Wo ist nur die Zeit geblieben?

„Student müsste man sein, die haben immer so viel Zeit.“, dringt eine Stimme von einer älteren Dame in mein Ohr, während ich auf dem Weg zur Uni bin. Aber haben Studenten wirklich so viel Zeit? Erfüllen Studenten wirklich das Klischee des ewigen Feierns, wie man es aus unzähligen amerikanischen Trash-Teenie-Filmen kennt?

Die Zeit ist die Last eines jeden Studenten. Viele wünschen sich einen 48-Stunden Tag, um überhaupt das zu schaffen, was sie sich vorgenommen haben. Neben dem prall gefüllten Wochenplan mit suspekten Seminaren und kuriosen Vorlesungen, wo man dank Anwesenheitspflicht immer da sein sollte, muss der Student diese auch noch vor- und nachbereiten. Dies gelingt jedoch viel zu selten, da viele Studenten neben dem Studium mit einem Nebenjob ihre Kasse auffüllen, um monatlich über ihre Runden zu kommen. Dann muss man sich auch noch um seine Freunde kümmern, denn die wollen ständig auch etwas von einem. Sei es ein Gespräch über seine Sorgen oder Unterstützung beim Lernen des Stoffes, den man rein geprügelt bekommen hat. Und zu guter Letzt muss auch das eigene Apartment, sofern man alleine wohnt, in Schuss gehalten werden, da sich ja doch mal spontaner Besuch ankündigen könnte.

Es ist kein Wunder, dass ständig der kleine weiße Hase aus Alice im Wunderland im Kopf mit seiner Taschenuhr herum hantiert und schreit: „Keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit!“. Der Student lebt also in ständiger Zeitnot und wünscht sich nichts sehnlicher als mal eine Pause, aber in Zeiten, wo man zum Workaholic mutieren muss, ist keine Zeit für eine Pause. Stattdessen heißt es sich organisieren und alles unter einen Hut bringen. Denn fängt einmal der Klausurstress an, dann ist die Koordination seiner eigenen Tätigkeiten das A und O zum Überleben. Ansonsten kann man sich gleich neben der Titanic im Meer begraben, denn wenn man überfordert ist, gelingt nichts mehr.

Daher ist man als Student ein Arbeitstier, das härter arbeitet als so manch anderer im wirklichen Berufsleben. Im Gegensatz darf dieser noch Studiengebühren bezahlen, wo das Gefühl besteht, das diese im Nirgendwo verpuffen. Die Hoffnung sitzt aber dennoch in den Semesterferien, wo man ansatzweise zur Entspannung kommt, wenn man nicht gerade massenweise Hausarbeiten schreiben muss, die auch noch mit Terminen befristet sind. Sobald dieses geschafft ist, bleiben meist nur zwei bis drei Wochen Zeit, wo der Student wirklich zur Ruhe kommen kann bis das nächste Semester beginnt und der Zeitmangel von vorne beginnt.

Adrian Baumeister

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