Von Plätzchen bis Zigaretten: Kurzfilmabend von Ki’ta:so!

Alle Filmfans konnten sich am 5. Februar freuen: Ki’ta:so veranstaltete wieder einen Kurzfilmabend im Manhattan Kino in Erlangen.

Das Programm war so bunt wie abwechslungsreich: Von der zweiminütigen Sportsender-Station-ID bis zur 26-minütigen Dokumentation, animierte Filme oder Geschichten wie aus dem Leben gegriffen, langweilig wurde einem gewiss nicht. Sofern man denn das Privileg hatte, überhaupt ins Kino zu kommen. Die Karten gingen so schnell weg wie warme Brötchen, trotz Vorverkauf mussten viele wieder den Heimweg antreten.Going fishin'

Kitaso organisierte seine zehn Filme wie gewohnt in mehreren Blöcken, die Andrea Kuhn und David Müller anmoderierten und nach jeder Runde wurden den Filmemachern oder Helfern Fragen gestellt.
Im ersten Teil kam das traurige Schicksal von Zigaretten wörtlich zur Sprache. Andreas Deininger und Sven Rühl hatten sich die story von „Toba Co“ als Auftaktepisode einer Animationsserie überlegt. Darauf folgte die ergreifende Geschichte eines blinden Marathonläufers, der von Marco Küchler praktisch im Alleingang begleitet worden war zum Züricher 24-Stunden-Lauf. „In der Ferne ich selbst“ drückte auf die Tränendrüse, dennoch konnte man durchaus dem Protagonisten Jeffry Norris Respekt zollen, der durch falsche Entscheidungen im Leben erblindete und nun versucht, sich neue Ziele zu stecken. Den Abschluss machte  „Die Touristin“ von Sarah Makulik: Eine Oma möchte es ihrer Enkelin noch einmal zeigen: Sie tritt neben der maulenden Maria ebenfalls zur Aufnahmeprüfung fürs Tourismus-Studium an. Und das Ergebnis mag doch überraschen.

Der zweite Teil begann mit einer ganz skurrilen und wahren Geschichte: Eine Frau hatte 78 Löffel gegessen. Alle auf einmal. Wie ein Stillleben zeigte das Bild die nackte Frau, die die Silberlöffel umkost, sie liebevoll in den Mund steckt. Immer und immer wieder. Ihre Hände, ihr Mund und die glänzenden Löffel erzählen von der Obsession einer Frau. Kate Haase inszenierte „essLöffel“, sodass man als Zuschauer schlucken muss. Besser keine Löffel.

Auch der nächste Film beschäftigt sich mit dem Wiederholen eines Vorgangs: Jonas Kling zeigt in „Batterie“ einen Mann: er ist keine Persönlichkeit, sondern austauschbar, gefangen in der Monotonie des Alltags: Aufstehen, Frühstücken, Arbeiten, nach Hause fahren, Fernsehen, Schlafen. Jeden Tag aufs Neue. Doch da kommt immer wieder ein Anruf: „Komm raus“, sagt die Stimme. Bis er es tut. Der Wechsel von Glühbirnenlicht und Schatten, abgehacktes Tempo und Bilder wie von einer Wärmekamera halten den Zuschauer in diesem Experimentalfilm in Atem.
Den Abschluss machte Burak Ekin mit einer fiktiven Station-ID für den Sportsender Sport1. So heißen auch die Filmschnipsel, in denen Baseball-, Basketball- und Fußballspieler ihre Bälle durch die Gegend schießen. Schön gemacht, inhaltlich allerdings etwas leer.

essLöffelGanz anders im dritten Teil.
In „Redemption“ wurde in einer eindrucksvollen Kulisse erzählt, was passiert, wenn ein deutscher Soldat im zweiten Weltkrieg auf ein kleines jüdisches Mädchen trifft. Erneut hatte Andreas Deininger seine Hände an der Kamera, wie auch gleich im folgenden Film: „Verschiedene Sorten“ erzählt von der Qual eines jungen Mannes, der zum ersten Mal die Eltern der Freundin trifft. Und das zur Weihnachtszeit, wo Frau Mama doch so viele Plätzchen gebacken hat. Und wehe, er probiert sie nicht alle! Das kann eine frische Beziehung schnell an den Rand des Belastbaren bringen.
In „simulacrum“ ging es auch um Essen, Hühnchen oder Erbsen, diese Frage stellten sich Christian Scheck und Jonathan Albert. Der schüchterne Thomas ist in seine Nachbarin Emilia verliebt. Und auch mit ihr zusammen. Nur dass die stark geschminkte Blondine ihn manchmal vergisst. Oder nebenher einen weiteren Liebhaber hat. Und Thomas’ Freunde sie noch nie gesehen haben. Realität oder Fiktion? Thomas ist sich da selbst nicht so sicher.

Dafür scheint die Rolle des Protagonisten in dem 3D-Film „Gone fishin’“ von Rosa Niclas und Marcel Knüdeler recht klar: Ein gestrandeter Robinson Crusoe, als einzige Bezugsperson einen kleinen Papagei, fristet er fischend sein trauriges Dasein. Bis er, wie Ikarus, einen Fluchtversuch wagt, und in die Lüfte steigt. Ja, ja, jeder Mensch ist eine Insel…Gruppenbild

Vom Publikum wurden dann folgende Plätze gekürt: Platz 3 wurde „Simulacrum“, gefolgt von „essLöffel“ und Gone fishin’“. Das fanden die Vertreter der beiden ersten Plätze, beide von der Georg-Simon-Ohm-Hochschule für Film aus Nürnberg, ungewöhnlich. Normalerweise würden Komödien beim Publikum am besten ankommen, sagten sie einstimmig. Doch diesmal hatte sich das Publikum anders entschieden. Gut so.

Weitere Infos über Kitaso, den nächsten Kurzfilmabend oder -tage findet ihr auf Facebook und unter www.kitaso.de.


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