der laufenden Ausstellung eyes wide open des Erlanger Kunstmuseums acht FotokünstlerInnen aus der Region. Ihre Werke entstanden mit Hilfe moderner Computertechniken. Die Ergebnisse zeigen Formen der subjektiven Wahrnehmung.
Eine Steigerung der Abstraktion erreicht Maria Maier aus Regensburg mit ihren Rundformaten, in denen Fotografie und Malerei kombiniert werden. Es scheint, als spiegele sich die Fotografie in der Malerei. Klare Linien verschwimmen und Realismus wird zu Abstraktion. Auch Sabine Freudenbergers „tausendjährige Eichen“ sind keine naturalistisch abgebildeten Bäume, sie werden mit digital erzeugten Lichteffekten inszeniert und sublimiert. Eine Inszenierung sind auch die Werke des Nürnbergers Michael Wanner im Separée 2 des Kunstmuseums. Das Farbenspiel seiner Bilder wird durch Beleuchtung mit Neonlicht intensiviert und entfaltet erst dadurch seine Wirkung.
Der Erlanger Fotograf und Kommunikationsdesigner Jürgen Hinterleitner will mit seinen seriellen Porträts südafrikanischer Townshipbewohner die Würde von Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe Diskriminierungen ausgesetzt sind, aufzeigen. Am Menschen waren auch Gerd Dollhopf und Wolf-Dietrich Weißbach interessiert. Dollhopf erstellte Porträts von russischen Dorfbewohnern und ihrer Umgebung. Seine Fotografie-Serien sind betont nah am Leben und Alltag der fotografierten Menschen.
Bei Weißbach stehen dagegen der nackte Körper und dessen Inszenierung im Mittelpunkt. Die hochformatigen Bilder an der Längsseite des neuen Saals (der größte Ausstellungsraum im Kunstmuseum) ziehen mit teilweise provokanten Darstellungen den Blick der Betrachter auf sich. Die lebensgroßen Aktstudien zeigen unbekleidete Frauen und Kinder aus verschiedenen Perspektiven, in verschiedenen Haltungen oder Konstellationen. Die Personen sind entweder in Gruppen oder allein mit einem alltäglichen Gegenstand (Fahrrad) oder anderen, eher nicht-alltäglichen Dingen (Glasaugen, toter Bock) dargestellt. Fast akrobatisch wirken die Haltungen. Eine Mutter hält ihren Sohn an den Füßen mit dem Kopf nach unten fest („Eine Frage der Erziehung“). Eine andere Mutter trägt ihre Tochter und deren Tochter („Drei Generationen“) und symbolisiert auf amüsante Weise eine intime Mutter-Tochter-Enkelin-Beziehung. Ob gestapelt, verschränkt oder verrenkt: Weißbach verwandelt den menschlichen Körper in ein Experimentierfeld.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 17. April im Kunstmuseum im Loewenichschen Palais. Der Eintritt ist für StudentInnen frei. Das gilt übrigens für alle Ausstellungen im Kunstmuseum.
Julia Heiserholt
Lehrreicher Post. Bereichernd, wenn man das Thema auch mal aus einer anderen Perspektive beschrieben lesen kann.
Da würde ich auch gerne reingehen, danke für den tollen Artikel!