Er kokst, hängt an der Nadel, trinkt regelmäßig und gibt sich mit Joints den Rest – und liest nebenbei noch aus Werken von Goethe, Benjamin Stuckkrad-Barre oder auch Walter Benjamin vor: Hermann Große-Berg präsentiert einen etwas anderen Literatur-Abend im Entla’s Keller auf dem Gelände der Bergkirchweih.
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Konfrontation im Theatercafé

Ein Mann, gespielt von dreien: (v. li.) Hermann Große-Berg, Charles P. Campbell, Ralph Jung. Bild: © Jochen Quast.
Das Erlanger Theatercafé als Spielort ist eine sehr gute Idee. Gut und wirkungsvoll. Die Aufführung von „Viel gut essen“ ereignet sich nämlich mitten unter den Zuschauern (oder sollte man besser sagen: Café-Besuchern?). Einige waren schon zum Essen hier, bevor die Vorstellung begonnen hat. Viele trinken ein Glas Wein oder einen Kaffee. Menschenmassen passen ohnehin nicht in den Raum. Es ist also eine gemütliche Atmosphäre unter Kurzzeit-Lebensabschnitts-Bekannten.
Bleiben oder sterben
„Ich werde nur einen Versuch brauchen“, sagt Amira überzeugt. Und meint einen Versuch, sich umzubringen – wenn sie aus Deutschland ausgewiesen wird. Den Satz sagt sie direkt in die Kamera. Das Video lädt sie auf YouTube hoch, wie die Zuschauer bei der Premiere von Heimat.com am 3. Juni in der Garage Erlangen erfahren. Medienkritisch, satirisch und aktuell ist Holger Schobers Stück.
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Flüchtlingsfrage und Elfenbeinturm

Die Podiumsdiskussion fand im Senatssaal statt.
„Hat die Universität die Aufgabe sich einzumischen oder soll sie in ihrem Elfenbeinturm bleiben?“ Das ist eine Frage der Literaturwissenschaftlerin und Diskussionsmoderatorin Christine Lubkoll am Abend des 11. April 2016. Der Tag, an dem die Ringvorlesung „Die Flüchtlingsfrage – interdisziplinäre Perspektiven“ mit einer Podiumsdiskussion eröffnet wird. Allein durch diese Veranstaltung, meint sie, verlasse man den Elfenbeinturm. Und der Vizepräsident für Internationales, Günter Leugering, spricht von den Chancen und Möglichkeiten des Diskurses an der Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Ob die Diskussion spannend wird? Weiterlesen
Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus?
„Lächeln Sie nicht zuviel. Ralph Jung probt Emilia Galotti“ – ein interessanter Titel, der nicht allzu viel verrät. Das Theater Erlangen zeigt im Rahmen der „Werkschau: Lessing“ vom 3. bis zum 8. März unter anderem dieses Stück. Im Interview mit Regisseurin Annika Schweizer geht es um die Inszenierung und das Männer- und Frauenbild in unserer Gesellschaft. Mögen alle Frauen pink und alle Männer Fußball?
kultur>kolumne: Flüchtlingspolitik im Theater
Sind Künstler politisch? Beschäftigen sie sich mit aktuellen Themen?
Sie müssen nicht, aber sie können. Dann ist Kunst nicht „nur“ ästhetisch oder schön. Dann hat sie eine Botschaft, regt zum Nachdenken an, gibt vielleicht den Anstoß zu Veränderungen. Wenn ein Thema die Gesellschaft so sehr bewegt, wie die Zuwanderung von Flüchtlingen, beschäftigen sich auch Kulturschaffende damit. Auf ihre eigene Weise.
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Hexen in der Hugenottenkirche
Salem 1692: 20 Menschen wurden hingerichtet. Mehr als 200 weitere der Hexerei beschuldigt. Nur durch Geständnisse und Denunziationen konnten Menschen der Todesstrafe entgehen. In vielen Fällen wurden sie gefoltert. Das Theaterstück Hexenjagd von Arthur Miller beruht auf wahren Begebenheiten.
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„Gott ist in einer Tüte“
In einer Tüte? Gott? So schnell kann ein Zitat, aus dem Zusammenhang gerissen, für Verwirrung sorgen. Und schon sind wir mitten im Theaterstück Unschuld, geschrieben von Dea Loher, inszeniert von Katja Ott am Theater Erlangen. „Gott ist in einer Tüte“, sagt der illegale afrikanische Einwanderer Fadoul (Patrick Nellessen) zu den anderen Charakteren. Verständnislosigkeit. Nur die Zuschauer haben eine Ahnung, wovon er spricht. Weiterlesen
Leiden und Lachen
„Die Leiden des jungen Werther“ muss Tragik, Trauer und – nicht zu vergessen – große Empfindsamkeit enthalten? Goethes Briefroman liefert von allem mehr als genug. 1774 kam das bei den Lesern gut an – so gut, dass Werthers Lösung für Liebeskummer reihenweise Nachahmer fand. Aber heute? Der Gefühlsüberschwang trifft nicht mehr ganz den Nerv der Zeit. Vielleicht auch besser so. Wo würde es denn hinführen, wenn sich jeder, der Liebeskummer hat, gleich umbringt? Das heißt aber nicht, dass man den klassischen Stoff nicht mehr auf die Bühne bringen kann. Wie es das Theater Erlangen getan hat.
Fanatisch Verehrte, verehrte Fanatische
Schwarz zeichnet sich die Silhouette einer Frau vor dem weißen Licht des Scheinwerfers ab. Kunstrauch, der an Nebel erinnert, wabert um sie herum. Der Rest der Bühne verschwindet in ungewisser Dunkelheit. Wo beginnt, wo endet die Bühne? Durch den Rauch und das Licht entsteht die Illusion von unermesslicher Tiefe und Weite. Vogelgezwitscher ist zu hören. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass hinter dem feinen Nebel ein Wald beginnt. Vielleicht auch Felder? Ein ländliches Dorf? Die Antwort überlässt Regisseur Thomas Krupa der Fantasie jedes einzelnen Zuschauers. Er sorgt dafür, dass aller Augen sich auf jene Frau richten, die in dieser Szene wie von einem Heiligenschein umgeben scheint: „Die Jungfrau von Orleans“.