Die 30 Jahre, die das zweifellos legendäre Erlanger Poetenfest mittlerweile auf dem Buckel hat, wurde während der Festivalzeit im ersten und zweiten Rang des Markgrafentheaters anschaulich reflektiert. Die Ausstellung wurde vom Gründer des betagten Literaturfestivals und dem Journalisten Dirk Kruse zusammengestellt. Mit Foto- und Tondokumenten bot sie einen „audiovisuellen Spaziergang – gleichermaßen kurzweilig und erhellend“, wie es in der Eigenbeschreibung hieß.
Die Geschichte des Poetenfestes würde sicher Bücher füllen, aber die Ausstellung verzichtete auf viel Text und setzte ihren Schwerpunkt auf Bilder und Tondokumente. Letztere waren Aufzeichnungen vergangener Lesungen und Gespräche mit Autoren. Ein Pressespiegel, bestehend aus vergrößerten Kurzberichten mit zahlreichen Fotos vom Festivalgeschehen und teilnehmenden Personen, führte den Besucher durch die Poetenfeste von Beginn bis heute.
Das erste Poetenfest fand am 16. August 1980 erstmals eintägig auf dem Burgberg im Skulpturengarten von Heinrich Kirchner statt. Es gab ein „offenes Podium“, wo „Spontan-Lesungen“ möglich waren. Zwischen den Bäumen waren Spruchbänder aufgehängt und für die Kleinen wurde ein Puppentheater angeboten. In den folgenden Jahren wurde das Fest auf zwei, dann auf drei Tage (erstmals 1985) ausgeweitet.
Es war interessant die Entwicklung des Poetenfestes nachvollziehen zu können, zumal man als junger Mensch keinen blassen Schimmer davon haben kann, wie es „damals“ war. Vor allem die Bilder führen zur Erkenntnis, dass sich manche Dinge niemals ändern: die Fotografien von vorlesenden Autoren und zuhörenden Lesern, zuerst schwarz-weiß, dann zunehmend farbig, vermitteln den Eindruck eines friedlichen Gemeinschaftsgefühls, das aus der geteilten Liebe zur Literatur resultiert.
Veränderungen zeigen sich dafür umso mehr im Design der Programmhefte, die in Glasvitrinen zu sehen waren: In den 80 Jahren dominierten handgeschriebene Schriftzüge und Schreibmaschinentext, bis sich die Typografie in jüngerer Zeit zu differenzieren begann. Dasselbe gilt für die Poster. Schon anzusehen war die sichtbare Entwicklung in der Poster-Gestaltung von schlicht bis kräftig bunt.
Die Ausstellung erzählte nicht nur die Geschichte des Poetenfests, sondern auch die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen die Organisatoren zu kämpfen hatten und bis heute haben. Es schien fast auch ein Aufruf zur Unterstützung zu sein. Das sah man am Plakat von 1992, das auf provokative und anklagende Weise keine Bilder und keine Berichte zeigte, nur gähnende Leere. Damals konnte das Poetenfest bedingt durch die Sparmaßnahmen der Stadt nicht stattfinden.
Julia Heiserholt