Das Weihnachtsabenteuer des kleinen Engels

WeihnachtsengelchenSie hörte leises Knistern und ein Flüstern. Leilana rieb sich die Augen, doch mit einem Schlag war ihre Müdigkeit verflogen und ihr fiel wieder alles ein: Heute war Weihnachten! Das erste, an dem der kleine Engel endlich mithelfen durfte. Lange, lange hatte sie warten müssen, bis ihre Flügel endlich kräftig genug waren und ihre Haare den goldenen Schein bekamen, wie bei den anderen Engeln.
Leilana war sehr aufgeregt. Ihre Aufgabe war es, die Geschenke mit dem richtigen Namensschild zu versehen, damit das Christkind auch wusste, wer es bekommen sollte.

„Steh auf, Liebes, heute ist dein großer Tag!“, zwitscherte Rosalind, der Engel, der sich immer um Leilana gekümmert hatte. „Heute darfst du endlich das besondere Kleid anziehen, das schon seit Ostern in deinem Schrank hängt! Hier hast du eine Tasse Schneeflocken-Tee, damit du auch munter wirst! Dazu noch einen Schuss Lamettaglitzer, das wird dich in Schwung bringen!“ Und mit diesen Worten war Rosalind auch schon wieder verschwunden. Eilig zog sich Leilana an, ließ den Tee vor lauter Aufregung stehen und eilte in die Zauberfabrik.
Dort waren schon alle auf den Beinen, die Feen, die Elfen, die Kobolde. Alle wuselten umher und versuchten so schnell wie möglich alles für das Christkind zu erledigen.

„Da bist du ja endlich, Leilana! Wir haben dich schon erwartet, du musst uns dringend helfen!“, riefen ein paar rosa glänzende Feen ihr entgegen. Leilana errötete leicht und eilte zu ihnen. Sie hoffte, gerade heute keine Fehler zu machen, schließlich hatte sie so lange dafür geübt. „Schau, das ist das Geschenkband, und hier sind die Namensschilder. Das musst du miteinander verknoten und dann an dem Geschenk befestigen, hast du das verstanden?“, erklärte ihr eine Fee noch einmal geduldig. „Ja, natürlich“, murmelte Leilana immer noch leicht beschämt. Glücklich begann sie und hoffte dabei, dass sie dem Christkind eine große Hilfe sein konnte.

Doch was war das, warum hatte sie plötzlich einen silbernen Schimmer vor ihren Augen? Kalamba, der Schelm, musste mit den Schlafkörnern vom Sandmännchen gespielt haben! Sie merkte, wie ihre Augenlider immer schwerer wurden. „Reiß dich zusammen!“ sagte sie sich. Da war es aber schon um sie geschehen und ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte, sank sie auf die weichen goldenen Kissen, die überall herumlagen.

Auf einmal wurde es sehr kalt um sie herum. Mühsam öffnete sie ihre Augen. Was war denn das? Alles war auf einmal weiß um sie herum, wie Zuckerguss! Und wenn Leilana es berührte, löste es sich auf. Was konnte das sein? „AAAAAHHH!“ Irritiert von dem Gebrüll wollte sie aufschauen, doch da war es schon zu spät. Ein schweres, nasses, buntes Etwas mit langen Holzlatten unter den Füßen war auf Leilana gelandet. Erschrocken vergrub sie sich im Schnee.

„Wer bist du denn?“
Schüchtern blickte sie die rotbäckige Person an. Sollte das etwa ein Kind sein, eins von den Wesen, die an Weihnachten immer Geschenke bekommen?
„Ich heiße Leiliana“, flüsterte sie ängstlich.
„Wo ist denn deine Jacke? Du wirst ja krank, sagt meine Mama immer. Ich bin Jasmin. Du kommst jetzt am besten mit zu mir, da ists schön warm.“
Jasmin half dem kleinen Engel auf und schnell kam Leilana ins Warme. Jasmins Mutter blickte sie neugierig an.
„Was hast du denn da auf dem Rücken? Sind das etwa Flügel?‘
„Jasmin, wo hast du das Mädchen denn her? Ach, wie auch immer, setz dich doch mal an den Kamin, ich bringe dir eine heiße Milch mit Honig. Heute ist doch Weihnachten.“
Immer noch zitternd ergriff Leilana die Tasse und schlürfte vorsichtig. Auch wenn der Tee ganz anders schmeckte, als bei ihr zuhause, trank sie ihn dankbar.

Verwundert blickte sie sich um. Überall waren grüne Tannenzweige aufgehängt, eine hölzerne Krippe stand auf dem Fensterbrett und gemütlicher Kerzenschein beleuchtete den Raum. In einer Ecke funkelte ein rot-golden geschmückter Tannenbaum. Vor ihr stand ein silberner Teller mit Plätzchen.
“Greif nur zu, du hast doch bestimmt Hunger“, sagte Jasmins Mutter. „Wo kommst du eigentlich her, wir müssen wohl deine Eltern anrufen?“

Da fiel es Leilana wieder ein: Das Christkind brauchte doch ihre Hilfe, denn heute war Weihnachten! Aber wie sollte sie zurück in den Himmel kommen? Und wie sollte sie Jasmins Familie erklären, dass sie eigentlich ein Engel war?

Plötzlich blinkte etwas hinter dem Fenster. Was war denn das? Neugierig blickte sie hinaus. Das war ja Rosalind! Wild mit den Armen fuchtelnd bedeutete sie Leilana, zu ihr auf den Schlitten zu kommen.
“Es tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen! Danke für den Tee“, sagte Leilana. Etwas enttäuscht war sie schon, dass sie ihre neuen Freunde so bald verlassen musste, aber vielleicht konnte sie sie bald wieder besuchen.

„Ja, sag mal, wo hast du denn gesteckt? Du weißt doch, dass du noch nicht auf die Erde darfst!“, begrüßte sie Rosalind tadelnd.
“Das ist also die Erde?“, staunte Leilana und versuchte sich alles genau einzuprägen. Den Schnee, die Lichter, die freundlichen Menschen.
“So, jetzt müssen wir aber wirklich los“, drängte Rosalind.
Leilana sprang auf den Schlitten und innerhalb eines Wimpernschlages hielten sie schon vor der Zauberfabrik.

Zu Leilanas Entsetzen musste sie mitansehen, wie das Christkind in feierlichem Kleid und Gesichtsausdruck bereit war, Geschenke auszuliefern.
“Was, es ist schon fertig? Aber ich wollte doch so gerne helfen!“, schluchzte Leilana verzweifelt.

Das bemerkte das Christkind und kam langsam auf den kleinen Engel zu.
“Nanu, ein trauriges Gesicht, und das zu Weihnachten? Was muss ich denn da sehen?“, sagte es sanft.
“Ich war auf der Erde und wollte doch gar nicht, aber es war sehr schön da, aber ich wollte dir doch eigentlich helfen, und jetzt …“
“Na, na, ist doch alles halb so schlimm. Ich hatte ganz viele andere Helfer. Du bekommst dafür eine ganz besondere Aufgabe: Du darfst jetzt mit mir kommen und die Geschenke mit mir verteilen. Gefällt dir das?“
Überglücklich fiel der kleine Engel dem Christkind um den Hals. „Oh, ja, sehr gerne!“

Und schon ging es los.
Als Leilana in Jasmins Haus kam, winkte sie ihr kurz zu.
Das war das schönste Weihnachtsfest, das der kleine Engel jemals erlebt hatte.

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