Die mittlerweile dritte Buchkunst-Ausstellung fand Eingang in das Programm des Poetenfestes in Erlangen. Statt buchhandelstypischer Massenware bekam der Besucher die edlen Buchkunstwerke von 24 bibliophilen Kleinverlagen aus ganz Deutschland zu sehen und zu bewundern.
„Kunst“ sind sie allemal: Bücher, die sich durch eine hoch qualitative Ausstattung vom herkömmlich und billig produzierten Lesestoff deutlich abgrenzen. Die meisten im Erdgeschoss des Erlanger Schlosses präsentierten Werke waren aufwendig mit originalen Grafiken versehen. Beim vorsichtigen Umblättern der dicken, rauen Papierseiten stieg einem sofort der intensive Geruch der Druckfarbe in die Nase. Die hochwertigen Holzschnitte, Radierungen und Linolschnitte stammten meist von frei arbeitenden Künstlern und Grafikern.
Die Ansichtsexemplare auf den einzelnen Ständen schienen fast zu kostbar zum Anfassen. Viele Verleger gingen sehr locker mit dem Umstand um, dass sich auf den Ansichtsexemplaren wohl oder übel Gebrauchsspuren ablagern würden. Andere wiederum stellten weiße Stoffhandschuhe bereit mit dem Hinweis diese vor dem Berühren der Werke überzustreifen. Verständlich, denn die guten Stücke erscheinen in kleinen Auflagen von 20 bis 50 Exemplaren, wie in Erfahrung zu bringen war.
Die Freiheit der Gestaltung gilt definitiv auch in der Buchkunst. Die Formate, Materialien und Typografien bezeugten einen großen kreativen Freiraum. Viele Bücher könnten aufgrund ihrer Größe oder ihrer ungewöhnlichen Form niemals in ein Bücherregal gestellt werden. Verschiedenen Kuriositäten brachten sicher jedermann zum Schmunzeln, wie z.B. Buchseiten aus Wellpappe, Servietten und sogar Kaffeefiltern! Im Angebot waren außerdem Karten, Lesezeichen, Poster und weitere kleine, nette Dinge.
Die meisten Verleger sind merklich engagiert in ihrer Arbeit. Ausführlich und redselig erzählte zum Beispiel Klaus Raasch von der edition klaus raasch aus Hamburg von seinen Buchkünstlern und erklärte die eingesetzten grafischen Techniken.
Fest steht aber, dass Bibliophilie kostspielig ist. So kostet eine Ausgabe von Charles Baudelaires „Die Blumen des Bösen“ vom Dresdener Verlag widukind-presse stolze 680 Euro.
Aber Bibliophilie bedeutet ja nicht nur Sammel- und Kaufwut, sondern auch eine ausgeprägte Liebe zu Büchern, die sicher vielen Poetenfest-Besuchern eigen ist. So war die Ausstellung zu recht gut besucht, denn Bücher sind etwas fürs Auge… nicht nur beim Lesen.
Julia Heiserholt